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    Trumbo
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Trumbo
    Von Thomas Vorwerk

    It's an honor just to be nominated“ - Viele Chancen wird sich Bryan Cranston im Oscar-Rennen 2016 gegen die Golden-Globe-Gewinner Matt Damon („Der Marsianer“) und vor allem Leonardo DiCaprio („The Revenant“) nicht ausrechnen, aber für den erfahrenen TV-Darsteller („Malcolm Mittendrin“), der im Fernsehen mit „Breaking Bad“ zu spätem Weltruhm fand, ist die Titelrolle in einem prestigeträchtigen Kino-Biopic wie „Trumbo“ schon für sich genommen durchaus etwas Besonderes und der versierte Charakterdarsteller packt die Gelegenheit beim Schopfe. Komödien-Spezialist Jay Roach („Austin Powers“, „Meine Braut, ihr Vater und ich“) macht aus dem Film eine unterhaltsame Lektion in politischer Hollywood-Geschichte mit kleinen Längen, während Cranston dafür sorgt, dass nicht nur der berühmte Drehbuchautor, sondern auch der Mensch Dalton Trumbo mit seinen Stärken und Schwächen lebendig wird.

    Im Zweiten Weltkrieg war Stalins UdSSR bekanntermaßen noch mit den USA verbündet. Doch die ideologischen Differenzen waren auch in jener Zeit unübersehbar und im folgenden Kalten Krieg war es in den Vereinigten Staaten dann gar nicht mehr opportun, mit den Kommunisten zu liebäugeln. Das erfährt auch Drehbuchautor Dalton Trumbo (Bryan Cranston) am eigenen Leibe, als er ins Visier der „Motion Picture Alliance for the Preservation of American Ideas“ gerät, die ähnlich wie der berühmte Senator Joseph McCarthy rigoros gegen vermeintlich „unamerikanische“ Umtriebe vorgeht. Vor allem die Klatsch-Kolumnistin Hedda Hopper (Helen Mirren) intrigiert munter hinter den Kulissen und schwärzt Filmschaffende wie Edward G. Robinson (Michael Stuhlbarg) und Trumbo an, der sich nach einigen öffentlichen Anhörungen als einer der berühmten „Hollywood Ten“ auf der schwarzen Liste wiederfindet und zwischendurch sogar eine Gefängnisstrafe abbüßen muss. Er kann seinen Beruf nur noch unter Pseudonym oder mit der Hilfe von Strohmännern ausüben.

    Die Haupthandlung des Films beginnt 1947. Dalton Trumbo und andere Filmschaffende werden massiv unter Druck gesetzt, sich von allem „Unamerikanischen“ loszusagen und sollen bei der Gelegenheit auch gleich verdächtige Kollegen anschwärzen. Der erfolgreiche Drehbuchautor beruft sich auf den fünften Zusatzartikel der Verfassung und verweigert die Aussage. Der Kampf gegen Diskriminierung und Ungerechtigkeit ist dabei nur ein Aspekt von Roachs Film, im Vordergrund stehen die Konsequenzen der Hexenjagd für das Berufs- und Privatleben des Protagonisten. Trumbo erscheint in Cranstons nuancierter Darstellung als ein Mann mit starken Überzeugungen und einem Hang zu Moralpredigten, der seiner Frau Cleo (Diane Lane) und den drei Kindern (darunter Elle Fanning als aufstrebende Bürgerrechtlerin) so einiges zumutet, aber auch als gewitzter Künstler, der seine schwierige Situation produktiv meistert. So gewann er in den 1950er Jahren gleich zwei Oscars unter falschem Namen (für das Drehbuch zum Audrey-Hepburn-Klassiker „Ein Herz und eine Krone“ und für die Story des Stierkampf-Dramas „Roter Staub“), ehe er mit der Arbeit an „Spartacus“ und „Exodus“ wieder ohne Tarnung arbeiten konnte.     

    Drehbuchautor John McNamara, der sich auf die Recherchen einer Buchvorlage von Bruce Cook stützt, macht aus einer ziemlich komplexen Geschichte durch einige Vereinfachungen (nicht wundern, wenn manchmal Personen auftauchen, von denen man nie gehört hat - „Buddy Ross“ oder „Arlen Hird“ sind fiktive Stellvertreter- „Kompositionen“) eine mit kernigen Onelinern gespickte Hommage an Hollywood und das Drehbuchschreiben an sich. Dabei wechselt Regisseur Jay Roach geschickt zwischen Archivmaterial und Filmausschnitten sowie neu gedrehten Einstellungen, sodass Filmgrößen wie Cary Grant, Jerry Lewis oder Bogart & Bacall gleichsam mit den „Trumbo“-Schauspielern interagieren. Und der Kirk-Douglas-Darsteller Dean O'Gorman (bekannt als Hobbit Fili) scheint tatsächlich in „Spartacus“ neben Woody Strode oder Laurence Olivier mitzuspielen.

    Während Akteure wie Louis C.K. („Louie“, „Blue Jasmine“) oder Alan Tudyk („Firefly“, „Suburgatory“) als Trumbos Autorenkollegen die eigentliche Handlung vorantreiben, sind es vor allem die prominenten „Doppelgänger“, die „Trumbo“ für die Hollywood-Nostalgiker im Publikum zu einem besonderen Vergnügen machen. Michael Stuhlbarg („A Serious Man“) als Edward G. Robinson und David James Elliott als John Wayne haben es wegen der fehlenden äußeren Ähnlichkeit mit ihren berühmten Figuren schwer, aber andere „Gaststars“ holen Erstaunliches aus ihren Auftritten heraus. Der bereits erwähnte Dean O'Gorman ist als Kirk Douglas ein echter Szenendieb und John Goodman („Roseanne“, „The Big Lebowski“) ist als etwas schmieriger B-Movie-Produzent Frank King („Gun Crazy – Gefährliche Leidenschaft“) so gut wie lange nicht mehr, die größte Überraschung ist jedoch Christian Berkel („Der Untergang“) als „Exodus“-Regisseur Otto Preminger: Bei ihm möchte man jede mimische Nuance in Zeitlupe auskosten. Trotz des harten deutschen Akzents wird die Figur nie zu einer Karikatur, wie im ganzen Film halten sich Ernstes und Komisches wundersam die Waage.

    Fazit: In „Trumbo“ lässt Regisseur Jay Roach auf unterhaltsame Weise und mit tollen Darstellern anderthalb Jahrzehnte Hollywood-Geschichte aufleben.

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