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    Eine neue Freundin
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Eine neue Freundin
    Von Andreas Günther

    Vor den ergreifendsten Momenten in „Eine neue Freundin“ schreibt die Transsexuelle Virginia (Romain Duris) eine SMS: „Je suis femme“ – „Ich bin eine Frau“. In dieser simplen Feststellung, in der zugleich auch eine Forderung steckt, konzentriert sich letztlich das ganze Drama von François Ozons Film „Eine neue Freundin“, mit dem der französische Arthouse-Regisseur („8 Frauen“, „Swimming Pool“) seine filmischen Erkundungen von weiblichen Schicksalen und der verschiedenen Rollen von Frauen fortsetzt. Was als Sexkomödie beginnt, die durchaus an die Frühwerke Pedro Almodóvars („Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“) erinnert, lässt Ozon durch eine Katastrophe in ein Gender-Swapping-Melodram nach Art von Alfred Hitchcocks „Vertigo“ kippen. Die für den Filmemacher typische Mischung aus Realismus und Künstlichkeit, Suspense und Kitsch geht dieses Mal aber nicht auf: Auf einem wackligen dramaturgischen Fundament können die dramatischeren Wendungen ihre Wirkung nicht voll entfalten und so kommen die bei dieser Geschichte so wesentlichen Emotionen deutlich zu kurz.

    Als ihre beste Freundin Laura (Isild Le Besco) in jungen Jahren stirbt, will Claire (Anaïs Demoustier) dem Witwer David (Romain Duris) beistehen. Er gesteht ihr, dass sein alter Wunsch, Frau zu sein, wieder erwacht ist. Claire lässt sich von David überreden, ihm bei seiner Transformation zu Virginia zu helfen. Danach wird das Verhältnis zwischen den beiden Frauen immer komplizierter: Die Grundidee von „Eine neue Freundin“ ist bestechend, denn David/Virginia ist ein wunderbar unberechenbares Wesen. Eine Frau sein zu wollen, heißt für sie noch lange nicht, Männer zu lieben. Sie liebt Frauen, aber - als Mann. Claire wiederum mag Virginia, hält die Beziehung zu ihr aber nicht für normal. Als sich David kurzzeitig in einen Mann zurückverpuppt, ist ihr das auch nicht recht. Dieses Spiel mit erschütterten Identitäten und Selbstbildern kommt über faszinierende Ansätze kaum hinaus: Die Freundschaft zwischen den beiden Frauen bleibt gemessen an ihrem nachwirkenden erzählerischen Gewicht unterbelichtet und somit sind auch Claires Gefühle für Virginia letztlich ein Rätsel, das auch die tapferen Schauspieler nicht zum tragischen Geheimnis veredeln können.

    Fazit: „Eine neue Freundin“ beginnt amüsant, aber die spätere Wende ins Tragische misslingt.

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