Der Blick ins Programmheft des Fantasy Filmfests 2013 täuscht: Dort schmückt der axtschwingende Danny Trejo („Machete Kills“) die Inhaltsangabe zu Kevin Kings blutigem Trash-Massaker „Zombie Hunter“. Schon der Blick aufs offizielle Filmplakat lässt den aufmerksamen Leser stutzen: Den „Hunter“ mimt nämlich – wenngleich sein jüngster Kinoerfolg als messerschwingender „Machete“ es nahelegt – keineswegs Grindhouse-Star Trejo, sondern der international noch weitestgehend unbekannte Australier Martin Copping („Battleground - Helden im Feuersturm“). Trejo selbst ist in einer Nebenrolle nur wenige Minuten vor der Kamera zu sehen. Und da liegt das Problem in Kings Style-over-Substance-Schlachtfest: Dem Protagonisten mangelt es an der vereinnahmenden Coolness, die „Zombie Hunter“ mit einem Hauptdarsteller vom Kaliber eines Trejo und einem etwas originelleren Drehbuch zu einem echten Kultfilm hätte machen können.
Die Straßendroge „Natas“ ist der neueste Renner – übertrifft sie in ihrer Wirkung doch alles, was es bisher auf dem Markt gegeben hat. Leider birgt sie einen entscheidenden Nachteil: Jeder, der sich das pinke Gift in die Venen spritzt, mutiert binnen Minuten zum Zombie. Die Droge verbreitet sich rasend und ein Jahr nach der Zombie-Apokalypse sind nur noch wenige Menschen am Leben. Unter ihnen auch der namenlose „Hunter“ (Martin Copping), der durch das Ödland braust und jeden Hirntoten niedermetzelt, der ihm über den Weg schlurft. Eines Tages wird der „Hunter“ in seinem Wagen angeschossen: Eine kleine Gruppe Überlebender unter Leitung des Geistlichen Jesús (Danny Trejo), die literweise Whiskyflaschen leert und sich mit einigen Waffen verschanzt hat, hält ihn irrtümlich für einen Angreifer. Nachdem ihn die vollbusige Nymphomanin Debbie (Nacktmodel Jade Regier) und die prüde Jungfrau Alison (Clare Niederpruem) gesund gepflegt haben, macht sich der „Hunter“ mit seinen neuen Weggefährten, zu denen auch der masturbationssüchtige Ricky (Jason K. Wixom), der übergewichtige Lyle (Jake Suazo) und Automechaniker Jerry (Terry Guthrie) zählen, auf die Suche nach einem Flugzeug, mit dem sich die Truppe absetzen will…
„Nothing puts a smile on my face like a mid-day massacre.“
Keine Frage: Der Hunter fürchtet weder Tod noch Zombie und hat Riesenspaß daran, seine blutdurstigen Kontrahenten wahlweise mit seiner abgesägten Schrotflinte umzupusten oder mit seiner rasiermesserscharfen Rundklinge von ihren Köpfen zu trennen. Die ersten Minuten des Films dürften daher nicht nur Splatterfans großen Spaß bereiten, denn King liefert bereits in der Exposition all das, was man von „Zombie Hunter“ erwartet: Literweise Blut, das in pinken und violetten Farbtönen wild auf die Kameralinse spritzt, knackige Gemetzel mit entstellten Untoten und markige One-Liner aus dem Off, mit denen der „Hunter“ das Geschehen launig kommentiert. Kings Protagonist erinnert dabei stellenweise an Mickey Rourkes Marv aus Frank Millers Comic-Epos „Sin City“, verblasst als Charakterkopf aber recht schnell: Nachdem sich der Outlaw nämlich den Überlebenden, von denen jeder seine ganz eigenen Probleme im Gepäck hat, angeschlossen hat, hebt sich der „Hunter“ als Figur kaum noch nennenswert von seinen neuen Weggefährten ab.
Das liegt auch daran, dass mit dem charismatischen Geistlichen Jesús ein zweiter Primat in seinem Jagdrevier wildert und King sich zu diesem Zeitpunkt des Films nicht ganz entscheiden kann, welcher Zombiejäger denn nun der coolere von beiden sein soll. Erst als Jesús in einer denkwürdigen Szene das Zeitliche segnet, ist die Frage überraschend früh beantwortet – doch muss der Filmemacher sich am Ende die Frage gefallen lassen, ob Trejo nicht die bessere Wahl bei der Besetzung der „Hunter“-Rolle gewesen wäre. So verstärkt sich eher der Eindruck, dass die Grindhouse-Legende in erster Linie PR-Zwecke erfüllt und für wenige Minuten vor der Kamera eine vermutlich stattliche Gage abgreift. Während Trejo einen Film wie „Zombie Hunter“ als Hauptdarsteller im Alleingang tragen könnte, kann Martin Copping dem charismatischen „Machete“-Star allein schon optisch nicht das Wasser reichen: Der Australier müht sich zwar nach Kräften, wirkt aber trotz aller kernigen Sprüche und des hohen Body Counts mit seinem bravem Blondschopf und stoppeligen Dreitage-Bart oft eher wie ein Teenager, der sich nicht ganz entscheiden kann, ob er Sunnyboy oder Rebell sein möchte.
Die zahlreichen Referenzen an andere Horrorfilme – zum Beispiel an „The Texas Chainsaw Massacre“ –sind durchaus gelungen, und auch sonst versteht sich die durch Crowdfunding finanzierte Produktion in erster Linie als selbstironische, aber zu selten wirklich lustige Trash-Ausgabe des Zombie-Films, dessen Handlungspfade bereits von vielen Vorgängern ausgetreten wurden. King, der gemeinsam mit Kurt Knight auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, gewinnt dem Genre trotz einiger stylisher Dubsteb-Sequenzen und der ausgewaschenen Videospiel-Ästhetik zu wenig Neues ab, setzt auf das Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip und lässt bei der Flucht vor den Untoten einen Widerständler nach dem nächsten ins Gras beißen. Mit Ausnahme von Jesús spektakulärem Abgang ist für das genreerfahrene Publikum dabei zu jedem Zeitpunkt klar, wen es als nächstes trifft – die Frage ist eigentlich nur, wann und wie.
Fazit: „Zombie Hunter“ ist trotz seiner guten Ansätze und des gewohnt charismatischen Danny Trejo in einer Nebenrolle vor allem eine vertane Chance auf einen potenziellen Kultfilm. Kevin Kings Schlachtfest bietet Freunden des Genres so nur solide, durchschnittliche Unterhaltung.