Im bereits vierten Realfilm-Abenteuer der Chipmunks gibt es einen der besten Gags des Kinojahres - und der geht so dermaßen viele Lichtjahre am kindlichen Zielpublikum des Films vorbei, dass man sich schon fragt, wie zum Teufel er es in die finale (Drehbuch)-Fassung geschafft hat: Alvin trifft in der ersten Klasse eines Flugs auf den Filmemacher John Waters („Hairspray“) und als sich die Underground-Legende über die miserablen Essmanieren des kleinen Nagers echauffiert, erwidert dieser, er habe „Pink Flamingos“ (in dem Drag Queen Divine in einer denkwürdigen Szene Hundescheiße frisst) gesehen und der Skandalregisseur solle mal schön still sein. Andererseits ist „Alvin und die Chipmunks: Road Chip“ derart einfallslos und unlustig, dass die Macher um „Old Dogs“-Regisseur Walt Becker offenbar nach allem noch so Abseitigen greifen mussten, um die umständlich konstruierte und völlig beliebige Road-Trip-Handlung noch irgendwie auf Spielfilmlänge auszuwalzen.
Als sie bei Dave (Jason Lee, „Mallrats“) einen Verlobungsring entdecken, glauben die Chipmunks Alvin (Stimme im Original: Justin Long), Simon (Matthew Gray Gubler) und Theodore (Jesse McCartney), dass ihr Ziehvater seiner Freundin Samantha (Kimberly Williams-Paisley, „Immer wieder Jim“) auf einem anstehenden Trip nach Miami einen Antrag machen will. Samantha selbst finden die singenden Nager zwar voll toll, aber deren sadistischen Sohn Miles (Josh Green) können sie überhaupt nicht ausstehen (was natürlich auch kein Wunder ist, immerhin malträtiert er sie mit Sekundenkleber und Minigolf-Schlägern). Also machen sich die Chipmunks auf nach Florida, um den Antrag noch rechtzeitig zu verhindern. Allerdings ergeben sich bald erhebliche Komplikation bei ihrer Reise quer durch Amerika, denn nach einem Zwischenfall mit dem Air Marshal Suggs (mit unlustiger Verkniffenheit verkörpert von „Arrested Development“-Muttersöhnchen Tony Hale) handelt sich das Trio ein Flugverbot ein...
Nach Teil 3 „Chipbruch“ (im Original „Chip-Wrecked“) nun also „Road Chip“: Da liegt langsam der Verdacht nahe, dass die Konzeption eines neuen Chipmunks-Films mit einem lustigen Wortspiel für den Titel beginnt - und erst dann krampfhaft versucht wird, eine einigermaßen kohärente Story drumherum zu spinnen (woran die Macher hier bereits weitgehend scheitern), während für zündende Gags dann gar keine Zeit mehr bleibt. Stattdessen gibt es einmal mehr denselben Mix aus Action-Klamauk und Musik-Nummern im fiepsigen Streifenhörnchen-Sound, der diesmal besonders lieblos inszeniert ist: Gerade bei den Gesangseinlagen wirkt es oft so, als ob den Tänzern und Schauspielern niemand verraten hätte, wo genau die später per Computer eingefügten Chipmunks (und Chipettes) in der Szene gerade ihre Show abziehen - und so starren sie meist einfach nur lustlos und leer in die Ferne. Ähnlich leblos ist inzwischen auch die Beziehung zwischen dem vorlauten Nager-Trio und Dave (eine der wenigen echten Stärken des ersten Teils) - und so verkommt selbst der als emotionaler Schlusspunkt gedachte Adoptions-Epilog zu einer reinen Geduldsprobe fürs Publikum.
Fazit: Trotz eines grandiosen John-Waters-Kurzauftritts ist der vierte Chipmunks-Streich der neue kreative Tiefpunkt einer sowieso schon enttäuschenden Filmreihe.