Obwohl Remake und Original im Englischen beide den Titel „Pete’s Dragon“ tragen, ergibt es Sinn, dass David Lowerys Neuverfilmung in Deutschland nicht auch wieder „Elliot - Das Schmunzelmonster“ heißt, sondern ganz nüchtern „Elliot, der Drache“. Denn während sich der Disney-Klassiker von 1977 noch als ausgelassen-märchenhaftes Musical im Zeichentrick-Realfilm-Mix präsentierte, ist die 2016er-Version eine echte Neuerfindung des Stoffes, die nur den Originaltitel sowie einige ganz wenige Story-Details mit der Vorlage gemein hat. Ganz ohne Gesang und ohne buntgezeichnetes Fabeltier erinnert „Elliot, der Drache“ vom Ton her viel eher an solche 80er Jahre Familien-Klassiker wie „E.T. – Der Außerirdische“ oder „Die Goonies“: Wenn der Drache nicht so brillant animiert wäre, könnte man tatsächlich fast auf die Idee kommen, der Film wäre vor 30 Jahren gedreht worden. In diesem vornehmlich von krachenden CGI-Gewittern geprägten Kinosommer ist das ein echter Segen.
Als sich das Familienauto bei einem Ausflug in den Pazifischen Nordwesten überschlägt, überlebt nur der fünfjährige Pete (Oakes Fegley) den Unfall. Ganz allein irrt er durch die gewaltigen Wälder, als er plötzlich von einem Rudel Wölfe umzingelt wird. Gerade noch rechtzeitig taucht hinter ihm ein riesiger flauschiger Drache auf, der die Wölfe in die Flucht schlägt. Sechs Jahre später sind der Junge und der von ihm auf den Namen Elliot getaufte Drache nicht nur beste Freunde, Pete hat auch gelernt, sich ganz ohne die Hilfe anderer Menschen in der Wildnis durchzuschlagen. Aber als ganz in der Nähe ihrer Höhle eine Baumrodung beginnt, wird Pete von der Waldhüterin Grace (Bryce Dallas Howard, „Jurassic World“) und deren Tochter Natalie (Oona Laurence) entdeckt. Während Grace den verwilderten Jungen mit zu sich nach Hause nimmt, um mehr über seine Zeit allein in den Wäldern herauszufinden, machen sich der Sägewerkbetreiber Gavin (Karl Urban, „Star Trek Beyond“) und seine Männer auf die Jagd nach Elliot, um mit dem eingefangenen Drachen ordentlich Kasse zu machen …
Wenn Pete ziemlich zu Beginn des Films mit Elliot durch den Wald tobt und in Bächen plantscht, lässt die neuseeländische Effektschmiede Weta Digital („Der Herr der Ringe“, „Der Hobbit“) kurz die CGI-Muskeln spielen: Der flauschige Drache schüttelt nach der nassen Abkühlung wie ein Hund sein Fell aus – jeder informierte Zuschauer weiß, was für eine unglaubliche Rechenleistung in diese nur wenige Sekunden lange, ungeheuer plastisch und lebendig wirkende Szene geflossen sein muss. Aber hier wird abgesehen vom etwas actionlastigeren Showdown nicht einfach nur ein weiteres Computereffekt-Feuerwerk abgebrannt - von denen gab es in diesem Jahr wahrlich schon genug. Stattdessen ist der Film so bodenständig, wie ein Film über einen Jungen und seinen magischen Drachen nur sein kann – entsprechend finden sich auf dem Soundtrack auch keine modernen Popstücke, sondern vornehmlich ruhige, die Ursprünglichkeit der atemberaubenden Naturszenerie (gedreht wurde im Rotorua Redwood Forest in Neuseeland) unterstreichende Country-Songs.
Endlich taugen in einem Film mit Blockbuster-Budget auch mal wieder selbst die kleinen Dinge zum großen Abenteuer – etwa das Herumklettern von Pete in seinem eindrucksvollen, mit der Hilfe von Elliot errichteten Baumhaus. Dazu passt dieses Zitat von Regisseur David Lowery („Ain’t Them Bodies Saint“) im Presseheft: „Wenn du zehn Jahre alt bist, wirkt alles wie ein episches Abenteuer. Nicht nur wenn man auf dem Rücken eines Drachen reitet… auch schon das simple Erklettern eines Baumes ist total aufregend für Kinder.“ Recht hat er! Nur als Elliot sich nach Verlassen des Waldes plötzlich in der Welt der Menschen zurechtfinden muss, ergeben sich einige Längen, auch weil von hier an exakt die Handlungspfade eingeschlagen werden, die man in dieser Geschichte erwartet. Um diese nicht ganz taufrische Story aufzupeppen, hätte man etwa den klassischen Erzählton auf die heutige Lebenswirklichkeit der Kids prallen lassen können. So wirkt der in einer unbestimmten Zeit, die eher wie die 80er Jahre wirkt als wie die Gegenwart, angesiedelte Film mitunter wie eine nostalgische Erinnerung an eine unschuldigere, naivere Vergangenheit, die wohl eher die erwachsenen Begleiter als das kindliche Zielpublikum anspricht.
Fazit: Ein warmherziges, auf angenehme Art altmodisches Familienabenteuer.