In Nick Cassavetes‘ Frauen-rächen-sich-Komödie geht es oft recht unappetitlich, rustikal und hämisch zur Sache, insofern ist der unverblümt-spielerische deutsche Titel „Die Schadenfreundinnen“ deutlich vielsagender als das unscheinbare „The Other Woman“ des Originals: Wenn in Handtaschen gekotzt wird oder eine dänische Dogge einen formvollendeten Haufen in einem Designer-Apartment legt, dann könnte man sich fast in einem Film der Farrelly-Brüder („Verrückt nach Mary“) wähnen, den Meistern der ungepflegten Ausscheidungs- und Körperflüssigkeiten-Komik. Doch während deren Werke unter der ungehobelten Oberfläche von Menschlichkeit und Mitgefühl durchzogen sind, setzen Cassavetes und seine Drehbuchautorin Melissa Stack hauptsächlich eben auf die Schadenfreude des Publikums. Nun ist gegen eine ordentliche Portion boshaft-durchtriebenen Humors natürlich überhaupt nichts einzuwenden, aber Abführmittel-Witze und Ein-Mann-läuft-durch-eine-Glasscheibe-Gags wurden schon mit sehr viel mehr Esprit dargeboten als hier. Und da auch die Frauenpower-Anwandlungen der Handlung durch hanebüchene Wendungen konterkariert werden, bleibt am Ende neben dem Hochglanz-Luxus-Look hauptsächlich ein Hauptdarstellerinnen-Duo mit viel Spielfreude und einige hervorragende Slapstick-Momente.
Die toughe New Yorker Anwältin Carly (Cameron Diaz) glaubt, mit dem Start-Up-Investor Mark (Nikolaj Coster-Waldau) womöglich den Richtigen gefunden zu haben und will ihren frischgebackenen Freund ihrem Vater Frank (Don Johnson) vorstellen. Als Mark die Verabredung wegen eines vermeintlichen Problems in seinem Haus in Connecticut kurzfristig absagt, lässt sich Carly spontan dorthin fahren, um ihn zu überraschen – doch dann öffnet ihr eine Fremde die Tür, die sich als Marks Ehefrau Kate (Leslie Mann) entpuppt. Die enttäuschte Anwältin will die Affäre möglichst schnell hinter sich lassen, aber dann taucht die völlig verunsicherte Kate in ihrem Büro auf und will die ganze Wahrheit über den betrügerischen Ehemann wissen. Schließlich werden die unwissenden Nebenbuhlerinnen zu Freundinnen und sie hecken einen Plan aus, um sich an Mark zu rächen. Als sie den notorisch Untreuen gemeinsam beschatten, stellen Carly und Kate fest, dass der mit der jungen Amber (Kate Upton) noch ein weiteres Liebeseisen im Feuer hat…
Regisseur Nick Cassavetes hat bereits so gefühlvolle Filme wie „Wie ein einziger Tag“ oder „Beim Leben meiner Schwester“ inszeniert, doch hier stellt er oft wenig einfühlsam die Schwächen der Figuren aus - das surreal verzerrte Gesicht der verzweifelten Kate, das wir mit Carly durch den Türspion zu sehen bekommen, ist gleichsam der visuelle Ausdruck dieser Schonungslosigkeit. Und so wird der Lügner und Ehebrecher Mark nicht nur zur immer weniger charmanten Karikatur des schwanzgesteuerten Egoisten gemacht, sondern auch noch zum veritablen Gangster, um dann zur unbedauerten Zielscheibe fieser Retourkutschen werden zu können. „Game of Thrones“-Star Nikolaj Coster-Waldau darf außer seines guten Aussehens nichts beisteuern, übersteht dennoch auch entwürdigende (und in ihrer erbarmungslosen Länge wenig lustige) Durchfall-Szenen und Hormon-Attacken einigermaßen anständig. Zugleich werden die vermeintlichen Sympathieträgerinnen ebenfalls nicht mit Samthandschuhen angefasst: Anwältin Carly behauptet einmal, dass Selbstsüchtige länger leben und wenn sich die „Freundinnen“ immer wieder gegenseitig misstrauen und sogar gegen Ende noch streiten, wer von ihnen denn nun im Dienst der Rache-Sache mit Mark schlafen darf (ein im Übrigen wenig emanzipiertes Gerangel), dann wird diese fragwürdige These nicht gerade widerlegt – daran ändern auch die unausweichlichen Verschwisterungsszenen wenig.
Statt das Geschehen konsequent zur schwarzen Komödie zuzuspitzen, versucht Cassavetes den Film in die Gefilde eines weiblichen „Buddy Movies“ wie „Brautalarm“ zu steuern, aber dafür fehlt den Figuren das Profil und die emotionale Tiefe (Model Kate Upton scheint den völlig unterbelichteten Part der Dritten im Bunde nur wegen ihrer Bikini-Figur bekommen zu haben). Eine gefühlvolle Szene wie jene, in der Leslie Mann („Immer Ärger mit 40“) sich im Hochzeitskleid wehmütig das Video von der Feier ansieht, bleibt eine Ausnahme, die Stärken des Films liegen woanders: Als die betrogene Braut kurz darauf die Geliebte aus dem Fenster schubst, dann ist das in seiner Beiläufigkeit einer der lustigsten Momente des Films. Immer wenn Cameron Diaz und Leslie Mann ihr Talent für Körper-Komik und ihr hervorragendes Slapstick-Timing ausspielen können, dann macht „Die Schadenfreundinnen“ Spaß. Neben Manns akrobatischen Verrenkungen bei Kates Weigerung in ein Taxi einzusteigen, ist vor allen Dingen eine Szene hervorzuheben, in der Ehefrau und Ex-Nebenbuhlerin in einem Gebüsch landen und die eine die Beine der anderen zu Tarnungszwecken als die eigenen Gliedmaßen ausgeben muss. Nimmt man dann noch die Schauwerte hinzu (Bahamas, das Wolkenkratzer-Büro mit atemberaubendem Manhattan-Blick, Carlys Luxus-Apartment und diverse New Yorker „In“-Locations, ein Aston-Martin-Cabrio - von den Darstellern ganz abgesehen) dann lohnt sich ein Blick auf diese „Schadenfreundinnen“ trotz aller Schwächen durchaus.
Fazit: „Die Schadenfreundinnen“ ist eine etwas biestige und nicht immer geschmackssichere Komödie mit oberflächlichen Figuren und unausgegorener Handlung, aber auch mit irre komischen Momenten und vielen Schauwerten.