Die Popularität eines Filmgenres lässt sich nicht nur an Einspielergebnissen und Besucherzahlen messen, sondern auch daran, wie häufig es persifliert und durch den Kakao gezogen wird. Was das angeht, ist der Found-Footage-Horrorfilm momentan ganz vorne mit dabei. Die Erfolgswerke des trendigen Subgenres wie „The Devil Inside", „Der letzte Exorzismus" und allen voran die „Paranormal Activity"-Reihe haben zuletzt sogar eine Porno-Parodie („Paranormal Activity – A Hardcore Parody") inspiriert. Dazu kommen Spoofs wie „Paranormal Whacktivity" oder „30 Nights of Paranormal Activity with the Devil Inside", deren Titel bereits verraten, was ihre Macher im Schilde führen. Und wir können sicher sein, dass die Found-Footage-Filme auch im kommenden „Scary Movie"-Teil eine besondere Rolle spielen. Im Wettrennen um den früheren Starttermin wurde „Scary Movie 5" jedoch von einem der einstigen Schöpfer der Reihe abgehängt: Marlon Wayans („Dance Flick") ist nun Hauptdarsteller und Co-Autor einer eigenen Persiflage auf „Paranormal Activity" & Co. Der von Michael Tiddes inszenierte „Ghost Movie" erweist sich dabei als durchaus clever angelegte Parade von derben Zoten, boshaften Witzen, gezielten Geschmacklosigkeiten und entlarvenden Seitenhieben, die allerdings nur halb so lustig ist, wie sie hätte sein können.
Malcolm Johnson (Marlon Wayans) ist eigentlich ganz zufrieden mit all dem freien Platz in seinem Haus. Doch die Aussicht auf regelmäßigen Sex lockt, also lässt er seine Freundin Kisha (Essence Atkins) trotzdem bei sich einziehen. Der erste Tag der neuen Zweisamkeit verläuft jedoch ganz anders als erhofft: Zunächst überfährt Kisha Malcolms Hund Bushido und in der Nacht traktiert sie ihren Partner mit ebenso geräuschvollen wie übelriechenden Fürzen statt ihn mit Liebesspielen zu beglücken. Und es kommt noch schlimmer, denn bald stellen Malcolm und Kisha fest, dass sie nicht allein in ihrem Heim sind. Eine unheimliche übernatürliche Präsenz sorgt für Chaos im Haus und speziell im Bett des Paares, das sich hilfesuchend an das Medium Chip (Nick Swardson) und den Exorzisten Vater Doug (Cedric the Entertainer) wendet...
Regisseur Tiddes und seine Autoren kommen gleich zur Sache. Einleitend wird dem Protagonisten das Bedürfnis zugeschrieben, alles zu filmen. Und wir meinen: wirklich alles! Also wird flugs und ohne weitere Erklärung gleich das ganze Haus mit Kameras förmlich zugepflastert. Wenige Minuten später sieht der Zuschauer dann die starre grünliche Nachtsichteinstellung auf das Bett im Schlafzimmer, die man aus den „Paranormal Activity"-Filmen nur zu gut kennt. Das Terrain ist dem Genrekenner geläufig - vom Grummeln auf der Tonspur, über die von Geisterhand geöffneten Türen bis zu den durch das Haus geschleuderten Gegenständen und Personen. Diese Elemente haben allerdings nur selten parodistischen Pfiff, zumal die zitierten Vorbilder selbst oft bereits reichlich absurd sind. Ein im Vergleich fast schon subtiles Spiel mit den Konventionen des Poltergeist-Films ist es da, wenn Tiddes bei um 30 Grad geneigter Kamera ein Glas von der plötzlich schrägen Tischplatte rutschen lässt. Aber das ist die Ausnahme, sonst wird auf zünftige Zoten und Übertreibung bis zum Exzess gesetzt: Ellenlange Furzkaskaden, endloser Teddybärsex und episch ausgewalzte Anzüglichkeiten jenseits (fast) aller Geschmacksgrenzen wechseln sich ab.
Die wirklich witzigen Momente sind inmitten von fäkalen Entgleisungen eher rar. Dem gelungenen Auftritt von Cedric the Entertainer („Barbershop") als zaudernder Exorzist, der für alle Fälle nach einer Knarre verlangt und die Ritznarben auf dem Arm der Besessenen als TicTacToe-Spielfeld interpretiert, steht die nervtötende Daueranmache von Nick Swardsons („Der Chaos-Dad") Chip gegenüber, der sich mit allem was er hat an Malcolm ranschmeißt. Die hormonellen Aussetzer des bebrillten weißen Schwächlings fügen sich dabei aber in das unterschwellige Thema des Films, das mit Found Footage wenig zu tun hat. Wie bereits in früheren Wayans-Filmen wie „Little Man" und „White Chicks" wird hier erfrischend ungeniert und doch meist liebevoll mit ethnischen und sexuellen Stereotypen gespielt. Die hispanische Haushälterin wird genauso zur Zielscheibe des Spotts wie die Rapper-Gang von Malcolms Cousin. Der Hausherr wiederum hat Schwierigkeiten dem (Selbst-)Bild des immer potenten schwarzen Mannes zu entsprechen, das von einem sexgeilen (weißen) Nachbarspärchen sowie von dem paranormalen Hausgast zugleich befördert und ad absurdum geführt wird. Und wenn es um den Gebrauch des „N-Worts" geht, heißt es nicht zufällig: „Wir sind hier nicht bei Tarantino!".
Fazit: „Ghost Movie" bietet einige satirische Highlights im schonungslosen Spiel mit Ethno- und Gender-Stereotypen, ist für eine Parodie aber schlicht nicht lustig genug.