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    God Help The Girl
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    God Help The Girl
    Von Niklas Pollmann

    Stuart Murdoch, Sänger der Indie-Pop-Band Belle & Sebastian, kam 2004 auf die Idee eine Reihe von Songs zu schreiben, die vom Leben junger Mädchen erzählten. Da er der Ansicht war, dass dieser Lieder besser von weiblichen Stimmen gesungen werden sollten, startete er die Suche nach jungen Sängerinnen, mit denen er das musikalische Projekt „God Help The Girl“ ins Leben rief. 2009 wurde schließlich das gleichnamige Konzeptalbum veröffentlicht, doch Murdoch dachte bereits weiter. Er wollte die in den Liedern erzählte Geschichte auch als Musical ins Kino bringen. Über die Webseite kickstarter.com sammelte er das nötige Geld für sein Filmprojekt, welches dann 2014 auf dem Sundance Filmfestival seine Uraufführung erlebte und auf der Berlinale 2014 als Europapremiere die Sektion Generation 14plus eröffnete. Das Regie- und Drehbuchdebüt des Musikers ist dabei eine überzeugende Wohlfühl-Pop-Bebilderung, die aber etwas mehr dramaturgischen Tiefgang hätte vertragen können.

    Eve (Emily Browning), die aufgrund psychischer Probleme Patientin in einer psychiatrischen Klinik ist, liebt die Musik und nutzt daher jede Möglichkeit, um auszubüxen und ihre Zeit auf Konzerten zu verbringen. Dabei lernt sie den schüchternen Musiker James (Olly Alexander) kennen, der sich sofort in sie verliebt. Gemeinsam mit James‘ guter Freundin Cassie (Hannah Murray) wird kurz darauf eine Band gegründet. Fortan will man selbst und gemeinsam Musik machen. Doch die Suche nach einem Bandnamen bleibt dabei nicht die einzige Schwierigkeit, der sich Eve und ihre Freunde stellen müssen.

    Auch wenn „God Help The Girl“ das Debüt von Stuart Murdoch ist, ist der Musiker in Hollywood kein Unbekannter. Seine Band Belle & Sebastian steuerte Songs für mehrere Filme bei, so zum Beispiel gleich zwei Lieder für „Juno“. Jasons Reitmans Komödie mit Ellen Page scheint ihm bei seiner ersten Regie-Arbeit nun als Vorbild gedient zu haben, erinnern der leichtfüßige Humor und die Hipster-Attitüde in „God Help The Girl“ doch stark daran. Dabei funktioniert das Musical vor allem als Feel-Good-Movie mit viel Indie-Pop für Fans von Kate Nash, Lily Allen oder eben Belle & Sebastian. Die Musikvideos ähnlichen Einlagen unterbrechen immer wieder die Handlung und haben vor allem den Zweck, die gewollt stereotypischen Charaktere der Filmfiguren zu unterstreichen.

    Früh im Film erklärt Eves Therapeutin ihr anhand eines dreieckförmigen Schaubildes, was die wichtigen Dinge im Leben sind. Ganz unten - als Fundament - elementare Dinge wie Schlafen, Essen und Trinken. Darüber Dinge wie Freunde und Sex, und erst als unwichtigste Elemente, ganz oben in der Spitze des Dreiecks, Dinge wie Kunst oder Musik. „God Help The Girl“ widerspricht diesem Schaubild im Laufe des Films vehement. Musik wird hier als alternativer Heilungsweg vorgetragen. Musik ist das Bindeglied zwischen den drei Freunden, ebenso wie das Bindeglied zwischen Publikum und Film, denn sie tröstet über dramaturgische Unzulänglichkeiten hinweg.

    Die Story von „God Help The Girl“ bleibt nämlich eher rudimentär. Die psychischen Probleme, unter denen Eve leidet, erscheinen kaum nachvollziehbar, da Eve meistens bestens gelaunt singend durch den Film tanzt. Auch der Plot allgemein bleibt ohne Höhepunkte und scheint einzig eine Folie für die dauerhafte Musik-Beschallung darzustellen. Der lockere Humor und die Chemie zwischen den drei Hauptdarstellern helfen aber über diese Schwächen hinweg. In Szenen wie der eines gemeinsamen Kajak-Ausflugs, wenn Cassie erklärt "This is what bands do“, spielt Murdoch erfolgreich den Niedlichkeitsfaktor seiner Komödie aus.

    Fazit: „God Help The Girl“ ist ein Hipster-Dauermusikvideo, mit dem Stuart Murdoch den Ton einer selbstironischen Generation so gut trifft, dass die großen erzählerischen Schwächen überspielt werden.

    Dieser Film läuft im Programm der Berlinale 2014. Eine Übersicht über alle FILMSTARTS-Kritiken von den 64. Internationalen Filmfestspielen in Berlin gibt es HIER.

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