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    Das hält kein Jahr...!
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Das hält kein Jahr...!
    Von Melanie Lauer

    Was passiert eigentlich, nachdem sich das Paar am Ende eines Films glücklich in den Armen liegt? Diese Frage haben sich nicht nur viele Zuschauer schon oft gestellt, sondern auch für Dan Mazer muss es der zündende Gedanke für sein Regiedebüt gewesen sein. „Das hält kein Jahr" beginnt nämlich dort, wo andere romantische Komödien enden. Ein Experiment, mit dem Mazer das Genre auf den Kopf stellen will. Dafür hat sich der Mann, der als Autor und Produzent von Sascha Baron Cohens Kult-Hits wie „Da Ali G Show" und „Borat" bereits für hemmungslosen Humor bekannt ist, erfahrene Leute ins Boot geholt. Gemeinsam mit den Erfolgsproduzenten von britischen Komödien-Krachern wie „Notting Hill" oder „Bridget Jones" bringt er einen Film ins Kino, der derbe Gags unter der Gürtellinie mit den vertrauten Prinzipien der seichten Romanze vereint. Auch wenn dem Filmemacher die proklamierte Neuerfindung des Genres nicht gänzlich gelungen ist: Dan Mazer brennt ein wahres Gag-Feuerwerk ab, das von zotig-schlüpfrigem Humor mit Fremdschäm-Potenzial zu subtil-intelligenten Wortwitz reicht, und damit für jede Geschmacksrichtung etwas bereit halten dürfte.

    Nat (Rose Byrne) und Josh (Rafe Spall) könnten unterschiedlicher nicht sein: Nat ist dynamisch und erfolgreich, aber leider auch ein wenig langweilig. Josh hingegen macht es sich lieber auf der Couch bequem, frönt als erfolgsloser Schriftsteller seiner Schreibblockade und ist sich für keinen Witz zu schade. Trotz weniger Gemeinsamkeiten war es bei ihnen Liebe auf den ersten Blick – die allerdings schon kurz nach dem Traualtar endet. So lassen die Probleme nicht lange auf sich warten und das gemeinsame Eheleben gestaltet sich alles andere als harmonisch. Als Nat dann dem attraktiven und charmanten Amerikaner Guy (Simon Baker) begegnet und Joshs Ex-Freundin Chloe (Anna Faris) wieder in sein Leben tritt, gerät die angeschlagene Beziehung gänzlich aus den Fugen. Was Nat und Josh allerdings nicht wahrhaben wollen, wissen Freunde und Familien der Frischverheiraten schon lange: Das hält kein Jahr!

    Regisseur Dan Mazer hält sein Versprechen und dreht in seinem Romantik-Erstling den Spieß einfach um: Pointiert und mit viel Sinn für absurde Alltagskomik führt er uns vor Augen, was passiert, wenn die Ehe beginnt und die Liebe langsam endet: Ein „Bis dass der Tod euch scheidet" mit nicht enden wollenden Familienabenden, überquellenden Mülleimern und zermürbender Paartherapie (Olivia Coleman ist als psychotische Therapeutin einfach grandios). Systematisch dekonstruiert Mazer seine Hauptfiguren und ihre Beziehung und lässt Rose Byrne („Brautalarm") und Rafe Spall („Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger") so als Anti-Liebespaar brillieren.

    Neben den Hauptdarstellern überzeugt aber vor allem die exzellent besetzte Nebenriege. Allen voran der Komiker Stephen Merchant („Movie 43", „The Office") als Joshs bester Freund Danny, der kein Fettnäpfchen auslässt und damit für die wirklich derben Momente verantwortlich ist. Mit seinen Sprüchen bewegt Danny sich grundsätzlich an der Grenze zum Geschmacklosen (sowie oft darüber hinaus) und sorgt damit für herrlich peinliche Situationen. Einen ähnlichen hohen Fremdschäm-Faktor bieten die Szenen mit Minnie Driver („Good Will Hunting") und Jason Flemyng („X-Men: Erste Entscheidung"), die sich als zänkisches Ehepaar mehr als einmal verbal an die Kehle gehen, so aber offensichtlich eine funktionierende Basis für ihre Ehe gefunden haben.

    Was bei der lustigen „Comedy-Romanze" am Ende allerdings auf der Strecke bleibt, ist die Romantik selbst. Dan Mazers Umkehrung des Genrekonstrukts sieht es nämlich vor, dass der Zuschauer der Trennung des Paares entgegenfiebern soll, weil diese den Weg für neue Beziehungen öffnet. Es fällt allerdings schwer sehnlichst auf eine Scheidung zu hoffen und sich gleichzeitig emotional auf die Suche nach dem neuen Glück einzulassen – auch weil Mazer dem Zuschauer die neuen Konstellationen zu platt unterschiebt und die Kombinationen Nat/Guy und Josh/Chloe zu überdeutlich als ideale Paare verkauft. So kehrt Mazer zwar die Genreregeln um, will aber trotzdem eine Romanze erzählen. Romantisch ist „Das hält kein Jahr" aber zu keiner Sekunde. Dem Spaß tut das jedoch kaum Abbruch, denn die Gags kommen in so hoher Dichte und mit einem geradezu erstaunlichen Abwechslungsreichtum daher, dass es leicht fällt, den romantischen Teil der Beziehungskomödie und die simple Figurenkonstruktion zu ignorieren.

    Fazit: Entgegen aller Ankündigungen erfindet Dan Mazer das Genre zwar nicht neu, aber mit einer erfrischenden Mischung aus derbem Brachialhumor und feinsinniger Alltagskomik macht „Das hält kein Jahr" einfach Spaß. So lieben wir britische Filme!

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