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    22 Jump Street
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    22 Jump Street
    Von Christoph Petersen

    In den ersten fünf Minuten von „Muppets Most Wanted“ singen Kermit, Miss Piggy & Co. den Sequel-Song: eine augenzwinkernd-ausufernde Revue-Nummer, die davon handelt, dass Fortsetzungen niemals so gut werden wie das Original. Über diesen gewitzten Meta-Wink können die aktuell einen Kinohit nach dem anderen raushauenden Phil Lord und Chris Miller („Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“) aber wohl nur müde lächeln. In „21 Jump Street“ ist das Regie-Duo ausdauernd über die Idee hergezogen, eine abgestandene 80er-Jahre-Serie neu fürs Kino aufzulegen. Und ihr „The LEGO Movie“ ist sowieso ein einziger orgiastischer Superhelden-Herr-der-Ringe-Ninja-Turtles-Nerdgasm. Aber mit „22 Jump Street“ setzten die Meta-Maestros ihrem Werk nun endgültig die Krone auf: Indem sie konsequent das Konzept von platt das Original kopierenden Hollywood-Sequels der Lächerlichkeit preisgeben, während sie gerade noch einmal nahezu exakt den Plot von „21 Jump Street“ abspulen, übertrumpfen sie ihren auch schon sehr lustigen Vorgänger paradoxerweise sogar noch!

    Nachdem die Fahrrad-Cops Jenko (Channing Tatum) und Schmidt (Jonah Hill) in „21 Jump Street“ undercover an einer Highschool gegen einen Drogenring ermittelt haben, schickt der cholerische Captain Dickson (Ice Cube) sie diesmal ans lokale College. Dort ist eine Studentin nach der Einnahme einer neuartigen Droge umgekommen und das ungleiche Ermittler-Duo soll nun die Dealer und deren Hintermänner ausfindig machen. Aber zwischen der Polizeiarbeit und den Uni-Vorlesungen haben die Undercover-Cops auch noch mit ihren ganz persönlichen (Beziehungs-)Problemen zu kämpfen: Als Jenko auf einer Verbindungsparty den ähnlich (langsam) tickenden Quarterback Zook (Wyatt Russell, „Immer Ärger mit 40“) kennenlernt, fühlt sich der eifersüchtige Schmidt plötzlich wie das fünfte Rad am Wagen. Er tröstet sich mit einer Affäre mit der hübschen Kunststudentin Maya (Amber Stevens, „The Amazing Spider-Man“) über den Schmerz hinweg, wobei das gute Gefühl des Verliebtseins augenblicklich in pure Panik umschlägt, als er herausfindet, wer ihr Vater ist…

    Vordergründig mag der Film von den Ermittlungen an einem College handeln, aber gleichzeitig lässt sich fast jeder Dialog im Film auch so deuten, dass er von der Produktion einer Hollywood-Fortsetzung handelt. So schwärmt Captain Dickson ausführlich von dem höheren Budget, dass er diesmal für die Ausstattung seiner Einsatzzentrale in „22 Jump Street“ (am Apartmentkomplex „23 Jump Street“ wird auf der überliegenden Straßenseite gerade noch gebaut) zur Verfügung hat. Wobei das Geld heutzutage selbst bei Sequels zu Erfolgsfilmen offenbar nicht mehr so locker sitzt, denn als sie in einem Football-Helm-Wagen über den Campus düsen, erinnert Jenko Schmidt noch einmal daran, dass ihre Vorgesetzten sie nach einer superteuren Verfolgungsjagd (aus der Eröffnungssequenz) angehalten haben, ab nun doch bitte immer den sparsamsten Weg mit dem geringsten Sachschaden zu wählen.

    Jetzt einfach noch weitere der zahllosen und unheimlich treffsicheren Meta-Gags aufzuzählen, würde dem Leser nur den Spaß verderben, aber nicht einmal mit dem Beginn des Abspanns haben Lord und Miller genug davon, sich selbst und ihre Arbeit durch den Kakao zu ziehen. Stattdessen werden dort die Poster der nächsten 20 oder so Fortsetzungen eingeblendet, in denen Jenko und Schmidt undercover unter anderem an einer Vorschule, einer Militärakademie und einer Nonnenschule ermitteln. Wie man es von Hollywood gewöhnt ist („Police Academy 7 – Mission in Moskau“ lässt grüßen), werden die Ideen dabei mit aufsteigender Nummer immer absurder und trashiger. Aber ganz ehrlich: Egal wie bewusst schlecht die Poster auch gephotoshopt sind, die meisten der angeteaserten Sequels würden wir uns trotzdem sofort reinziehen!

    Aber natürlich gibt es auch ein paar Schwächen: Der Krimi-Plot ist erwartungsgemäß austauschbarer Schmarrn, das geschmacklose Gastspiel der „21 Jump Street“-Ganoven Dave Franco und Rob Riggle hätte man sich besser ganz gespart und auch diesmal bleibt der Bad Guy wieder ziemlich blass (wobei es da noch einen grandios-absurd aufspielenden Familienanhang gibt, den wir an dieser Stelle gern über den Klee loben und ihm eine große Hollywood-Comedy-Karriere vorhersagen würden, aber die Überraschung spoilern wollen wir natürlich nicht). Dabei ist es erneut vor allem den fantastisch harmonierenden Stars Channing Tatum („White House Down“) und Jonah Hill („The Wolf of Wall Street“) zu verdanken, dass der Film trotz des losen Handlungsfadens nicht einfach in seine einzelnen Sketche zerfällt. Stattdessen entwickeln sie eine solch glaubhafte Kumpel-Chemie, dass man ihnen für ihre Partnerschaft stärker die Daumen drückt als den meisten ausgewiesenen Liebespaaren in herkömmlichen Hollywood-Romanzen: „22 Jump Street“ ist letztlich nichts anderes als eine ziemlich geschickt verpackte (und verdammt lustige) Beziehungskiste!

    Fazit: „22 Jump Street“ ist ein Sequel, in dem sich vornehmlich darüber lustig gemacht wird, dass Fortsetzungen sowieso Mist sind, und das auf diese Weise seinen Vorgänger übertrifft - das erfreulichste Paradoxon des Kinojahres!

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