Als Kunstfigur Mr. Oizo hat er den millionenfach verkauften Dance-Hit „Flat Beat“ komponiert und anschließend unter seinem echten Namen Quentin Dupieux auch noch einen grandiosen Videoclip mit einem gelben Plüschtier namens Flat Eric dazu gedreht. Aber auch seine Kinofilme sind nicht minder absurd: So handelt etwa „Rubber“ von einem Autoreifen (!), der in einem Motelzimmer übernachtet und reihenweise Morde begeht. In seinem neuesten Streich „Reality“ stellt sich Dupieux die angesichts seines Fimmels für surreale Szenarien wie in „Wrong“ naheliegende Frage: „Was ist schon real?“ Dabei entpuppt sich seine Episoden-Komödie zum Glück nicht als trocken-intellektuelle Abhandlung zum Thema Realität. Stattdessen hat Dupieux (und mit ihm das Publikum) einfach nur unheimlich viel völlig abgedrehten Spaß. Eine stringente Inhaltsbeschreibung fällt dabei schon aufgrund der vielen kompliziert ineinander verschachtelten Episoden nicht leicht. Aber dann erweisen sich einige der Geschichten auch noch als Träume der Protagonisten – oder vielleicht erleben sie das doch alles wirklich? Der Titel „Reality“ ist jedenfalls zugleich auch der Name eines Mädchens (Kyla Kenedy), das eine VHS-Kassette entdeckt, die darauf hindeutet, dass ihr ganzes Leben in Wahrheit Gegenstand einer Fernsehproduktion ist…
In einer anderen Episode diskutieren ein Produzent (Jonathan Lambert) und ein Regisseur (John Glover) darüber, ob es wirklich notwendig ist, das Kind so lange beim Schlafen zu filmen. Ein anderer Filmemacher (Alain Chabat) wiederum will den Produzenten von seiner Idee für einen Horrorfilm überzeugen. Dabei stellt er nur eine Bedingung: Das Stöhnen der Menschen, denen die Köpfe nach einer Attacke mit tödlichen Fernsehwellen platzen, muss absolut oscarwürdig sein. Währenddessen geht die Ehefrau des Filmemachers (Élodie Bouchez) ihrem Job nach – sie ist Psychiaterin mit dem Spezialgebiet „Traumdeutung“… Auch wenn sich das jetzt sehr verworren anhört, verliert Dupieux doch nie den Faden und kann sich zudem voll auf sein hochkarätiges Ensemble verlassen, dessen Mitglieder sichtlich Spaß an ihren abgefahrenen Rollen als Schuldirektor auf Stöckelschuhen, rauchender Nichtraucher oder Kochshow-Moderator im Rattenkostüm haben. Während im Spannungsfeld Film/Traum/Realität eine absurde Wendung auf die andere folgt, unterlegt Dupieux das surreale Treiben diesmal übrigens nicht mit der Musik seines Alter Egos Mr. Oizo, sondern setzt stattdessen mit dem geradezu redundant-minimalistischen Philip-Glass-Stück „Music with Changing Parts“ aus dem Jahr 1970 auf der Tonspur noch einmal einen brillanten Kontrapunkt.
Fazit: Regisseur Quentin Dupieux fackelt nach „Rubber“ und „Wrong“ auch in seinem neuen Film wieder ein wahres Feuerwerk an herrlich (irr)witzigen Einfällen rund um Träume, Filmemachen und das sogenannte „wahre Leben“ ab. Dabei gerät vor allem das famose Finale scheinbar mühelos zu einem einzigen absurden Höhepunkt!