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    Osombie
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    0,5
    katastrophal
    Osombie
    Von Robert Cherkowski

    George A. Romeros „Zombie - Dawn Of The Dead" ist ein Klassiker des Horror-Kinos. Selbst in den verstaubtesten Feuilleton-Ecken ist bekannt, dass Romeros Untoten-Sause von 1978 kein selbstzweckhaftes Spektakel, sondern eine perfide Satire auf die blinde und ritualisierte Konsumlust des Mittelstandes ist. Seinerzeit war das Echo bei Kritikern noch etwas geteilter und der stilprägende Reißer zog einige harsche Reaktionen nach sich – der Film sei nicht nur gewaltverherrlichend, sondern sogar von einer „Herrenmenschen-Ideologie" geprägt. Heute haben derartige Stimmen kein Gewicht mehr. Langfristiger Erfolg und Kultstatus des Genre-Urknalls haben derweil zahlreiche Filmemacher inspiriert, die mit weit weniger Feingefühl und zum Teil eben doch genau der damals vermuteten Menschenverachtung zu Werke gehen. Mit John Lydes Direct-to-DVD-Horror-Machwerk „Osombie" wird die moralisch-sittliche Grenze des Zumutbaren nun gleich von unterhalb der Gürtellinie ausgelotet – und zwar samt Kopfsprung in die Untiefen des offenen Rassismus.

    Abbottabad, Pakistan, 1. Mai 2011: Als ein Bataillon Navy Seals den Ruhesitz des Terror-Fürsten Bin Laden stürmt, geht es dem Taliban-Fürsten an den Kragen. Bevor es jedoch soweit ist und der Massenmörder vor seinen Schöpfer tritt, kippt er sich flugs eine mysteriöse Flüssigkeit mit sonderbaren Auswirkungen in den Rachen. Nachdem man ihn einer improvisierten Seebestattung zugeführt hat, wird sein Terror-Regime unter anderen Vorzeichen weitergeführt: Als Zombie entflieht Bin Laden seinem nassen Grab, um eine neue, diesmal untote Terror-Armee aufzubauen. In seinem Weg stehen rabiate Special Forces, die sich in der afghanischen Steppe wüste Kämpfe mit den Zombie-Horden liefern. Außerdem ist da noch die junge Yoga-Lehrerin Dusty (Eve Mauro), die in der Einöde nach ihrem Bruder Derek (Jasen Wade) sucht, der der geheimen Zombie-Kriegsführung schon seit geraumer Zeit nachforscht...

    Das US-Kino spricht in Kriegszeiten mitunter eine hingebungsvoll militaristische Sprache: Wo die „Transformers"-Filme und „Battleship" verhohlene Kriegsbegeisterung für die „gute Sache" schürten, was jedoch noch hinter einem Science-Fiction-Feigenblatt versteckt war, tauchte man bei „Act of Valor" schon sehr viel deutlicher in Propaganda-Gefilde ab. Die Trash-Produktion „Osombie" ist im Gegensatz zu eben jenen Werken nicht einmal staatstragend im großen Stil. Hier geht es lediglich darum, die Entmenschlichung und Ermordung des Fremden, des Anderen im Genre-Korsett des Horrorfilms zu feiern. Wenn Lyde und seine Crew dabei wirklich wussten, was sie taten, darf man hier schlichtweg von extremer Niedertracht reden. Sollten sie die Implikationen ihrer Erzählung nicht überblickt und „nur Spaß" im Sinn gehabt haben, muss der Film wiederum als das mehr als fragwürdige Werk äußerst schlichter Gemüter gelten.

    Wie ernst darf oder muss man „Osombie" also nehmen? Könnte es sich nicht auch um Satire handeln, die ja im Sinne kritischer Meinungsfreiheit nahezu alles darf? Die Inszenierung gibt darauf keine Antwort, und das obgleich der Film frontal auf ironisches Trash-Vergnügen gebürstet ist. Bissige Überspitzung, zündende Komik oder gar echte Pointen gibt es hier indes nicht. Nur weil die Idee eines Zombie-Bin-Laden auf den ersten Blick angenehm bescheuert wirkt, ist damit noch lange keine Satire geschaffen. Und auch rein handwerklich sammelt Lyde keinerlei Pluspunkte. Im Gegenteil: Die Machart rangiert oberhalb des berüchtigten sterilen Looks von Asylum-Produktionen („Transmorphers", „Titanic 2 - Die Rückkehr"), jedoch weit unter Troma-Niveau („The Toxic Avenger") – im Vergleich mit Lydes vor immer gleichen Kulissen und mit geschätzten acht Statisten aufgeführtem Zombie-Reinfall erstrahlt selbst die Genre-Filmografie eines Uwe Boll in neuem Glanz.

    Gefährlich wird „Osombie" selbstredend nicht durch seine massiven handwerklichen Defizite, sondern durch das Weltbild, das dem überwiegend jugendlichen Zielpublikum hier injiziert wird. Wenn am Anfang für einige Szenen aus der Ego-Shooter-Perspektive rumgeballert wird, mag das noch ein harmloses Regie-Schmankerl à la „Doom" sein – die Entmenschlichung des verhassten Feindes hin zum Afghanen-Schlachtvieh dagegen lässt frösteln und widert an. Später, wenn sich Videospieloptik und Massenerschießungen die Hand reichen und das Niedermähen von Moslem-Zombies zum heiteren Sport für die ohnehin durchweg unsympathischen Protagonisten wird, dann verkommt „Osombie" endgültig zur propagandistischen Gewaltpornographie.

    Auch bei den sagenhaft langweilig inszenierten Actionszenen, in denen bärtige und in Kaftane gehüllte Bestien auf durchtrainierte, attraktive Zahnpasta-Soldaten zutorkeln und jeder Treffer mit einem coolen Spruch quittiert wird, muss man nicht allzu tief graben, um die radikale Islamphobie dahinter zu erkennen – und die Lust daran, die im Westen ohnehin viel zu oft stereotyp gezeichnete arabische Welt weiter zu dämonisieren. War der gemeine Muslim in Terrorismus-Thrillern oder Kriegsfilmen bis jetzt schon fies genug, wird er hier zum reinen Kanonenfutter degradiert. Würde hier ein ironischer Geist spürbar, etwa so wie beim Nazi-Zombie-Ulk „Dead Snow", dann ließe sich über untote Taliban streiten. „Osombie" jedoch strahlt lediglich eine ungeheuer martialische Blutlust aus. Schlechte Zombie-Reißer gibt es wie Sand am Meer – einen derart hasserfüllten und verdorbenen Schund muss man jedoch lange suchen.

    Fazit: John Lydes „Osombie" ist ein vor Ressentiment überschäumendes Genre-Machwerk, das den Gang in die Videothek nicht einmal dann wert ist, wenn man die gesammelten Werke von Uwe Boll schon in- und auswendig kennt.

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