Filmemachen ist harte Arbeit – viele filmbegeisterte Jugendliche, die zusammen mit ihren Freunden einmal versucht haben, selbst einen kleinen Amateurfilm auf die Beine zu stellen, werden ein Lied davon singen können. Ohne Geld und ohne echte Profis in den leitenden Funktionen ist bereits die Logistik eine wahre Herkules-Aufgabe. Spätestens beim Schnitt wird den meisten Jungfilmern aber klar, dass alle Leidenschaft der Welt keine handwerkliche Kompetenz ersetzt. Die Entschlossensten unter ihnen lassen sich davon allerdings nicht abschrecken, bringen sich das Nötigste einfach selbst bei und vollenden mit erstaunlicher Ausdauer ein billigst produziertes, hausgemachtes Genre-Filmchen nach dem anderen. Eine solche No-Budget-Filmschmiede betreibt der Kanadier Brett Kelly und aus der erreicht uns nun das Horror-Laienstück „Jurassic Shark".
Der Riesenhai Megalodon war einer der mächtigsten Urzeit-Killer – bis zu 18 Meter konnte das mit mahlenden Kiefern bewaffnete Ungetüm lang werden. Da wird sich ausnahmslos jeder Ozeanbewohner glücklich schätzen, dass der Megalodon schon seit zwei Millionen Jahren ausgestorben ist. Oder etwa nicht? Bei Bohrarbeiten erweckt eine in der Tiefe fuhrwerkende Öl-Firma den Megalodon zu neuem Leben. Und der hat einen Mordshunger! Besonders schmackhaft: Eine Gruppe von College-Freunden, die einen sonnigen Tag am Strand einer abgelegenen Insel verbringen...
Da es sich bei „Jurassic Shark" im Prinzip um eine Amateur-Produktion handelt, deren Budget noch weit unter dem günstig hergestellter Asylum-Filme („Titanic 2") rangiert, wäre es unfair, Kellys Werk mit „Der weiße Hai", „Deep Blue Sea" oder anderen Großproduktionen aus dem Haifischbecken Hollywoods zu vergleichen. Und die Beschränkungen gelten natürlich nicht nur für Ausstattung und Technik, sondern auch für die Besetzung. Der männliche Teil von Kellys No-Name-Truppe gurkt unbeholfen in der Gegend herum, während die Damen damit beschäftigt sind, sich im Bikini auf Handtüchern zu räkeln. Und zwar am Strand eines Baggersees, der an seiner tiefsten Stelle gute zwei Meter tief ist – das Meer war dann doch zu weit weg.
Auf eine Handlung wird ebenfalls lässig verzichtet; auf das Konto der Drehbuchautoren David A. Lloyd und Trevor Payker gehen wohl nicht zufällig so vielsagende Titel wie „Ghost in a Teeny Bikini" oder „Thunderstorm: The Return of Thor". Und selbst der titelgebende Teichbewohner sorgt dann dank wahrhaft grottiger Effektarbeit weniger für Schrecken als vielmehr für große „Haiterkeit". Die hat offenbar auch am Filmset geherrscht: Man sieht den Darstellern förmlich an, wie sie sich über ihre bescheuerten Dialogzeilen und das gemeinsame Unvermögen amüsieren. Das bedeutet jedoch noch lange keinen Spaß für ein zahlendes Genre-Publikum. Immerhin: Nach knapp 70 Minuten ist der Spuk vorbei und man kann selbst an den See fahren.
Fazit: Gegen „Jurassic Shark" ist selbst Schmu wie „Hai-Alarm auf Mallorca" ein Horror-Meilenstein – Filme wie dieser gehören in die Privatsammlung der Filmemacher und ihrer Freunde, nicht in ein DVD-Ladenregal.