Zu den eher düsteren Kapitel der Filmkarriere Arnold Schwarzeneggers gehört das von John Irvin („City of Industry – Tödliche Freundschaft”, 1997) 1986 in die Kinos geschossene Zelluloid unter dem Titel „Raw Deal” – wirklich ein extrem rohes Geschäft, was Irvin und sein Star einem da zumuteten. Der Streifen strotzt nur so vor Genre-üblichen Klischees und äußerst dürftig in Szene gesetzten Versatzstücken aus Thriller, Actionmovie und staatstragendem Plot.
Schwarzenegger spielt einen dieser Drehbuch-Möchtegern-Helden, den Ex-FBI-Mann Mark Kaminsky, der wegen Brutalität gegenüber einem des Kindesmissbrauchs Verdächtigen vor die Wahl gestellt wurde, entweder den Dienst ganz zu quittieren oder als Kleinstadt-Sheriff sein Dasein zu fristen. Zum Leid seiner Frau Amy (Blanche Baker) wählte er letzteres, so dass sich die arme Frau zu Hause herum quälen und unübersehbar Mengen an Alkohol zu sich nehmen muss.
Doch die Erlösung naht: Kaminskys Ex-Boss beim FBI, Harry Shannon (Darren McGavin), hat seinen ebenfalls bei der Truppe arbeitenden Sohn bei einem Einsatz gegen die Mafia verloren und sinnt auf Rache. Er bittet Kaminsky, sich (privat) als Undercover-Agent bei Mafia-Chef Patrovita (Sam Wanamaker) und seinen Kumpanen Rocca (Paul Shenar) und dessen Schießprügel Keller (Robert Davi) einzuschleichen, um der Bande den Garaus zu machen. Kaminsky weiß sofort, was zu tun ist: Er „ärgert” Patrovitas ärgsten Feind, Mafia-Konkurrent Lamanski (Steven Hill), der kurz zuvor versucht hatte, Patrovita aus dem Weg zu räumen.
Patrovita und Rocca stellen den Pseudo-Gangster Kaminsky, der sich jetzt Joe Brenner nennt, ein, allerdings mit dem nötigen Misstrauen, um bei ihrem nächsten geplanten Raubzug nicht gestört zu werden. Sie setzen Monique (Kathryn Harrold) auf Brenner alias Kaminsky an, um in seinen Papieren zu schnüffeln. Doch wie zu erwarten war, findet die Vorzeige-Mafia-Schöne nichts, im Gegenteil: sie verliebt sich in den muskelprotzenden Brenner, der ihr zwar auch nicht abgeneigt ist, aber seiner Frau treu bleibt. Allerdings befindet sich in den Reihen der Mafiosi ein korrupter Cop, und Kaminskys Identität droht aufzufliegen...
Es ballert kräftig in „Raw Deal” (dt: „Der City Hai”). Das allein wäre kein Grund, diesen Film in die Regale im Keller zu verbannen oder ihn gleich dem Recycling zuzuführen. Doch die Story, die uns gleich vier Drehbuchautoren servieren ist so dünn und vollgepfeffert mit Klischees, hanebüchenen Dialogen und republikanischer Ideologie im Regenbogenpresse-Format, das Kopfschütteln nur die einfachste Reaktionsweise darstellen kann.
Kurz: Kaminsky geht über Leichen, schnurstracks an allen erdenklichen Polizeivorschriften vorbei, an verfassungsrechtlichen Garantien von Beschuldigten usw., um den Bösewicht und seine Handlanger zur Strecke zu bringen, und ist sich nicht zu schade, dies als Selbstverständlichkeit zu verkaufen. Motto: Für die Gerechtigkeit ist jedes Mittel recht. Das denkt nicht nur der Held, das denken auch seine Vorgesetzten. Und im nachhinein, so ganz klammheimlich, wird die anfangs im Film erwähnte brutale Misshandlung eines Tatverdächtigen durch Kaminskys erfolgreichen Kampf gegen die Mafiosi sozusagen auch rechtlich „geheilt”. Wunderbar. Hier haben wir – ohne auf Schwarzeneggers spätere politische Karriere abstellen zu wollen – rechts-republikanische Law-and-Order-Mentalität und -Ideologie in Reinkultur.
Nicht nur das. Der Film ist aufgrund seiner Schwarz-Weiß-Malereien, seiner flachen Dialoge und ebenso flachen Charaktere, die man kaum so nennen kann, auf ein Maß an überzeugender Durchschlagskraft für all diejenigen geschaffen, die es nur so kapieren wollen. Der Zweck heiligt die Mittel.
Schwarzenegger läuft so gut wie ungehindert durch den Streifen, der ohne irgendwelche Phantasie fotografiert und mit billigen Kulissen ausstaffiert wurde – nach dem Motto: Der Sieg ist unser, weil er es sein muss. So fährt Schwarzenegger beispielsweise in der Schlussszene mit einem Auto quer durch ein Gebiet, das von Gangstern nur so wimmelt. Wenn man denkt, er sei eine lebende Zielscheibe, täuscht man sich. Denn Arnie wird natürlich nicht getroffen, sondern nietet aus dem fahrenden Auto heraus alle Bösewichter nieder. Dieses auch aus anderen Actionfilmen der B-Klasse bekannte Motiv wird allerdings in diesem Film derart billig in Szene gesetzt, dass selbst dem gutgläubigen Betrachter der Pudding vor Staunen aus dem Gesicht fallen müsste.
Schwarzenegger zur Seite gestellt wurden Bilderbuch-Mafiosi, die unbeabsichtigt eher den Gangster-Witzfiguren aus einer Komödie von Louis de Funes gleichen denn irgendeinem wirklichen Gangster. Besonders Sam Wanamaker spielt Mr. Patrovita des öfteren unfreiwillig komisch und erinnert an einen Bösewicht aus billigen Comic-Heftchen. Nur, der Film hier war ernst gemeint und nicht selbstironisch!
Auch die Nebenhandlung, die Liebesgeschichte zwischen Brenner und Monique, verkommt im Sumpf des noch dazu emotionslosen Klischees. Als Brenner sich von Monique am Flughafen bei der wartenden Maschine verabschiedet, glaubt man, eine Maschine vor sich zu haben, die einer Frau bye bye zu grunzt. Die Dame selbst ergeht sich in schmachtender Trauer, die so wenig glaubhaft daher kommt wie der Rest des Films. Und die Szenen, in denen der Gangster Keller seine Eifersucht auf Brenner zum Besten gibt, sind derart hölzern in den Dialogen, dass einem die Galle überlaufen könnte.
Ich will schweigen. „Raw Deal” ist ein Film, den man als Film, als Kino, getrost vergessen kann. Als simplifizierende rechte Ideologie allerdings wirken solche Streifen wie Werbekampagnen für ein politisches Programm, das hoffentlich nicht das des derzeitigen kalifornischen Gouverneurs ist.