Schon lange vor dem US-Kinostart war „The Baytown Outlaws" der Abschlussfilm beim Fantasy Filmfest 2012 und das Regiedebüt von Newcomer Barry Battles erwies sich als optimale Wahl zum Ausklang des Genre-Festivals. Mit seiner gut ausbalancierten Mischung aus brachialer Action und Komödie lässt sich ein voller Kinosaal in Hochstimmung versetzen. In diesem Action-Thriller finden sogar emotionale Momente ihren Platz und man kommt den toll gespielten Figuren bemerkenswert nahe: Bis zum Finale hält Jongleur Battles die Bälle in der Luft: „The Baytown Outlaws" ist ein brutaler Reißer und zugleich ein ausgesprochen berührender Film – eine ungewohnte Kombination und eine seltene Qualität.
Die drei Brüder Brick (Clayne Crawford), MacQueen (Travis Fimmel) und Lincoln (Daniel Cudmore) sorgen in Alabama für Unruhe. Oder für Recht und Ordnung – das ist eine Frage der Perspektive. Denn wann immer ein Störenfried aus dem Weg geräumt werden soll, sind die drei „hilfsbereit" zur Stelle. Und so tritt auch Celeste (Eva Longoria) mit einem Anliegen an die Auftragskiller heran: Für eine horrende Summe will sie ihren Patensohn Rob (Thomas Brodie-Sangster) aus den Fängen ihres kriminellen Ex-Manns Carlos (Billy Bob Thornton) befreien lassen. Die drei Rednecks staunen nicht schlecht, als sich Rob als behinderter Junge im Rollstuhl entpuppt. Auf der Flucht vor Carlos und der Polizei beginnt ein ungewöhnlicher Roadtrip..
In „The Baytown Outlaws" werden die amerikanischen Südstaaten von Regisseur Battles als ein Ort inszeniert, an dem ganz eigene Regeln gelten. Hier wird das Gesetz noch in die eigenen Hände genommen, hier gilt noch das Recht des Stärkeren. Die drei Hauptfiguren passen schon rein optisch in dieses Klischee: Dreckbeschmiert, verschwitzt, mit fettigen Haaren und im Muskelshirt mit dem Muster der Konföderierten-Flagge spucken sie den Kautabak gekonnt über die Schulter, so wie es sich für einen Südstaatler gehört. Zu Beginn sind Brick, MacQueen und Lincoln verdammt harte Kerle, denen ein Menschenleben etwa so viel wert ist wie das eines lästigen Moskitos – eine Überzeichnung, die „The Baytown Outlaws" einen schwarzhumorigen Anstrich verpasst und einen unbeschwerten Umgang mit der Filmgewalt jenseits aller Moral nahelegt.
Was als unterhaltsame Actionkomödie beginnt, kippt dann aber mit dem Auftritt Robs, und zwar vollkommen. Plötzlich ist da ein Element, das ernstgenommen werden soll: Von einem Moment auf den anderen haben die rücksichtslosen Killer Verantwortung für einen weitgehend hilflosen Menschen. Indem jeder der drei Brüder nun eine individuelle Beziehung zu Rob aufbaut, entwickeln sich die zunächst eindimensionalen Typen zu runden Charakteren, für die man Verständnis und Mitgefühl entwickeln kann. Zwischen Schusswechseln, Explosionen und Handgreiflichkeiten kommt es immer wieder zu emotionalen und wirklich rührenden Momenten. Dass dabei die Grenze zum Kitsch nicht überschritten wird, ist nicht zuletzt der äußerst spielfreudigen und charmanten Besetzung zu verdanken.
Neben Eva Longoria („Desperate Housewives") und Billy Bob Thornton („Armageddon", „Bad Santa") ist mit „The Vampire Diaries"-Star Paul Wesley noch ein weiteres bekanntes Gesicht dabei: Er spielt den attraktiven Yankee-Polizisten Reese, der im Süden nach dem Rechten sehen soll und neben den wilden Killerbrüdern nur lächerlich wirken kann – ein weiterer Kontrast, der zum ironisch überspitzten Nord-Süd-Gegensatz des Films beiträgt. Neben den drei Hauptfiguren präsentiert Battles zudem drei weitere Killerkommandos, die ähnlich stereotypisiert sind, witzig ist dabei insbesondere eine bewaffnete Auseinandersetzung mit einer weiblichen Motorradgang. „The Baytown Outlaws" ist unterhaltsames Genre-Kino mit Trash-Spitzen und sensibel erzähltes Roadmovie zugleich – das mag eine seltsame Mischung sein, aber hier funktioniert sie.
Fazit: Barry Battles‘ Debütfilm „The Baytown Outlaws" ist eine immens unterhaltsame Actionkomödie mit explosiver Story und facettenreichen Figuren.