Es beginnt buchstäblich mit Adam und Eva: das ewige Thema Mann und Frau. Solange die Menschheit Bestand hat, wird es Beziehungen geben und die werden immer Stoff für Kinofilme bieten. Dieses Rad lässt sich nicht neu erfinden, aber man kann ihm einen pfiffigen Dreh geben. Einen solchen hat der französische Regisseur Pascal Chaumeil, der 2010 mit der romantischen Komödie „Der Auftragslover" ein erfolgreiches Debüt feierte, für seinen zweiten Spielfilm „Der Nächste, bitte!" gefunden: Er gab der deutschen Schauspielerin Diane Kruger die Chance, ihr komödiantisches Können unter Beweis zu stellen. Bisher war die Kosmopolitin in erster Linie für mehr oder weniger dramatische Rollen bekannt – von Wolfgang Petersens Monumentalfilm „Troja" über Quentin Tarantinos Historiengroteske „Inglourious Basterds" bis hin zum Kostümdrama „Leb wohl, meine Königin!" -, doch hier zeigt sie sich über weite Strecken gekonnt witzig. Zur Seite steht Kruger Frankreichs Comedy-Superstar Dany Boon („Willkommen bei den Sch'tis") und gemeinsam macht das ungleiche Protagonisten-Paar aus „Der Nächste, bitte!" eine amüsante romantische Komödie.
Isabelle (Diane Kruger) ist seit zehn Jahren mit dem Zahnarzt Pierre (Robert Plagnol) zusammen – Zeit zu heiraten. Aus Angst vor dem Familienfluch, der jede erste Ehe scheitern lässt, entscheidet sie sich, in Dänemark einen Unbekannten zu heiraten, um sich direkt danach wieder scheiden zu lassen. Als sie dabei versetzt wird, kommt ihr der unbeholfene Jean-Yves (Dany Boon), Reiseführer-Redakteur und Sitznachbar auf dem Hinflug, gerade recht. Sie folgt ihm nach Kenia und behauptet, sich Hals über Kopf in ihn verliebt zu haben. Jean begreift nicht ganz, bittet sie aber, ihn zum Kilimandscharo zu begleiten. Als Isa in einem Massai-Dorf eine Hochzeitszeremonie entert und ihn ehelicht, kann er sein Glück kaum fassen. Zurück in Paris lässt sie ihn dann einfach am Flughafen stehen und widmet sich den Vorbereitungen zur Hochzeit mit Pierre. Nachdem Jean ihre Ehe amtlich eintragen lassen hat, folgt ihm Isa nach Moskau und spielt die miserable Gattin, damit er die Scheidung einreicht, ohne ihre Intrige zu durchschauen...
Die Drehbuchautoren Laurent Zeitoun und Yoann Gromb, die auch schon bei „Der Auftragslover" dabei waren, haben dem Film eine humorvolle Rahmenhandlung verpasst: Während eines familiären Abendessens versucht Isabelles Schwester Coco (Alice Pol), die gerade unglücklich geschiedene Valérie (Laure Calamy) zu trösten und erzählt ihr Isas schräge Geschichte. Deren Schwager Patrick (Jonathan Cohen) sorgt mit seiner direkten Art nebenbei für weitere heitere Höhepunkte. Im Hauptteil des Films behandelt Chaumeil dann freilich die schleichende Veränderung der vorerst noch so niederträchtigen Isa, die sich schlussendlich entscheiden muss, ob sie mit Pierre die perfekte Gewohnheit oder mit Jean das bunte Erlebnis haben möchte.
Pascal Chaumeil stellt überaus stereotypisch die zwei verschiedenen Mannsbilder da, um den klassischen Zwiespalt zwischen Verstand und Leidenschaft zu beschreiben: Auf der einen Seite Pierre, der gutaussehende und wohlsituierte Zahnarzt, ihm angeheftet die übertrieben dargestellte Monotonie, die in einer langjährigen Beziehung einkehrt. Auf der anderen Seite Jean-Yves, der unauffällige aber warmherzige Trottel, bei dem stets Unerwartetes passiert. Immerhin demonstriert der ehemalige Pantomime Dany Boon dabei einmal mehr, warum er längst nicht mehr nur in Frankreich zu den beliebtesten Komikern zählt. Spannender ist, wie sich Diane Kruger in ihrem ersten großen Comedy-Auftritt schlägt.
Chaumeil und Kruger gelingt es, die Hauptfigur so konsequent sympathisch erscheinen zu lassen, dass man ihr trotz ihrer eigentlich unverschämten Hinterlist gerne durch die amourösen Verstrickungen folgt. Der Regisseur lässt auch die natürliche Schönheit des Ex-Models zur Geltung kommen und vergisst dabei keineswegs, Krugers körperliche Reize zur Schau zu stellen. Ihr komödiantisches Timing ist indes nicht immer hundertprozentig treffsicher, ihr Spiel wirkt zuweilen einen Tick zu offensichtlich einstudiert. Die Leichtfüßigkeit eines locker aus der Hüfte feuernden Komödienprofis wie Boon fehlt ihr (noch), aber sie macht einiges wett, indem sie Isabelle eine oft hinreißende Schusseligkeit gibt.
„Der Nächste, bitte" ist ein herzlicher Film mit einem passend atmosphärisch-warmen Look. Kameramann Glynn Speeckaert („22. Mai") und Szenenbildner Hervé Gallet („Vidocq") setzen auf intensive Farben und Originalschauplätze – inklusive echter Massai. Regisseur Chaumeil behält den warmherzig-lockeren Ton über weite Strecken bei, nur das übertrieben kitschige und überkonstruierte Ende fällt aus dem Rahmen - hier wäre weniger mehr gewesen. Die Kirche hätte gerne Kirche bleiben dürfen, statt als missklingend weihevoller Schauplatz für Isas zusammengefasste Erlebnisse mit Jean herhalten zu müssen. Als auflockernde Nachspeise gibt‘s danach aber immerhin noch die vermasselten Szenen im Abspann.
Fazit: Pascal Chaumeils nett anzuschauender und unterhaltsamer „Der Nächste, bitte" ist keine Komödien-Großtat, bringt aber doch immer wieder zum Schmunzeln. Und nebenbei zeigt Diane Kruger mit tatkräftiger Unterstützung von Dany Boon, dass sie auch im komischen Fach gut behaupten kann.