"Brügge sehen... und sterben?!" gehört wirklich zu meinen absoluten Lieblingsfilmen. Die Kombination aus Thriller und schwarzem Humor avancierte aber auch allgemein zu einem absoluten Kultklassiker. Nun schreitet der Ire zu seinem zweiten Streich und schon wieder fließt massenhaft Blut und böse Komik. Allerdings lässt McDonagh soviel filmische Selbstverständlichkeiten und Automatismen vermissen, dass man sich beim Endprodukt die Augen reibt und fragt, wie daraus ein dermaßen abgedreht, geiler Mix entstehen konnte.
Der Film wird seinem Titel vollstens gerecht. Keiner der Figuren ist normal, zumindest die, die im Vordergrund stehen und die, die wenigstens noch einen Hauch von Normalität oder Vernunft besitzen werden ironischerweise schnell beseitigt. Im Mittelpunkt steht Colin Farrell als erfolgloser Drehbuchautor und gerade da hat der Film seinen besonderen Coup. Filmische Realität und sein Drehbuch verschwimmen in einem verwirrenden Mix, der immer wieder für surreal aberwitzige Wendungen sorgt.
Tatsächlich lassen sich einige filmische Querverweise auf Westernfilme oder auch auf im Vorraus bennanten "Pulp Fiction" finden, trotzdem beweist der Film seine eigene Qualität. Was anfangs noch zumindest einen Rahmen hat, sich aber nichtsdestotrotz merkwürdig anmutet, verliert nach der Hälfte alle Konventionen und das macht gerade so ungeheuer Spaß. McDonagh lässt den Durchgeknallten und seinen sarkastischen Untertönen freien Lauf.
Denn der etwas eigene Regisseur darf auf einen großartig spielenden Cast bauen: Colin Farrell spielt seine Rolle mit seinem, schon aus "Brügge" bekannten, depressiv, lässigen Stil. Dennoch stechen Walken und Sam Rockwell aus dem Dreiergespann eher heraus. Vor allem Walken balanciert spielend auf der Grenze zwischen Gefühl und Wahnsinn, sein Spiel wird von Szene zu Szene undurchsichtig und ich wage zu behaupten, selbst gegen Ende sind nicht alle seiner Absichten völlig verständlich. Woody Harrelson kennt sich ja bereits bestens aus, auf dem Gebiet der Verschrobenheit, sein Spiel nimmt man nach zahlreichen aberwitzigen Rollen wie "Zombieland" und "Natural Born Killer" schon als selbstverständlich hin, trotzdem sollte seine Leistung immer wieder honoriert werden.
Dennoch stiehlt Sam Rockwell allen die Show. Er ist durchgeknallt, teils wieder liebenswürdig, ein wenig verblödet und naiv, dann aber auch blutrünstig. Er ist ein perfider, aber dennoch sympathischer Psychopath und zeichnet das Gesamtwerk gerade durch seine Figur aus, der schwarze Humor und die Extravaganz gipfeln in seiner schauspielerischen Leistung.
Auch Tom Wait's Figur sollte noch erwähnenswert sein, man kann seine Rolle schwer einschätzen und hat mit ihm immer einen Unsicherheitsfaktor, auch für das Publikum bleibt seine Rolle mystisch und deswegen so unberechenbar. Er ist es auch, der dann in den Off – Credits für einen brüllend komischen Schlusspunkt sorgt.
Fazit: Die auftretenen Rollen kennzeichnen die vielen verschiedenen Facetten, die einen Psychopathen ausmachen können. Und das vereint Regisseur McDonagh so formidabel, wie verrückt, schwarzhumorig und blutig, dass ich "7 Psychos" jetzt schon eine Kultklassikergarantie ausschreibe.