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    How To Be Single
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    How To Be Single
    Von Andreas Staben

    Die US-Autorin Liz Tuccillo gehörte nicht nur zum Schreiberteam von „Sex and the City“, sie war auch eine der Verfasserinnen des mit Starbesetzung verfilmten Selbsthilfe-Bestsellers „Er steht einfach nicht auf Dich!“, in dem Frauen erklärt wurde, „was Männer wirklich meinen“. Nun kommt mit „How To Be Single“ die Adaption ihres gleichnamigen ersten Romans ins Kino und auch wenn der Titel anderes andeuten mag, handelt es sich bei der Komödie um ein Quartett alleinlebender Großstadtfrauen (und einige fesche Kerle) natürlich nicht wirklich um einen Ratgeber für das reale Singleleben, sondern um ein weiteres Hollywood-Märchen fernab jeder Lebenswirklichkeit. Eine gewisse Oberflächlichkeit und Vorhersehbarkeit sind da Programm: Regisseur Christian Ditter („Love, Rosie“) und sein Drehbuchtrio folgen den bekannten Mustern des Romantikkinos, geben ihnen aber immerhin einen durchaus zeitgemäßen und frechen Anstrich. Mit einer Rebel Wilson („Pitch Perfect 2“), die wie ein Tornado durch das Geschehen fegen darf, mit peppiger Partymusik und mit ironischen Zuspitzungen der diversen Regeln, die jedes Date oder auch Nicht-Date (nicht nur) im Kino zu einem einzigen Spießrutenlauf zu machen drohen, sorgt „How To Be Single“ für schwungvolle Unterhaltung.

    Josh (Nicholas Braun) hilft Alice (Dakota Johnson) bei einer Handtuchpanne im Studentenwohnheim spontan aus der Patsche: Die beiden werden ein Paar. Vier Jahre später ist sie sich allerdings nicht mehr so sicher und geht nach New York, um sich selbst zu finden. Sie kommt bei ihrer älteren Schwester, der Ärztin Meg (Leslie Mann) unter und findet Arbeit in einer Anwaltskanzlei. Die Trennung von Josh soll nur vorübergehend sein, doch die Enthaltsamkeit redet ihr ihre neue Kollegin Robin (Rebel Wilson) bald aus. Alice verbringt eine Nacht mit dem überzeugten Junggesellen Tom (Anders Holm), anschließend werden sie Freunde. Während der Barkeeper zunehmend von Lucy (Alison Brie) irritiert wird, die seinen Tresen zum Hauptquartier ihrer computergestützten Partnersuche macht, lernt Alice auf einer Ehemaligenparty David (Damon Wayans Jr.) kennen. Unterdessen wird der Kinderwunsch bei Meg übermächtig, aber sie will ihr Singleleben auf keinen Fall aufgeben. Sie entscheidet sich für eine künstliche Befruchtung und hält die Schwangerschaft vor ihrem Verehrer Ken (Jake Lacy) geheim.

    Während einer Geburt (sie hat mehr als 3000 Babys zur Welt gebracht) entfleuchen der über die werdende Mutter gebeugten Meg unmissverständliche Worte: Kinder, Ehe, Familie – das kommt für sie alles nicht in Frage. Noch bevor die unabhängigkeitsliebende Ärztin ihre Sätze ganz ausgesprochen hat, ist dem Publikum klar, dass sie sich das noch anders überlegen wird. Tatsächlich verscheuchen die Filmemacher mit der Hilfe schwelgerischer Großaufnahmen von unwiderstehlich niedlichen Säuglingen jeden Gedanken an ein kinderloses Dasein und die Eindeutigkeit, mit der die Mutterrolle hier zum idealen weiblichen Lebensmodell gehört, hat etwas Fragwürdiges. Ihre Freiheit will sich Meg trotzdem bewahren und so lässt sie sich (zunächst) nicht auf den verständnisvollen Ken ein, obwohl der als „Empfangsdame“ arbeitende jüngere Mann in augenzwinkernder Umkehrung traditioneller Geschlechterrollen der perfekte Partner wäre -  zumal Jake Lacy („Alle Jahre wieder – Weihnachten mit den Coopers“) der Reißbrettfigur echten Charme verleiht.

    Hier wird mit den Klischees gespielt, aber sie werden nicht außer Kraft gesetzt: Der Hardcore-Single Tom etwa ist immer zu einem Techtelmechtel bereit – eine eindrucksvolle (behoste) Erektion spricht da eine deutliche Sprache –, aber nach dem Koitus sollte die Kurzzeitpartnerin möglichst schnell seine Bude verlassen. Die Vorsichtsmaßnahmen, die er dazu getroffen hat, sind ziemlich amüsant, trotzdem hat selbstverständlich auch er mit der Macht der Gefühle zu kämpfen. Und die verkopfte Lucy findet ihr Glück erst, nachdem sie alle Vernunft fahrenlässt – wie Alison Brie („Community“) dabei aus einer Art Nervenzusammenbruch eine trotzige „Ihr könnt mich mal“-Performance werden lässt, ist eine der besten Szenen des Films. Überhaupt sind die ungezügelten Momente hier meist die gelungensten. So sorgt Rebel Wilson immer wieder für Höhepunkte des Unverblümten, ob sich Robin nun in der Sauna über Alices Intimbehaarung mokiert oder ob sie auf ihre eigene Art den St.-Patrick’s-Day zelebriert. Sie ist eine im besten Sinne schamlose Powerfrau, die manchmal nicht weiß, in wessen Bett sie gerade aufwacht und auch mal dreieinhalb Stunden zu spät zur Arbeit kommt – was sie sich allerdings auch leisten kann, wie sich in einer merkwürdigen Wendung herausstellt.

    Robin ist die gar nicht so heimliche Heldin von „How To Be Single“, ihr haben wir auch eine absurd-amüsante „Trinkregel“ zu verdanken: Wenn ein Mann und eine Frau „nur“ wirklich gut befreundet sein wollen – was ja bekanntlich fast unmöglich ist -, dann dürfen sie niemals die kritische Zahl gemeinsamer Drinks erreichen, sonst landen sie unweigerlich im Bett. Wenn Alice beim dritten Cocktail so langsam die Knie zittrig werden und Tom nach acht Bier alle Hemmungen verliert, dann lautet die ominöse Zahl 11. Dabei ist es unerheblich, wer von beiden wieviel genau getrunken hat – sobald die Addition 11 ergibt, ist es zu spät. Aus dieser ironisch-willkürlichen Prämisse zaubert Regisseur Ditter schließlich eine waschechte Suspense-Szene und zeichnet die bedrohlich steigende Zahl der konsumierten Getränke in Leuchtziffern direkt ins Bild. Wie die Situation dann ganz nonchalant und folgerichtig aufgelöst wird, ist durchaus typisch für diesen Film, dem der Unernst gut zu Gesicht steht.

    Der etwas dramatischere Handlungsstrang um den Witwer David wirkt ironischerweise besonders schablonenhaft und hat keine Chance, echte Gefühle zu wecken. Das episodische Treiben ist stets kurzweilig, aber nie tiefgründig und wird von der etwas schematisch zwischen Freiheitsdrang und Sehnsucht nach Geborgenheit hin- und hergerissenen Alice zusammengehalten. Die sehr natürlich wirkende Dakota Johnson („50 Shades Of Grey“) macht sie mit einer Mischung aus Bodenständigkeit und Eigensinn zur Sympathieträgerin, während die Stadt New York zur zweiten Hauptdarstellerin avanciert. Der Big Apple erscheint hier nur von seiner besten Seite und wird als unerhört schicker urbaner Sehnsuchtsort präsentiert - tolle Partys, tolle Bars, tolle Parks, toll gekleidete Leute. Selbst eine sehr kurzfristige Wohnungssuche ist in dieser perfekten und garantiert unechten Metropole ein Klacks und kein Grund, auch nur ein bisschen nervös zu werden. Und am Ende gibt es für die Single-Seele noch einen Ausflug zum Grand Canyon dazu.

    Fazit: Schicke Komödien-Konfektion mit viel Schwung und einigen pfiffigen Einfällen.

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