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    Love, Rosie - Für immer vielleicht
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Love, Rosie - Für immer vielleicht
    Von Andreas Staben

    Seit in Rob Reiners klassischer Komödie „Harry und Sally“ aus den ziemlich besten Freunden Meg Ryan und Billy Crystal nach vielen Um- und Irrwegen ein Paar wurde, scheint es zumindest im Romantik-Kino ein unumstößlicher Fakt zu sein, dass es tiefe platonische Freundschaft zwischen Mann und Frau auf die Dauer nicht geben kann. Irgendwann kommt immer Sex ins Spiel und dann steuert alles unausweichlich auf eine Zweierbeziehung zu. Dieses ungeschriebene Genregesetz befolgen auch der deutsche Regisseur Christian Ditter („Französisch für Anfänger“) und seine Drehbuchautorin Juliette Towhidi („Kalender Girls“) bei ihrer RomCom „Love, Rosie – Für immer vielleicht“: Einmal mehr geht es nicht darum, ob die Protagonisten sich kriegen, sondern darum, was alles passieren muss, bis endlich der Liebesgroschen fällt. Da lassen sich Ditter und Co. durchaus einiges einfallen, springen allerdings mit den aus dem Weg zu räumenden Hindernissen (sprich: Nebenfiguren) und auch mit Themen wie Abtreibung und Kindererziehung nicht gerade zimperlich um. Immerhin gibt es zugleich auch eine gute Portion Witz und Herz, was zu großen Teilen der charmanten Hauptdarstellerin Lily Collins („Spieglein, Spieglein“) zu verdanken ist. Und so geht das romantische Kalkül am Ende doch irgendwie auf.

    Alex (Sam Claflin) und Rosie (Lily Collins) sind schon seit Ewigkeiten beste Freunde, aber hegen keinerlei romantisches Interesse füreinander, wie sie sich gegenseitig versichern. An Rosies 18. Geburtstag kommt es dann doch zu einem leidenschaftlichen Kuss, woran sich die betrunkene Jubilarin hinterher jedoch nicht erinnern kann und wovon ihr Alex auch nichts erzählt. Sie beschließen vielmehr, nicht gemeinsam zum Schulball zu gehen und so wird Rosie von Schönling Greg (Christian Cooke) begleitet – und geschwängert: Eine Kondompanne durchkreuzt die Zukunftspläne der jungen Frau. Statt Alex, der einen Studienplatz in Harvard ergattert hat, zum Studium nach Amerika zu folgen, bleibt Rosie als alleinerziehende Mutter in London zurück. Doch der Kontakt zwischen den beiden bricht über die Jahre nie ab, auch nicht als Alex mit der neurotischen Sally (Tamsin Egerton) zusammenzieht und Rosie dem reuigen Greg eine Chance gibt, sich als Familienvater zu beweisen. Doch das große Glück finden sie beide nicht und die Gefühle zwischen ihnen bleiben unausgesprochen – bis Alex Rosie ausgerechnet auf seiner Hochzeit mit Bethany (Suki Waterhouse) eine kaum verschlüsselte Liebeserklärung macht...

    Wenn der Ausgang einer Geschichte von vornherein feststeht (hier gibt es nie den Hauch eines Zweifels, dass Alex und Rosie sich kriegen werden), dann ist der Weg zum glücklichen Ende das Ziel. Hier werden neben den üblichen kleineren Missverständnissen, Fast-Zärtlichkeiten und dem Last-Minute-Reinplatzen bei der Hochzeit des anderen für eine romantische Komödie ungewöhnlich schwere Geschütze aufgefahren. So zieht sich die Erzählung über immerhin zwölf Jahre (wofür man allerdings kaum ein Gefühl entwickelt) und über weite Strecken der Handlung liegt nicht nur ein Ozean zwischen dem Paar in spe, sondern ganze (Lebens-)Welten. Während Alex in den USA Karriere macht, hat Single-Mutter Rosie ganz andere Probleme und hält sich als Zimmermädchen über Wasser (sie kann sich offenbar trotzdem noch ein schickes Domizil im notorisch teuren London leisten). Durch die Bildsprache wird der Kontrast noch unterstrichen, der Wolkenkratzer-Loft-Sterilität jenseits des Atlantiks stehen hübsche, leicht melancholische England-Bilder gegenüber. Andererseits haben die beiden füreinander Bestimmten mit SMS, Chat und Co. auch Kommunikationsmöglichkeiten, von denen Harry und Sally nur träumen konnten. Gleich am Anfang gibt es eine sehr witzige Szene, wenn Alex und Rosie sich im Unterricht schlüpfrige Nachrichten schreiben, der Lehrer den Chat allerdings mitlesen kann. Für die größte Panne sorgt allerdings nicht die recht elegant eingebaute moderne Technik, sondern ironischerweise ein altmodischer handgeschriebener Brief.

    Dieser ominöse Brief ist allerdings auch ein Beispiel dafür, dass es sich die Filmemacher angesichts der eigentlich sehr widrigen Umstände recht leicht machen mit dem Anbahnen des Happy Ends. Etwaige Liebeskonkurrenten werden wenig charmant (und insgesamt auch wenig witzig) diskreditiert. Das beginnt mit dem Verhalten Gregs beim Desaster der Schulballnacht, später benimmt er sich bei einer Beerdigung daneben und schließlich missbraucht er auf schäbige Weise das Vertrauen von Rosie. Auch gegen Bethany und Sally werden einige gröbere Pointen gerichtet, letztlich passt das aber schon zu dem häufig eher respektlos-unverblümten Tonfall des Films. Wenn der (männliche) Arzt Rosie in der Notaufnahme fragt, in welcher Körperöffnung er nach dem entfleuchten Kondom suchen soll oder wenn später im Bett mit Handschellen hantiert wird, dann sind wir von der Zuckerwatten-Romantik vieler Liebeskomödien (vor allem aus Hollywood) weit entfernt. Hier zündet zwar längst nicht jeder Gag und die Balance zwischen komischen und romantischen Teilen ist bei weitem nicht ideal, aber die lebhafte Lily Collins reißt mit ihrem Porträt der eigenwilligen, widersprüchlichen, abgebrühten und doch bezaubernden Rosie einiges heraus – und bildet mit dem adretten Sam Claflin („Fluch der Karibik 4“) ein hübsches und glaubhaftes (Freundes-)Paar.

    Fazit: „Love, Rosie – Für immer vielleicht“ ist eine im Erzählton uneinheitliche, schön gefilmte und in der weiblichen Hauptrolle hervorragend gespielte Romantikkomödie.

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