Das Horrorkino der vergangenen zehn Jahre wurde maßgeblich von zwei langlebigen Filmreihen geprägt: „Final Destination" und „Saw". Dabei haben beide Franchises eine ganz ähnliche Entwicklung genommen. Der jeweils erste Teil verband eine spannende Story mit einem besonderen Gimmick: Wo „Final Destination" auf die Verkettung von tödlichen Zufällen setzte, protzte „Saw" mit perversen Folterfallen. Aber statt dieses Erfolgsrezept auch in den Fortsetzungen weiter anzuwenden, gingen die Produzenten - zumindest finanziell - auf Nummer sicher und setzten schon ab dem zweiten Teil nur noch auf das jeweilige Alleinstellungsmerkmal: Während in „Saw 2 – 7" also noch grausamer gefoltert wurde, ließen die Opfer in „Final Destination 2 – 4" auf immer groteskere Weise ihr Leben. Auch „Final Destination 5" von Reihenneuling Steven Quale ist da keine Ausnahme.
Auf der Busfahrt zu einem Teambuilding-Wochenende hat Sam (Nicholas D'agosto) plötzlich eine Vision: Er träumt, wie er und seine Kollegen bei einem Brückeneinsturz ums Leben kommen. Als der Papierverkäufer wieder erwacht, geschieht in der Realität alles genau so wie zuvor im Traum. Also schnappt er sich seine Ex-Freundin Molly (Emma Bell) und zerrt sie aus dem Bus, während ihm noch weitere Kollegen folgen, um ihn zurückzuholen. In dem Moment stürzt die Brücke tatsächlich zusammen und nur die Ausgestiegenen schaffen es rechtzeitig herunter. Doch so leicht lässt sich der Tod nicht austricksen. Nach und nach fallen die Überlebenden scheinbar zufälligen Unfallverkettungen zum Opfer. Erst der mysteriöse Bludworth (Tony Todd) bringt Licht ins Dunkel, als er den Beteiligten die Regeln des Spiels erklärt: Der Tod wird alle, die den Brückeneinsturz fälschlicherweise überlebt haben, einen nach dem anderen zu sich holen. Es gibt allerdings eine Möglichkeit, sich diesem Schicksal zu entziehen. Bringt einer der Todgeweihten einen anderen Menschen um, bekommt er dessen verbliebenen Lebensjahre gutgeschrieben...
Die obligatorische Katastrophe zu Beginn ist längst zum Aushängeschild der Reihe geworden. Und was die angeht, kehrt das Franchise nach den nicht ganz so spektakulären Einstiegen von „Final Destination 3" (entgleiste Achterbahn) und „Final Destination 4" (Nascar-Crash) wieder zu alter Stärke zurück. Nach der atemberaubenden Autobahn-Karambolage aus „Final Destination 2" ist der Brückeneinsturz inklusive aufgespießten, zerschellten und verbrannten Körpern nun der bisher intensivste Auftakt. Obwohl die Charaktere vollkommen austauschbar bleiben und ihr Schicksal den Zuschauer nie wirklich berührt, geht es auch anschließend erst einmal vielversprechend weiter. Die ersten Todesfälle in einer Turnhalle, einem Massagesalon und der Praxis eines Augenarztes sind herrlich abgefahren, extrem blutig und in ihrer konkreten Ausformung wirklich überraschend. Ein gefundenes Fressen für alle Freunde schwarzen Humors, denen auch eine Extraportion Gore nichts ausmacht.
Nach den ersten drei, besonders ausgefeilten Todesfällen kommt die einzige echte Neuerung von „Final Destination 5" im Vergleich zu seinen Vorgängern ins Spiel. Zum ersten Mal ist es möglich, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, indem man einem Unbeteiligten seine verbliebenen Lebensjahre raubt. Was nach einer spannenden Erweiterung klingt, entpuppt sich jedoch schnell als Rohrkrepierer. Die Charaktere wurden zuvor einfach nicht gut genug herausgearbeitet, als dass man sich nun ernsthaft für ihr moralisches Dilemma interessieren würde. Als negativer Höhepunkt erweist sich schließlich eine an „Scream" & Co. angelehnte Slasher-Szene in einer Restaurantküche, in der die Handlungen einer der Hauptfiguren endgültig nur noch so zu erklären sind, dass sie für den Fortgang der Story nun mal notwendig sind.
Zum Glück fängt sich der Film kurz vor Schluss aber wieder: Ohne jetzt zu viel zu verraten, kommt im Finale von „Final Destination 5" auch die Reihe als Ganzes zu einem befriedigenden Ende, bevor im Abspann noch einmal eine YouTube-artige Collage der meisten Todesszenen aus den ersten vier Teilen gezeigt wird. Zieht man dazu noch in Betracht, dass mit dem fünften Teil in den USA erstmals eine „Final Destination"-Fortsetzung schwächer als ihr Vorgänger gestartet ist, sollte das produzierende Studio Warner Bros. ernsthaft überlegen, die Toten nun endgültig ruhen zu lassen - schließlich ist es nur schwer vorstellbar, dass den Machern in einem möglichen sechsten, siebten oder gar achten Teil noch einmal ein ähnlich runder Reihenabschluss gelingt.
Nach der Premiere mit „Final Destination 4" ist der neue Teil auch wieder in 3D zu sehen. Die Technik zahlt sich neben einer Handvoll spektakulärer Pfählungen vor allem im aufwändigen Vorspann aus, in dem Steven Quale (Effekt-Spezialist bei „Avatar") vom Baumstamm bis zum Feuerlöscher allerlei Gegenstände durch eine berstende Glasscheibe auf das Publikum zurasen lässt. Im Fall von „Final Destination 5" lohnt sich die Investition in ein teureres 3D-Ticket also tatsächlich einmal.
Fazit: „Final Destination 5" macht genau da weiter, wo der vierte Teil aufgehört hat. Der Film bietet zwar erneut einige absurd-abgefahrene Todesarten, aber Spannung will im fünften Aufguss so recht keine mehr aufkommen.