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    I Phone You
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    I Phone You
    Von Christian Horn

    Das Skript für die deutsch-chinesische Co-Produktion „I Phone You" stammt von Wolfgang Kohlhaase („Solo Sunny"), dessen Bücher stets mit humorvollen, smarten und unterhaltsamen Dialogzeilen punkten. Unter anderem von diesem Kohlhaase-Touch lebt die romantische Komödie des Chinesen Dan Tang, in der die Protagonistin ihrer großen Liebe von China nach Berlin hinterher reist. Dass der Film dennoch nicht ganz ohne kleine Abstriche gefällt, liegt nicht an den ebenfalls guten Darstellern und der gescheiten, stellenweise sogar Genre-erfrischenden Inszenierung, sondern schlicht und ergreifend an der Belanglosigkeit der Ereignisse, die man – hätte „I Phone You" keine anderen Vorzüge – getrost als Designer-Geplänkel abhaken könnte.

    Via iPhone steht die hübsche Chinesin Ling (Jiang Yiyan, „City of Life and Death") stets in Kontakt mit ihrem Schwarm Yu (David Wu), der geschäftsbedingt in Berlin lebt. Schnappschüsse und Liebesschwüre wechseln per Satellit die Kontinente, bis Ling spontan ein Flugticket Richtung Deutschland löst, um ihren Geliebten mit einem Besuch zu überraschen. In Berlin empfängt Yus Handlanger Marco (Florian Lukas, „Absolute Giganten") die junge Frau, bringt sie in einem Hotel unter und verschiebt das Treffen mit seinem Boss auf den Folgetag. Als Marco am nächsten Morgen jedoch eine Sightseeing-Tour mit Ling veranstaltet, ergreift die Ungeduldige die Flucht, um Yu auf eigene Faust zu finden – der Beginn einer Odyssee durch die deutsche Hauptstadt, bei der Ling auf kuriose Menschen trifft...

    Von Anfang an setzt sich „I Phone You" wohltuend von einer gewöhnlichen romantischen Komödie ab. Zunächst fällt die überdrehte Inszenierung des Films auf: Regisseur Dan Tang erzählt seine Geschichte in bunten und knalligen Farben, die bisweilen an die Filme von Pedro Almodóvar („Volver") erinnern, hält die Figuren jederzeit auf Trab, untermauert all das mit der launigen Musik der Band Smod und erlaubt sich kleine stilistische Spielereien – beispielsweise, dass die Untertitel während der zig Telefongespräche des Films für die jeweiligen Sprecher in unterschiedlichen Farben erscheinen. Das Adjektiv „verspielt" trifft das Wesen der Inszenierung sehr gut, was sich in einem für die Erzählung nicht unwesentlichen Gegenstand, dem iPhone, nachhaltig Ausdruck verschafft: Immer wieder zeigt Dan Tang das Zeitgeist-Gerät in Großaufnahmen und heftet den Blick an dessen Touchscreen-Navigation; Klingeltöne charakterisieren die Figuren, Ling geht mit ihrem iPhone ins Bett, küsst das Display, wenn es Bilder ihres Schwarms zeigt und erlebt wohl nicht zufällig gerade dann einen Tiefpunkt, als der Akku ihres Mobiltelefons leer läuft. So erscheint das Apple-Gerät als eine Art eigenständiger Protagonist, auf den bereits der Titel verweist: „iPhone You".

    Wie in vielen romantischen Komödien kommt es auch in „I Phone You" zu allerhand Missverständnissen. Zum einen, weil Ling in der unbekannten Umgebung Berlins Verständnisschwierigkeiten hat: Während ihrer episodisch gestaffelten Irrfahrt durch die Stadt trifft die Asiatin in Sightseeing-Bildern oder Hinterhöfen auf die unterschiedlichsten Nationalitäten – Deutsche, Chinesen, Vietnamesen, Polen, Türken oder Schwarzafrikaner – und kommt mit ihrer Muttersprache und dem Englisch nicht immer weiter. Zum anderen liegt der Entwicklung der Dinge ein großes Missverständnis zwischen Ling und Yu zugrunde, das – vom Zuschauer schnell erahnt – in einer überraschenden Szene gegen Ende mündet. Ein zentrales Thema der Komödie ist Kommunikation – und auch hier erweist sich das iPhone, neben den zackigen Dialogen von Kohlhaase, als tragende Säule des Films.

    Wenngleich die Postkarten-Bilder und der allzu reibungslose Ablauf der Ereignisse nicht ohne Abstriche überzeugen, so erweist sich „I Phone You" doch als unterhaltsame, unbeschwerte und innovative Romatikkomödie. Einen Großteil hierzu tragen auch die Schauspieler bei, allen voran Yiyan Jiang und Florian Lukas. Während Jiang recht charmant den Typus der verträumten und fantasievollen Schönheit gibt, liefert Florian Lukas eine außerordentlich komische Leistung: Wie Lukas den Bärtchen-tragenden Marco mit großer Sorgfalt verschiedene Macker-Posen einnehmen lässt, ist ungemein lustig anzuschauen. Zwischen den ganzen SMS, MMS, dem W-Lan und den teils skurrilen Reisestationen der Heldin geht die wahre Liebesgeschichte von „I Phone You" beinahe unter. Auch das ist eine schicke Normverletzung im Genre-Einerlei der Romantik-Komödien, vor allem, weil Drehbuchautor Kohlhaase und Regisseur Dan Tang ein schönes, punktgenaues Ende für die Verwicklungen finden.

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