Warum sind zuletzt eigentlich so wenige Filmemacher auf die Idee gekommen, eine romantische Komödie und mit dem Heimatfilm zu verbinden – so wie in „Tandoori Love"? Schließlich sind beide Genres gleichermaßen konservativ und um die Abbildung heiler Welten bemüht. Regisseur Phil Traill hatte mit seiner Komödie „Powder Girl" die perfekte Gelegenheit dazu. Immerhin spielt sein Film in Österreich, dem Ursprungsland aller schunkeligen Volkstümlichkeit. In diesem Sinne legt Traill nach dem Ausfall „Verrückt nach Steve" ein zwar klischeebehaftetes, aber dennoch unterhaltsames Zweitwerk vor, das vor allem vom charmanten Spiel seiner Hauptdarstellerin lebt und genretypische Fehler damit zumindest phasenweise übertüncht.
Einst war sie die Nachwuchshoffnung der britischen Skater-Szene, jetzt arbeitet sie in einem Fastfood-Restaurant: Seit dem tödlichen Unfall ihrer Mutter ist Kim (Felicity Jones) nicht mehr auf die Beine gekommen. Um wenigstens ein paar Pfund mehr zu verdienen, nimmt sie einen Catering-Job an und erhält prompt einen gut bezahlten Auftrag in Österreich. Sie soll eine reiche englische Familie im Skiurlaub betreuen, eine Aufgabe, die eigentlich überhaupt nicht zur bodenständigen 19-Jährigen passt. Mit der Zeit jedoch findet sie Gefallen an ihrem Job, was vor allem am smarten Familienspross Jonny (Ed Westwick) liegt. Werden die beiden, trotz der scheinbar unüberbrückbaren Klassenunterschiede, zueinander finden?
Der Blickfang von „Powder Girl" ist die österreichische Bergwelt, die Phil Traill jedoch nicht als Bühne für Schnulz-Sequenzen nutzt. Stattdessen bemüht sich der Regisseur, aus den sportiven Aspekten des Schauplatzes ästhetisches Kapital zu schlagen und das Skiressort als Mekka junger Snowboard-Hipster zu zeigen. Die stilistischen Mittel dafür liegen auf der Hand: Feelgood-Musik, rasante Schnitte und markige Sprüche. Dass das Ganze nicht zur langweiligen Nullnummer verkommt, ist ein kleines Wunder. „Powder Girl" funktioniert zunächst einmal, weil die meisten Gags zünden – zumindest im englischsprachigen Original.
Zudem wirkt die MTV-Clip-Ästhetik, denn Traill beweist ein gutes Gespür dafür, wann er wieder Figuren und Dialoge in den Vordergrund rücken und auf bloße Schauwerte verzichten muss. Dreh- und Angelpunkt des Films ist Felicity Jones, die Ellen Page nicht nur optisch ähnelt. Mit ihrem Charme und ihrer Ungezwungenheit gelingt es ihr, Schwachstellen in der Figurenzeichnung auszugleichen und sich Sympathien zu sichern. Ihre Kim ist der ausschlaggebend dafür, dass sich „Powder Girl" von den übrigen, zumeist seelenlosen Variationen des Romantic-Comedy-Schemas abhebt.
Mit Bill Nighy, der als elitärer Vater ebenso exzentrisch wie in „Tatsächlich Liebe" auftritt, wird nebenbei eine besonders amüsante Nebenfigur eingeführt. Ein Ärgernis ist hingegen der vorhersehbare Handlungsverlauf. Der Ansatz, Upper- und Lower-Class gegeneinander in den Ring zu schicken, bedient zwar die Erwartungshaltung des Zielpublikums, ist allerdings auch die gefühlt tausendfachste Konfliktstudie dieser Art. Wenigstens der andere zentrale Aspekt des Films, die Konfrontation von dezidierter Englishness und österreichischer Lebensart, bringt Schwung in die ansonsten fade Mischung. Felicity Jones' bezaubernde One-Girl-Show und eine schwungvolle Inszenierung retten Phil Traills wenig originelle Komödie ins Genre-Mittelfeld, allem Klischee-Ballast zum Trotz.