Der Direct-to-DVD-Markt kennt keine Gnade. Neben einigen wenigen Perlen wird die Videotheken-Kundschaft regelmäßig mit dem Bodensatz des Horrorschaffens beglückt, der in jüngster Zeit hauptsächlich aus Folterpornos und Zombiesplatter besteht. Jonas Quastel, der schon einige schmuddelig-schlechte Gruselfilme auf dem Kerbholz hat, beackert mit „Evil Inside“ nun jedoch ein anderes Sub-Genre: den Parasitenfilm. Das Ergebnis ist – mal wieder – ein Totalausfall. An „Evil Inside“ ist nichts gelungen – weder Darsteller, noch Splattereffekte, noch Spannungskurve können überzeugen. An so etwas wie Innovation oder frische Ideen wagt man da gar nicht zu denken.
Bei einem Brand wird ein Parasit aus seinem Gefängnis in der Kathedrale einer amerikanischen Kleinstadt befreit. Der Virus sucht sich einen Feuerwehrmann als Wirt, der in der Folgezeit zombieähnlich durch die Walachei wankt und alle möglichen Nahrungsmittel in sich hinein stopft. Nach ein paar Stunden gibt der Wirt den Parasiten weiter, der sich seinen Weg durch den Bauchnabel seines neuen Opfers bahnt. So gelangt der kleine Fiesling nach dem immer gleichen Muster von einem Wirt zum nächsten. Ausgerechnet der Ex-Häftling Jesse Jarrett (Robyn Ledoux) kommt den Geschehnissen auf die Schliche, aber keiner will dem ehemaligen Knacki Glauben schenken. Im Gegenteil: Der sture Sheriff Durst (Russell Ferrier) verdächtigt Jesse gar des Mordes an den aufgeplatzten Parasiten-Opfern. Kein Wunder, schließlich gehören Jesses Ex-Freundin und deren heimlicher Liebhaber zu den ersten Toten. Nur Lydia (Marina Pasqua), eine weitere von Jesses Ex-Freundinnen und seine große Liebe, unterstützt den Helden bei der Suche nach einem wirksamen Mittel gegen das mörderische Ungeziefer…
Im Gegensatz zum blutigen DVD-Cover bietet Quastels Film relativ wenige Gore-Effekte. Lediglich einige Blut spuckende Opfer und ein herausgeschlagener Kiefer erfreuen das Herz des Splatter-Fans. Zumindest hier hätte der Film aber ein paar Lorbeeren sammeln müssen, wenn er schon in allen anderen Bereichen mit erschreckend wenig Raffinesse auskommt. Da verwundert es beinahe, dass der Virus unterwegs nicht einschläft, so lustlos wie er sich von einem Wirt zum nächsten schlängelt. Überraschende Wendungen oder spannende Situationen bleiben dabei völlig auf der Strecke.
Leidlich zu erwähnen, dass auch die größtenteils aus dem TV-Sektor rekrutierten Darsteller „Evil Inside“ nicht bereichern und schon gar nicht retten. Weder Robyn Ledoux als missverstandener Held, noch Marina Pasqua als seine treue Begleiterin versprühen auch nur einen Funken Charisma. Den ausdruckslosen Gesichtern der Darsteller allein traut man zu, den Parasiten in die Flucht zu schlagen.
Der Parasit selbst haut einen dann auch nicht vom Hocker. Wie viele billige Horrorfilme neueren Datums macht auch „Evil Inside“ den Fehler, seine eigentliche Attraktion als miese Computeranimation umzusetzen. Doch solche Pixelmonster machen einfach keine Angst. Nicht einmal kleine Kinder schaudern beim Anblick eines CGI-Ungeheuers, das einem zehn Jahre alten PC-Spiel entsprungen scheint. Auch die Wirkung des Parasiten auf seine Opfer ist nicht gerade spektakulär: Die Wirte fallen lediglich durch Gefräßigkeit und ständiges Rülpsen auf. Statt einer Steigerung des milden Grauens gibt es so nur Wiederholungen: Raus aus dem Mund des alten und ab durch den Bauchnabel des neuen Wirts. Dabei reckt sich das CGI-Ungetüm ab und an neckisch in die Kamera, um zu zeigen, wie schlecht es animiert ist.
Bei dem Schlamassel hätten nur noch Massen an Selbstironie helfen können. Auch ein ironisches Spiel mit den Versatzstücken des Parasiten-Films hätte „Evil Inside“ sicherlich gut getan. Doch auch mit diesen Qualitäten hat Regisseur Quastel nichts am Hut. Erst gegen Ende blitzen vereinzelte ironische Anklänge auf, davor begnügt sich der Film mit der schlichten Aneinanderreihung Genre-typischer Elemente: den uneinsichtigen Gesetzeshüter, den zu Unrecht verdächtigten Helden, eine zu ihm stehende Frau und einen mysteriösen Beobachter, der als einziger weiß, was abgeht. Ohne das winzigste Augenzwinkern werden diese Zutaten zum x-ten Mal lustlos abgespult.
Fazit: „Evil Inside“ hat für keinen Zuschauer-Typus etwas im Gepäck - Freunde gruseliger Horror-Szenarien sind komplett an der falschen Adresse, Splatterfans dürften die rar gesäten Gore-Effekten nicht ausreichen, und selbst Anhänger misslungenen Trash-Handwerks kommen ob der fehlenden Ironie nicht auf ihre Kosten. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass „Evil Inside“ dennoch sein Publikum findet, hat Jonas Quastel schon vorgesorgt: Die obligatorische Hintertür für eine Fortsetzung hat er sich selbstverständlich offen gehalten.