Wie viele Sexualpartner haben Frauen durchschnittlich im Leben? Drei? Acht? Fünfzehn? In Mark Mylods („Ali G. Indahouse", „The Big White") neuer Komödie „Der perfekte Ex" liegt der magische Durchschnittswert bei 10,5. Wer unter dieser von einem Lifestyle-Magazin diktierten Zahl liegt, gilt als prüdes Mauerblümchen, wer über diesem Wert liegt, muss zweifelsohne eine Schlampe sein. Die größte Schande ist es dementsprechend, diese Zahl vor dem Zusammentreffen mit „Mr. Right" bereits verdoppelt zu haben... Das klingt nach solidem Stoff für eine romantische Komödie à la „Tatsächlich... Liebe" und „Selbst ist die Braut". Als Vorlage diente Mylod der Roman „20 Times a Lady" der Jung-Autorin Karyn Bosnak, die mit einem Spendenaufruf zur Tilgung ihrer 20.000 Dollar schweren Shopping-Schulden via www.savekaryn.com zu eher fragwürdigem Ruhm gekommen war. Mit Hollywood-Rotzgöre Anna Faris („Shopping-Center King") und Stahlbauch Chris Evans („Captain America - The First Avenger") locken zwei charismatische Hauptdarsteller; auch die namhaft besetzte Nebendarstellerriege lässt hoffen. Bloß, Martin Freeman („Der Hobbit"), Zachary Quinto („Star Trek - Die Zukunft hat begonnen") und Andy Samberg („Hot Rod") haben sogar zusammengerechnet weniger Leinwandzeit als Anna Faris' nacktes Hinterteil – dabei ist Mylods Adaption des bemerkenswert konservativen Romans wiederum nicht halb so freizügig, wie sie verkauft wird.
In Ally Darlings (Anna Faris) Leben läuft gerade nichts nach Plan: Zum inzwischen neunzehnten Mal ist die Blondine wieder Single und ausgerechnet jetzt wird sie auch noch von ihrem Chef entlassen. Als Ally zu allem Überfluss auch noch in einer Studie eines angesagten Trend-Magazins lesen muss, dass sie inzwischen schon längst ihren Traummann hätte finden müssen, bricht für sie eine Welt zusammen. Schließlich enden 96% aller Frauen, die zwanzig oder mehr Beziehungen hatten, letztendlich als alte Jungfer. So fasst die Powerfrau den Entschluss, nicht über die besagte Grenze hinauszukommen und zu überprüfen, ob sich „Der Eine" nicht vielleicht doch unter ihren neunzehn abservierten Ex-Freunden befindet. Gemeinsam mit ihrem schicken Nachbarn Colin Shea (Chris Evans) versucht Ally, ihre vergangenen Liebschaften aufzuspüren...
Wirken die ersten zehn Minuten aus „Der perfekte Ex" noch wie eine exakte Kopie des US-Kassenschlagers „Brautalarm", entwickelt sich der Film bald in eine andere Richtung. Nachdem durch Rockgitarrist und Privatdetektiv Colin sämtliche Adressen ermittelt wurden, werden Allys Ex-Freunde im Minutentakt abgearbeitet und jeweils einem billigen Lacher geopfert. Mylod bedient jedes noch so angestaubte Klischees, das gerade noch einen kurzen Schenkelklopfer wert sein könnte: So erkennt der Gynäkologen-Ex Ally keinesfalls an ihrem Gesicht, sonder erst, als diese breitbeinig auf dem Behandlungsstuhl sitzt. Der Republikaner-Ex ist – wie sollte es anders sein – schwul, und der Engländer-Ex spielt für sein Leben gerne Dart, drückt sich unverständlich aus und hält sich 24/7 im Pub auf – Überraschung!
Dass „Der perfekte Ex" so langweilig vor sich hinplätschert, ist zumindest nicht die Schuld der Schauspieler. So spielen sich Anna Faris und Chris Evans auf gewohnt solidem Niveau durch den romantischen Parcours und harmonieren phasenweise tatsächlich miteinander. Allys Riege von Ex-Freunden ist zwar durch die Bank namhaft besetzt, leider bekommt jedoch keiner von ihnen ausreichend Leinwandzeit zugestanden, um dem Film auch nur ansatzweise einen Stempel aufzudrücken. So hat beispielsweise Andy Samberg, der mit dem gruseligen Puppenspieler Jerry Perry eine der wenigen originellen Figuren verkörpert, sogar im Trailer gefühlt einen längeren Auftritt als im eigentlichen Film. Dabei hätte der Anarcho-Humor des „Lonely Island"-Frontmanns dem vorhersehbaren Film ausgesprochen gut getan.
Seine zwei, drei komischen Momente sind „Der perfekte Ex" nicht abzustreiten. Und wenigstens Anna-Faris-Fans dürften hier auf ihre Kosten kommen – immerhin entledigt sich die blonde Schönheit im Filmverlauf mehr als einmal ihrer Kleidung. Trotz dieser lichten Momenten bleibt Mylods Film eine zahnlose und spießige Romanze. Im 21. Jahrhundert sollte es nun wirklich niemanden mehr auf die Palme bringen, wenn sich eine Frau halbwegs promiskuitiv vergnügt. Mit „Der perfekte Ex" schielt Mylod in Richtung Judd Apatow („Brautalarm", „Beim ersten Mal"), statt einer frechen Komödie bietet er jedoch bloß hirnlose Wohlstandspüppchen, die sich ihre Lebensziele von einem trendy Lifestyle-Magazin diktieren lassen, statt das Liebesglück selbst in die Hand zu nehmen.