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    LOL
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    LOL
    Von Andreas Staben

    Schon so berühmte Regisseure wie Cecil B. DeMille („Die zehn Gebote", 1923/1956), Alfred Hitchcock („Der Mann, der zuviel wusste", 1934/1956) sowie Michael Haneke („Funny Games", 1997/2007) haben Remakes ihrer eigenen Filme gedreht und Tim Burton arbeitet gerade an „Frankenweenie", einer langen Version seines Kurzfilms von 1984. Auch für die Hollywood-Neuauflagen von europäischen oder asiatischen Erfolgsfilmen, die seit einigen Jahren geradezu massenhaft produziert werden, engagiert man immer mal wieder die Macher des Originals. Ebendies geschah beim Remake der charmanten französischen Teenager-Romanze „LOL" mit Sophie Marceau und Christa Theret von 2008: Die Hauptrollen wurden mit Demi Moore und Miley Cyrus neu besetzt, die Regisseurin und Autorin Lisa Azuelos bleibt dieselbe. Und siehe da: Das ebenfalls „LOL" betitelte US-Remake ist ähnlich einfühlsam, unterhaltsam und witzig wie das Original aus Frankreich.

    Das neue Schuljahr beginnt: Die 16-jährige Lola (Miley Cyrus) freut sich auf das Wiedersehen mit ihrem Freund Chad (George Finn), doch als der ihr offenbart, dass er im Sommercamp etwas mit einer anderen hatte, ist es aus. Trost findet sie bei ihrer Clique um Emily (Ashley Hinshaw) und Janice (Lina Esco), aber vor allem bei ihrem besten Kumpel Kyle (Douglas Booth), für den sie bald romantische Gefühle hegt. Auch mit ihrer alleinerziehenden Mutter Anne (Demi Moore) versteht sich das Mädchen sehr gut, aber die hat ihre eigenen Sorgen: Sie ist hin- und hergerissen zwischen ihrem Ex-Mann, Lolas Vater Allen (Thomas Jane), und dem charmanten jungen Polizisten James (Jay Hernandez). Nachdem eine von Lola veranstaltete Party in eine mittelschwere Orgie ausufert, kommt es zum großen Streit zwischen Mutter und Tochter. Und als Anne zufällig das Tagebuch des Teenagers findet und der Versuchung es zu lesen nicht widerstehen kann, fällt sie aus allen Wolken...

    Wer sich im Falle von „LOL" Original und Remake kurz hintereinander ansieht, der mag verblüfft sein, wie ähnlich bis in einzelne Dialogzeilen und Details sich die beiden Filme sind – vom auf überraschende Weise zweckentfremdeten Tiefkühl-Huhn bis zum Mutter-Tochter-Duett zu „You Can't Always Get What You Want" tauchen fast alle der besten Einfälle des ersten „LOL" auch im zweiten auf. Die Unterschiede liegen in erster Linie in der Besetzung und natürlich in der Umgebung: aus einem gänzlich unglamourösen Paris wird hier ein äußerst fotogenes Chicago, die halbwegs glaubwürdige französische Schülerriege zu einem Ensemble (allzu) perfekt gestylter und blendend aussehender All-American-Twens, die größtenteils zu alt für ihre Rollen sind. In der Gruppe wirkt „Hannah Montana"-Star Miley Cyrus äußerlich noch am ehesten wie eine durchschnittliche Jugendliche. Aber diese Veränderungen sind durchaus passend, schließlich ist die Hollywood-Kultur zumindest in unserer Wahrnehmung in besonderer Weise durch die glatteren Oberflächen und die äußerlichen Reize geprägt.

    Dass der amerikanische „LOL", so übrigens auch hier der Spitzname der Protagonistin, trotzdem niemals zum sterilen filmischen Malen nach Zahlen wird, dafür sorgt Azuelos mit stimmigen Einzelheiten und ihre Besetzung mit ebenso engagierten wie sympathischen Darbietungen. Im Mittelpunkt steht natürlich das Mutter-Tochter-Gespann Demi Moore („Ghost", „Die Akte Jane") und Miley Cyrus („Mit Dir an meiner Seite"). Die beiden jüngst eher durch Boulevard-Schlagzeilen als durch berufliche Leistungen aufgefallenen Stars glänzen mit großer Natürlichkeit im Zusammenspiel. Das bittersüße Gefühl, wenn das eigene Kind langsam erwachsen wird, trifft Moore haargenau, während Cyrus, den zwischen Bockigkeit, Verlorenheit und Ich-Bezogenheit schwankenden Teenager mit ungekünsteltem Charme versieht. In LOLs Welt wird gesimst, gechattet und gepostet ohne Ende - fast gruselig ist da eine Szene, in der Kyle nicht erreichbar ist, weil ihm alle diese modernen Kommunikationsmittel vom Vater weggenommen wurden. Bei aller Zeitgeistigkeit bleiben die Probleme der Teenager doch immer dieselben und da ist es ein schöner Clou, wenn sich die Spannungen in einer per SMS angebahnten Umarmung lösen.

    Neben den Protagonistinnen sorgen auch die Nebendarsteller für Glanzlichter. Unwiderstehlich ist etwa Ashley Hinshaw („Chronicle - Wozu bist du fähig?") als Emily, wenn sie mit großen Augen den Mathelehrer anhimmelt oder eine „zufällige" Begegnung mit ihm im Supermarkt herbeiführt. Spaß macht es auch, den ehemaligen „Punisher" Thomas Jane als in Ungnade gefallenen Ex-Mann wiederzusehen, vor allem deshalb, weil er trotz seiner sehr überschaubaren Rolle zumindest eine sehr schöne Szene mit seiner Film-Tochter bekommt. Überhaupt ist eine der großen Stärken von „LOL", dass auch die vermeintlichen Loser, die Außenseiter, Schreckschrauben und Unsympathen nie zu dramaturgischen Fußabtretern werden. Die aufdringliche, „Post It" genannte Klette Ashley (Ashley Greene) und vor allem der Sonderling Wen (Adam G. Sevani), mit dem die „coolen" Kids erst nichts zu tun haben wollen, etwa werden auch von einer anderen Seite gezeigt.

    Regisseurin Azuelos‘ Blick auf die amerikanischen Verhältnisse ist liebe- und verständnisvoll, aber die kulturellen Unterschiede zwischen Europa und Amerika sind ihr sehr wohl bewusst, das zeigt sie vor allem bei der Klassenfahrt nach „Paris" – ihr Porträt französischer Sitten und Spleens ist mindestens genauso lustig wie die Seitenhiebe auf die Engländer im ersten Film. Da wird in der Gastfamilie die Nationalheilige so sehr verehrt, dass das arme Töchterchen nicht nur Jeanne heißt, sondern auch noch eine Jungfrau-von-Orléans-Helmfrisur tragen muss. Zu essen gibt es Schnecken und Hirn und bei der Getränkewahl heißt es nur: „Rot oder Weiß?", denn selbstverständlich wird auch den Teenagern Wein serviert - ein komisches Highlight in dem ebenso kurzweiligen wie warmherzigen Film, der zu gleichen Teilen in der Tradition von „La Boum" und „Frontalknutschen" auf der einen Seite wie von „Pretty in Pink" und „Clueless" auf der anderen Seite steht.

    Fazit: Mit dem Remake ihrer eigenen Teenie-Romanze ist Regisseurin Lisa Azuelos erneut ein schöner Film über die ewigen Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens gelungen und verbindet französische Leichtigkeit mit amerikanischer Star-Power.

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