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    Mount St. Elias
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Mount St. Elias
    Von Jan-Thilo Caesar

    Der in Alaska gelegene Mount St. Elias ist relativ gesehen der höchste Berg der Welt und stellt mit seinen 5.489 Höhenmetern, die bis zum Gipfel zu überwinden sind, sogar den Mount Everest in den Schatten. Dieser ragt nämlich „lediglich" 3.500 Meter aus dem tibetanischen Hochgebirge, während der Mount St. Elias bereits auf Meereshöhe beginnt. Durch die Nähe zur Küste ist das ohnehin schon unwirtliche Klima zusätzlich von plötzlichen Wetterumschwüngen sowie der ständigen Bedrohung durch Schneestürme, Steinschläge und Lawinen geprägt. Für Bergsteiger ist der St. Elias deshalb ein unberechenbarer Gegner, der keinen Fehler verzeiht und deren fast senkrecht abfallende Hänge auch erfahrenen Kletterern in arge Bedrängnis bringen können. Beinahe wahnsinnig mutet da das Vorhaben an, nicht nur den Gipfel dieses Koloss zu erklimmen, sondern dann auch noch auf Skiern wieder herunterzurasen. Trotzdem stellten sich 2007 die Skialpinisten Axel Naglich, Peter Ressmann und Jon Johnston eben dieser Herausforderung, die weltweit längste schneebedeckte vertikale Fläche auf Skiern zu bezwingen. Dabei wurden sie von dem österreichischen Extremsportregisseur Gerald Salmina begleitet, der in seinen bisherigen Projekten schon eine Vielzahl halsbrecherischer Sportarten - vom Windsurfen bis zum Basejumping - porträtiert hat und mit „Mount St. Elias" nun sein Leinwanddebüt abliefert.

    Gleich in den ersten Filmminuten stellt der Regisseur klar, dass es den Sportlern keineswegs darum geht, den Berg zu bezwingen, sondern viel eher darum, ihn zu überleben. Zum Auftakt wird der tödliche Absturz der Amerikaner Aaron Martin und Reed Sanders nachgestellt, der sich 2002 tatsächlich ereignete. Dieser Vorfall hängt wie ein Damoklesschwert über der Expedition der drei Alpinisten und ihrem Team: „Wer stürzt, ist tot", sagt Nagelich nüchtern über die bis zu 55 Grad steilen und extrem vereisten Hänge des Mount St. Elias. Nachdem das zunächst achtköpfige Team per Flugzeug in 3.000 Meter Höhe auf dem Berg abgesetzt wurde, ist es auf sich alleine gestellt, denn sobald das Wetter umschlägt, kann sie kein Pilot mehr abholen und sie müssen im Basislager ausharren, bis sich wieder ein Schönwetterfenster öffnet. So schaffen sie es im ersten Anlauf nur auf knapp 5.200 Meter Höhe, also bis auf 300 Meter an den Gipfel, ehe sie aufgrund der immer schlechter werdenden Witterung enttäuscht den Rückzug antreten müssen. Erst das zweite Team, das nur noch aus vier Leuten besteht, schafft den gefährlichen Aufstieg. Der Skifahrer Joe Johnsten ist nicht mehr mit dabei, das Risiko war ihm zu hoch und die beiden Österreicher sind ihm zu übermütig. So wagen nur Axel Nagelich und Peter Ressmann gemeinsam mit dem Bergführer Volker Holzner und dem Kameramann Günther Göberl einen zweiten Anlauf...

    In spektakulären Bildern zeigt Gerald Salmina diese Expedition ins Ungewisse und den Kampf gegen den Berg und die eigene Psyche. Dabei versucht der Regisseur, dem Zuschauer zu vermitteln, welchen speziellen Reiz ein solches Abenteuer auf die Sportler in unserer „keimfreien, dreifach-versicherten Welt" ausübt und warum immer wieder Menschen für eine Gipfelbesteigung ihr Leben aufs Spiel setzen.

    Das Panorama mit all den steilen Eishängen liefert beeindruckenden Bilder: Weite Zooms, aus dem Hubschrauber gefilmt, lassen die Sportler wie Ameisen aussehen, die ihren Bau hinaufklettern. Und halsbrecherische Einstellungen verleihen dem Geschehen mehr Dramatik und Spannung als manch ein Thriller aus Hollywood zu bieten hat. Dazu ist das Ganze mit einem passenden, rockig-modernen Soundtrack und Off-Kommentaren der Alpinisten, die einen Einblick in die Gefühlswelt und Motivation der Sportler bieten, unterlegt. Dazwischen schneidet Salmina die Tragödie von 2002, wobei die nachgestellten Szenen jedoch eher reißerisch wirken und wohl in erster Linie eine Schockwirkung haben sollen. Dass der Hinweis auf die Nicht-Authentizität dieser Bilder erst ganz am Ende des Films kommt und der Absturz wieder und wieder gezeigt wird, bestärkt diesen Eindruck noch. Dabei hätte die packende Dokumentation sowas eigentlich überhaupt nicht nötig, denn was hier an Aufnahmen präsentiert wird, war so noch nie auf der Leinwand zu sehen und bleibt bis zur letzten Minuten spannend. Insbesondere der mitgeschnittene Funkverkehr während der Abfahrten fesselt. Der Film hat kaum Längen, nur wer Schwierigkeiten mit dem österreichischen Dialekt hat, wird vielleicht das eine oder andere Mal Verständnisproblem bekommen.

    Peter Ressmanm ist im Frühjahr 2010 bei einer Bergtour in Unken abgestürzt, der 44-Jährige erlag seinen Verletzungen. Eine kleine Unachtsamkeit kostete ihn das Leben - und das beim Besteigen einer eher harmlosen Route für Touristen. Mit dem Film wurde ihm ein gebührendes Denkmal gesetzt, das trotz kleinerer Schwächen unbedingt sehenswert ist und in spektakulären Aufnahmen zeigt, zu welchen Höchstleistungen Menschen im Stande sein können. „Mount St. Elias" zeigt zugleich aber auch, wie klein und unbedeutend wir angesichts der rauen Naturgewalt der Berge sind.

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