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    Ich - Einfach unverbesserlich
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Ich - Einfach unverbesserlich
    Von Christoph Petersen

    Die Torte ist offenbar noch immer groß genug. Zumindest drängt neben Disney/Pixar („Toy Story 3"), DreamWorks („Für immer Shrek"), Sony („Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen") und Fox („Ice Age 3") mit Universal nun noch ein weiterer Big Player auf den Markt, um das Publikum mit großzügig budgetierter 3D-Animationsware zu versorgen. Dabei wagt das Studio keinesfalls einen Sprung ins kalte Wasser, sondern hat sich stattdessen mit Christopher Meledandri einen Macher ins Boot geholt, der in seiner Funktion als Chef von Fox Animation (die von ihm beaufsichtigten Filme haben mehr als zwei Milliarden Dollar eingespielt) genügend Erfahrungen gesammelt haben sollte, um mit seiner neuen Produktionsfirma Illumination Entertainment aus dem Stand Konkurrenzfähiges auf die Beine zu stellen. Für diese Einschätzung spricht auch der erste fertige Film, die computeranimierte Superschurken-Komödie „Ich – Einfach Unverbesserlich" von Chris Renaud und Pierre Coffin, die mit herrlich überdrehten Einfällen bestens unterhält und zugleich das Herz am rechten Fleck trägt. Ein Auftakt, der darauf hoffen lässt, dass auch zukünftige Illumination/Universal-Projekte wie „The Lorax" nach einem Kinderbuch von Dr. Seuss („Horton hört ein Hu") oder Tim Burtons Neuauflage von „The Addams Family" ähnlich überzeugend ausfallen könnten.

    Bisher hielt sich Gru (im Original: Steve Carell, deutsche Fassung: Oliver Rohrbeck) stets für den größten Superschurken des Planeten. Aber nun hat sein Konkurrent Vector (Jason Segel, Jan Delay) die Cheops-Pyramide gestohlen, was diesem zunächst einmal den Titel als Superschurke Nr. 1 sichert. Natürlich lässt Gru diese Schmach nicht lange auf sich sitzen. Gemeinsam mit dem Wissenschaftler Dr. Nefario (Russell Brand) und seinen fleißigen gelben Helferlein, den Minions, heckt er den Plan aus, den Mond erst zu schrumpfen und ihn dann direkt vom Himmel zu stehlen. Für die Ausführung benötigt Gru jedoch die Hilfe der Waisenmädchen Margo (Miranda Cosgrove), Edith (Dana Gaier) und Agnes (Elsie Fisher), die er als Zahnarzt getarnt adoptiert. Natürlich passen die balletttanzenden Gören, die zudem auch noch andauernd Gutenachtgeschichten vorgelesen haben wollen, so gar nicht zum Lebenswandel eines Superschurken. Und auch Grus mit allerlei Waffen und spitzen Gegenständen vollgestopftes Gaunerversteck erweist sich nicht gerade als kindgerecht...

    Gru ist ein gemeiner Schurke, der kleinen Kindern Ballontierchen schenkt, nur um gleich darauf mit einer Nadel hineinzustechen. Ein unwahrscheinlicher Held, der in „Ich – Einfach Unverbesserlich" aber entgegen aller Vorzeichen hervorragend funktioniert (nur warum Oliver Rohrbeck, der Justus Jonas in den „Drei ???"-Hörspielen seine Stimme leiht, in der deutschen Fassung einen russischen/spanischen (?) Akzent einsetzt, leuchtet nicht wirklich ein). Die Sympathien der Zuschauer hat der despotische Superschurke (seine Minions kriegen trotz guter Arbeit nie eine Gehaltserhöhung) lange auf seiner Seite, bevor er sein Herz an die drei Waisenmädchen (von denen die Jüngste, Agnes, so ziemlich jede Szene stiehlt, in der sie auftaucht) verliert. Die Story schlägt am Ende zwar ein oder zwei Bögen zu viel, trotzdem ist es zur Abwechslung schön zu sehen, dass auch in einem Nicht-Pixar-Animationsfilm ausnahmsweise Mal die Geschichte im Vordergrund steht - ganz im Gegensatz zu etwa „Für immer Shrek", der sich voll und ganz auf seine Popkultur-Zitate verlässt. Zudem wagt sich „Ich – Einfach Unverbesserlich" neben allen Niedlichkeiten mitunter auch an unerwartet schwarzen Humor. Etwa wenn eines der Mädchen in eine Eiserne Jungfrau gerät, aus der daraufhin eine rote Flüssigkeit tropft, was von Gru wiederum nur mit einem lakonischen „Nun ja, zwei sollten für den Plan auch genügen." kommentiert wird.

    Die heimlichen Stars des Films sind jedoch die Latzhose tragenden Minions, die auch die schmerzhaftesten Unglücke mit einer unvergleichlichen störrischen Gelassenheit hinnehmen. Das geht sogar soweit, dass der eine dem anderen das Genick bricht, um ihn dann in einem dunklen Durchgang als Knicklicht zu missbrauchen. Vorbild für diese Art des Zwischendurch-Humors ist das Urzeit-Hörnchen Scrat (an dessen Schöpfung Produzent Christopher Meledandri ebenfalls mit beteiligt war), das bisher in drei „Ice Age"-Filmen erfolglos einer Eichel hinterherhechelte. In der ersten Szene des Films wird einer der Minions zunächst vom Illumination-Logo erschlagen, woraufhin er mit letzter Kraft aus dem Bild robbt. Zugleich eine Reminiszenz und eine Kampfansage an Konkurrent Pixar, der mit seinem Lampen-Logo seit jeher ähnliche Spielereien anstellt. Sicherlich ist dieses Heraufbeschwören eines Vergleichs mit Pixars Meisterwerken („Ratatouille", „Wall-E") – vorsichtig ausgedrückt – gewagt. Aber er ist bei Weitem nicht so weit hergeholt, wie man vorher vielleicht gedacht hätte. Denn auch wenn „Ich – Einfach Unverbesserlich" nicht ganz an Pixars neuesten Streich „Toy Story 3" heranreicht, muss sich der sympathisch-überdrehte Animationsspaß doch keinesfalls vor der übermächtig scheinenden Konkurrenz verstecken.

    Fazit: Universals Einstand im Animationsfach ist gleich ein Volltreffer. Von der Piranha-Pistole bis zur Bank des Bösen (früher bekannt als Lehmann Brothers) sitzt nahezu jeder Gag. Und die Minions können als Sidekicks selbst mit den Besten des Fachs, nämlich Scrat aus „Ice Age" und den Marsmännchen aus „Toy Story", locker mithalten.

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