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    Das Geheimnis der Flamingos
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Das Geheimnis der Flamingos
    Von Stefan Ludwig

    In „Mikrokosmus“ von 1996 war eine Wiese der Star. Die winzige Welt der Insekten bedurfte keinerlei Kommentars – nur orchestrale Musik begleitete die faszinierenden Bilder. Seit dem Erfolg der französischen Produktion schaffen es regelmäßig Naturdokumentationen in die Kinos, wobei der Zenit des Erfolges nach den Megahits Die Reise der Pinguine und Unsere Erde – Der Film wohl inzwischen überschritten ist. Trotzdem nimmt sich Disneynature nun der Flamingos an und liefert mit Matthew Aeberhards „Das Geheimnis der Flamingos“ eine 75-minütige Momentaufnahme des wohl größten Nistplatzes der rosa Vögel. Die Doku beeindruckt mit vielfältigen Aufnahmen der staksenden Tiere mit ihren rotglühenden Augen. Dabei bringt der Film den Zuschauern die Brutstätte zwar nahe, verzichtet aber bewusst darauf, sie vollständig zu entzaubern.

    In dem 60 Kilometer langen Natronsee in Tansania haben die Zwergflamingos eine ideale Heimat gefunden. Sieben Autostunden von der Hauptstadt Dodoma entfernt befindet sich am Fuße des Vulkans Ol Doinyo Lengai dieser extrem salzhaltige See mit einer Tiefe von maximal zwei Metern. Einmal im Jahr bevölkert eine riesige Schar von 1,5 Millionen Flamingos den entlegenen Ort. Im Blitzlicht eines Gewitters gleiten rosa Silhouetten über das Wasser und suchen sich ihre Nistplätze. Wenn die Jungen schlüpfen, brauchen sie noch zehn Wochen Schutz, bevor sie selbst ihre Flügel ausbreiten und in die Lüfte aufsteigen können. Erst dann sind sie vor den gefährlichen Marabus in Sicherheit…

    Regisseur Matthew Aeberhard ist ein Vogelkenner. Für ihn zählt der Natronsee zu den gewaltigsten Naturspektakeln der Welt. Dem Zuschauer bleibt nun kaum etwas anderes übrig, als ihm Recht zu geben. Die schiere Masse an Vögeln, die einmalige Landschaft und die extremen Lebensbedingungen verdichten sich zu einem atemberaubenden Spektakel. Wenn gen Ende ein Vogelschwarm durch ein Gewitter auf den See zufliegt, hat man die Tiere längst ins Herz geschlossen. Wenn hunderte Jungtiere von einem Dutzend erwachsener Flamingos vor nahenden Raubvögeln bewacht werden, ist Gänsehaut deshalb garantiert. Das rosafarbene Gefieder, die knallroten Augen und der merkwürdig geformte Schnabel entfalten in der Natur eben eine völlig andere Wirkung als in einem betonierten Zoogehege.

    Mit zurückhalten eingestreuten Kommentaren trifft Aeberhard genau die richtige Mischung aus faszinierenden Naturaufnahmen und erläuternden Informationen. Durch die kurze Laufzeit des Films kommt zudem nie Langweile auf. Das Schlüpfen der Jungtiere aus ihrer Schale zählt zweifelslos zu den Höhepunkten der Dokumentation. Doch auch wenn die Tiere zu Dutzenden durch den See marschieren, hält sie etwas Besonderes fest: Die Wasserläufer wirken, als ob sie gerade eine neuartige Choreographie einstudieren. Und als Dreingabe gibt es noch die spektakuläre Landschaft, die ob ihrer kräftigen Farben wie nicht von diesem Planeten scheint.

    Trotz des unterhaltsamen Sujets und des spannenden Schauplatzes reicht „Das Geheimnis der Flamingos“ nicht an die Genialität von „Mikrokosmos“ heran. Die putzigen Vögel erweisen sich auf Dauer eben nicht als ganz so außergewöhnlich wie zum Beispiel die Paarungsrituale der Marienkäfer. Dennoch hält einem die Disney-Produktion in eindrücklicher Weise die Schönheit der Natur vor Augen und weiß mit packenden Bildern prächtig zu unterhalten.

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