Eine Hauptrolle in einem Hollywood-Actioner hat Til Schweiger an Land ziehen können, wenn man der Verleihwerbung auf der DVD-Hülle glaubt. Das klingt wie ein weiterer Karrieresprung und das Erklimmen der nächsten Stufe auf der Erfolgsleiter, nachdem er zuvor in US-Produktionen teilweise peinliche Nebenrollen in Driven, Lara Croft Tomb Raider 2 - Die Wiege des Lebens oder King Arthur übernahm. Das Ergebnis, die billige B-Produktion „Der Bodyguard – Für das Leben des Feindes“, wird aber sicher kein Ruhmesblatt in Schweigers Filmographie bilden, sondern der Deutsche sollte hoffen, dass das einfallslose und jämmerlich inszenierte Machwerk bald genauso in Vergessenheit gerät, wie seine steife schauspielerische Leistung darin.
John Ridley (Til Schweiger) war Elite-Bodyguard und galt als der Beste seines Faches. Doch der Killer Maxwell (Chazz Palminteri) ruinierte ihm seine weiße Weste, als er Ridleys Partner und dessen Klientin, eine US-Präsidentschaftskandidatin (Sue Flack), vor den Augen des hilflosen Leibwächters erschoss. An diesem Tag zerstörte Maxwell auch Ridleys Leben. Der gab seinen Beruf auf, ließ seine Beziehung vor die Hunde gehen und suchte nur noch in einem Boxclub für Jugendliche Abwechslung. Doch eines Tages kommt sein ehemaliger Boss und Freund Graver (Lluís Homar) zu ihm. Er hat einen Klienten, der Ridley als Leibwächter verlangt. Es ist ein ehemaliger Killer, der sich freiwillig gestellt hat und bereit ist, mehrere Mafiabosse ans Messer zu liefern. Es ist der Mann, der Ridleys Leben zerstört hat. Es ist Maxwell. Ridley übernimmt die Aufgabe trotzdem und findet sich bald im Kugelhagel diverser Mafiakiller wieder. Und sein Klient will nebenbei noch Frieden mit seiner Tochter (Christina Brondo) schließen.
Die Storyidee hätte durchaus Raum für einen brauchbaren B-Actioner gelassen, doch die Umsetzung ist in wirklich allen Punkten ungenügend. Das fängt schon mit der Geschichte selbst an. Der Konflikt zwischen Bodyguard und Killer, eigentlich ja das zentrale Element des Films, ist am Anfang für ein paar giftige Anfeindungen und kurze Schlägereien gut, danach spielt es kaum mehr eine Rolle, dass Maxwell Ridleys Leben zerstört hat und der ihm eigentlich den Tod wünscht. Wer glaubt, es könne ein tieferer Sinn dahinter liegen, dass sich der Elitekiller freiwillig gestellt hat und dann ausgerechnet den Mann als Bodyguard haben will, der ihn hasst, irrt sich. Man sollte dann auch erst gar nicht anfangen, tiefer über die Geschichte und das Handeln der einzelnen Personen nachzudenken, denn man wird am Ende nur mit lichterem Haupthaar im Fernsehsessel sitzen.
Aber was soll´s. Es gibt ja auch tumbe Actionfilme mit wirklich hanebüchener Story, die trotzdem noch einen trashigen Unterhaltungscharme besitzen oder es wenigstens so schön krachen lassen, dass einen Explosionen, Schlägereien und Feuergefechte vom schwachen Rest ablenken. Man sollte bei „Der Bodyguard“ wirklich auf nichts davon hoffen, denn dann wird man noch weiter enttäuscht. Die Actionszenen sind auf ganz niedrigem Niveau. Das fängt schon mit dem irrsinnigen Verhalten der Protagonisten an, so dass man sich zum Beispiel beim ersten Überfall des Killerkommandos auf Maxwells Suite fragt, wer denn jetzt dümmer vorgeht. Die überforderten FBI-Agenten oder die mit Brachialgewalt hereinstürmenden Killer. Bei Schussgefechten fällt den Beteiligten nur alle paar Minuten mal ein, dass eine Deckung zu suchen von Vorteil sein könnte. Sonst stehen sie einfach steif auf offener Fläche und lassen sich die Kugel um die Ohren pfeifen. Steif ist auch die perfekte Bezeichnung für das Verhalten im Nahkampf. Man könnte meinen, es wäre die erste Actionrolle, die Til Schweiger in seinem Leben spielt, so unbeholfen prügelt er sich. Die Inszenierung fügt sich da perfekt ein, was immerhin zu einem lustigen Spiel beim Schauen einlädt. In gemeinsamer Runde kann man bei jeder Actionszene wetten, ob die nächste noch schlechter gefilmt und geschnitten sein wird. Ein kleiner Tipp am Rande: Mit einem „Ja“ liegt man meistens richtig.
Schweiger, der in deutschen Komödien durchaus schon schauspielerisches Talent bewiesen hat, ist nicht nur in den Actionszenen ein ständiger Negativfaktor. Auch in allen ruhigen Szenen wirkt er unbeholfen, staksig und unmotiviert. Immerhin passt das zu den Dialogen, die selten ein erträgliches Niveau haben. Selbst ein Wechsel auf die deutsche Synchronisation bringt da wenig, die platten Sätze hören sich kaum weniger lächerlich an. Immerhin schafft es Schweigers Partner Chazz Palminteri (Die üblichen Verdächtigen, Reine Nervensache) in einigen wenigen Momenten kurz, schauspielerisches Können aufblitzen zu lassen. Das Drehbuch bremst ihn dabei aber ungemein ein, da sein Charakter schnell vom fiesen Killer zum reuigen Sünder glatt gebügelt wird. Und spätestens wenn es zur Sache geht (bzw. „gehen soll“ muss man wohl sagen) passt er sich problemlos dem miesen Niveau seiner Kollegen an. Daneben schafft es der Film noch, den spanischen Charakterschauspieler Lluís Homar (La Mala Education) und die hübsche Cristina Brondo (L´Auberge Espagnole, Do You Like Hitchcock?) in Rollen zu verschenken, für die es auch ein besserer Statist getan hätte.
Irgendetwas Positives muss es ja geben? Ja, richtig, die Kulisse von Barcelona, wo der Film hauptsächlich spielt, ist eine handvoll Mal schön im Bild, aber das war es. Wirklich! Wer es nicht glaubt, möge sich selbst überzeugen, aber hinterher nicht sagen, man habe ihn nicht gewarnt. Der Actionfilm von B-Movie-Regisseur Gerry Lively (der auch schon für den katastrophalen, von Continuityfehlern nur so strotzenden „Windfall“ die Verantwortung trug) bewegt sich von Anfang bis Ende auf einem nur schwer zu unterbietenden Niveau.