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    Armour of God - Chinese Zodiac
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Armour of God - Chinese Zodiac
    Von Robert Cherkowski

    Jackie Chan ist ein lebendes Stück Filmgeschichte. Seit mehr als 50 Jahren steht er schon vor der Kamera. Seine Sporen verdiente er sich bereits als Statist in Bruce-Lee-Filmen, anschließend arbeitete er sich in den 70ern Dank seiner enormen physischen Fähigkeiten in die erste Reihe des jungen asiatischen Martial-Arts-Kinos vor. Bei Chan gab es wunderbar doofen Slapstick und zugleich knochbrecherische Stunts und akrobatische Fights. So schuf er sich über Jahrzehnte hinweg einen Ruf als kompromissloser Action-Clown ohne Angst vor dem Tod, bis man ihn schlicht als legitimen Nachfolger von Größen wie den Stummfilm-Großmeistern Harold Lloyd und Buster Keaton anerkennen musste. Wie viele Stars der fernöstlichen Metropole wagte auch Chan zur Zeit der Rückgabe Hongkongs an China den Sprung in die USA, wo er sich vor allem auf Action-Komödien wie „Rush Hour“ oder „Shanghai Noon“ konzentrierte. Inzwischen arbeitet Chan zwar wieder überwiegend in Asien, aber die Knochen sind müder geworden und das alte Comedy-Martial-Arts-Prinzip zeigt bereits deutliche Abnutzungserscheinungen. Doch ans Aufhören denkt Jackie Chan noch lange nicht. Mit dem kurzzeitig mal als letzten Action-Film seiner Karriere angekündigten (mittlerweile sind bereits neue Filme in Arbeit) „Chinese Zodiac“ schaffte er es sogar ins Guinness-Buch der Rekorde: Satte 15 bedeutende Funktionen von Regisseur, Produzent über Musikkomponist bis natürlich zum Hauptdarsteller hatte Chan inne – so viele wie niemand vor ihm bei einer professionellen Filmproduktion. Für viel mehr wird die flaue Abenteuer-Komödie aber auch nicht in Erinnerung bleiben…

    Als eine Art chinesischer Indiana Jones ist der Abenteurer JC (Jackie Chan) stets auf der Suche nach den verschollenen oder geraubten Schätzen dieser Erde. Als er den Auftrag des Kunstsammelers Morgan (Oliver Platt) annimmt, von Engländern und Franzosen zur Zeit des zweiten Opiumkrieges aus dem Sommerpalast geraubte Statuen wiederzubeschaffen, ahnt er noch nicht, worauf er sich da einlässt. Schon bald befindet er sich auf einer gefährliche Odyssee rund um den Globus, wobei er nicht nur von seinem vertrauten Team um Bonnie (Zhang Lanxin), Simon (Kwon Sang-woo) und David (Liao Fan), sondern auch noch von der französischen Großerbin Catherine (Laura Weissbecker) sowie der Archäologin Coco (Yao Xingtong) begleitet wird. Die Konkurrenz in Form des Schatzsuchers Vulture (Alaa Safi) lässt freilich nicht lange auf sich warten. Es entbrennt ein turbulentes Wettrennen um die begehrten Statuen...

    Man kann kaum über Jackie Chans Spätwerk reden, ohne den Hurra-Patriotismus anzusprechen, der immer wieder in seinen populären Filmen aufblitzt. Da ihm die heimische Kulturindustrie seine US-Gehversuche noch immer etwas übel nimmt, zeigt sich Chan in nationalen Produktionen stets als chinesischer Musterbürger. Wo Chan in den 1990ern noch so manch böse Spitze in Richtung Festland abgab und der Übergabe Hongkongs an China skeptisch gegenüberstand (siehe „Police Story 3 - Supercop“), wirken seine späten Filme und insbesondere „Chinese Zodiac“ nun wie das Werk eines starrsinnigen Patrioten. Das chinesische Selbstbewusstsein dringt aus jeder Pore. Anders als in den offensichtlichen Propaganda-Machwerken des zeitgenössischen chinesischen Blockbusterkinos (z.B. „1911 Revolution“) wirkt all das hier allerdings geradezu rührend naiv. So streiten sich Chans Weggefährten an einer Stelle mit der Französin Catherine über den europäischen Raubzug durch Peking und die Verbrechen des westlichen Imperialismus – bis der beschwichtigende Weltmann JC anmahnt, dass die Verfehlungen der Vergangenheit nicht die gegenwärtigen Beziehungen zwischen China und Europa überschatten sollten und dass es ein Fehler wäre, die moralischen Standards der Gegenwart auf die schwierige Geschichte beider Länder anzuwenden.

    Selbst wenn dieses kleine Weltverbesserer-Statement ziemlich plakativ in die Geschichte hineingedrückt wurde, schwebt doch in einem solchen Moment mehr Engagement und Aufrichtigkeit mit als in vielen westlichen Actionvehikeln. Das rettet den Film allerdings nicht. „The Times they are a'changing“, das wußte schon Bob Dylan. Und wenn man „Chinese Zodiac“ sieht, wünscht man sich, dass auch Jackie Chan den Song gehört und sich zu Herzen genommen hätte. Stattdessen versucht er nun allzu verbissen, den leichtfüßigen Ton seiner 80er-Abenteuer-Klamotten wieder aufzuwärmen. Schließlich zählen sowohl „Der rechte Arm der Götter“ als auch „Mission Adler“ zu Chans im In- und Ausland beliebtesten Streifen. Bloß scheint die Unschuld von einst verloren gegangen zu sein. Damals war Chan ein Mittdreißiger-Superstar auf der Höhe seines Könnens. Heute ist Chan ein fast 60-jähirger Altstar, der von der jungen Garde der Actionstars in puncto Agilität und von Komikern wie Stephen Chow in Sachen Humor überholt wurde und letztlich vor allem von seiner Star-Persona lebt. Die Action-Szenen von „Chinese Zodiac“ wirken für eine chinesische Produktion auffällig mau. Und was hier unter Humor verstanden wird, wird vielen westlichen Zuschauern eher wie ein ADHS-Kindergeburtstag vorkommen.

    Im Mittelteil erinnert das bunte Treiben vor allem an die umstrittene Dschungel-Hatz aus „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ - jedoch ohne die inszenatorische Verve eines Steven Spielberg. Die CGI-Effekte, die dabei zum Einsatz kommen, sind schlichtweg indiskutabel. Und der Schnitt ist oft so hektisch, dass man den Kampfchoreographien kaum noch folgen kann. Immerhin gibt es im Schlussdrittel noch einen wirklich sehenswerten Fight zu bestaunen, der die vielen Schwächen von „Chinese Zodiac“ zumindest für einen Augenblick vergessen macht – auch wenn die eindrucksvollsten Stunts und schmerzhaftesten Stürze diesmal nicht von Chan selbst, sondern von anonymen Stuntmen abgewickelt wurden. Wie in den Hochzeiten glänzt Choreograph Chan mit extremen Einfallsreichtum und lässt die Architektur des Sets in seine Choreographie einfließen: Schiebetüren, Regenschirme und Rollhocker fließen schneller in den Fluss des Kampfes ein, als manch ein Zuschauer gucken kann. Diese Szene kann dann auch das Finale, eine Klopperei während eines Fallschirmsprunges, nicht mehr toppen, was vor allem an den hier wieder hundsmiserablen CGI-Effekten liegt.

    Fazit: Mit Ausnahme einer einzelnen zündenden Szene wirkt Jackie Chan als Abenteurer in „Chinese Zodiac“ weitestgehend hüftsteif und albern.

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