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    Conspiracy - Die Verschwörung
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    0,5
    katastrophal
    Conspiracy - Die Verschwörung
    Von Björn Becher

    Val Kilmer mit Lederjacke und Megawumme – dieses leicht irreführende Cover prangte im Februar 2007 auf der Kinowelt-DVD von David Mamets Spartan. Und prompt landete der Film auf Platz 1 der deutschen Verleih-Charts. Mit „Conspiracy“ will Sony nun an diesen Erfolg anknüpfen und hat deshalb ein ganz ähnliches Bild auf dem Cover platziert. Dabei liegen zwischen den beiden Val-Kilmer-Vehikeln qualitativ Welten – während Mamets Thriller eigentlich (wie zum Beispiel in den USA und Großbritannien) auf die große Leinwand gehört hätte, ist „Conspiracy“ ganz klar ein Fall für die hintersten Videothekenregale. Was den in Hollywood ja eigentlich noch recht gut beschäftigten Kilmer geritten hat, an diesem Film mitzuwirken, ist mehr als rätselhaft. Der einzige denkbare Grund: Er wollte Klopperfilm-Guru Steven Seagal Konkurrenz machen. Dies gelingt ihm mit „Conspiracy“ nicht nur hinsichtlich der miserablen Filmqualität, sondern auch in Sachen schauspielerischem Unvermögen. Zwischen den beiden Ex-Stars gibt es eigentlich nur einen Unterschied: Für dieses öde und uninspirierte Machwerk wäre sich womöglich selbst Seagal zu schade gewesen.

    MacPherson (Val Kilmer) war bei den Marines für die besonders gefährlichen Einsätze im Irak zuständig. Doch dann endete eine eigentlich schon gelaufene Mission in einem Fiasko. Ein kleines Kind, das von Terroristen als Selbstmordattentäter eingesetzt wurde, riss zahlreiche Soldaten aus MacPhersons Einheit mit sich in den Tod. Er selbst überlebte nur knapp, weil ihn sein Freund Miguel (Greg Serano) in letzter Sekunde rettete. Nach Monaten im Lazarett kehrt MacPherson der Armee den Rücken. Fortan vergnügt er sich zur Ablenkung mit schönen Frauen aus aller Welt. Nur Miguel lässt nicht locker und will seinen Kumpel dazu bewegen, zu ihm nach Arizona zu kommen, wo er in einem beschaulichen Ort ein neues Leben angefangen hat. Erst als Miguel sich plötzlich besorgt anhört, gibt MacPherson den Bitten nach. In dem Westernstädtchen New Lago angekommen, erwartet ihn jedoch eine böse Überraschung. Keiner der Bewohner scheint Miguel zu kennen und die Adresse, die er bekommen hat, beherbergt einen leeren Bauplatz. Erst als MacPherson einen Fetzen von Miguels Lieblingsbuch entdeckt, wird ihm klar, dass etwas passiert sein muss. Offensichtlich hat der herrschsüchtige John Rodes (Gary Cole), der mächtige Boss von Amerikas größtem Rüstungskonzern Halicorp, etwas mit der Sache zu tun...

    Regisseur Adam Marcus und seine Co-Autorin Debra Sullivan wollen mit „Conspiracy“ nicht nur einen billigen No-Brainer abliefern, sondern tatsächlich auch etwas aussagen – keine gute Idee! Über manche Dinge, die in Amerika vor sich gehen, scheint das Duo richtig sauer zu sein, und zeigt dies auch unverhohlen. Die Firma Halicorp steht natürlich stellvertretend für Halliburton, jenen Dienstleister des US-Militärs, der in den vergangenen Jahren so viele negative Schlagzeilen machte, dass er mittlerweile als Inbegriff des „bösartigen“ Kapitalismus gilt. Man muss nicht viel Phantasie walten lassen, um den rassistischen Widerling Rhodes als Alter Ego des Ex-Halliburton-Vorstandsvorsitzenden und US-Vizepräsidenten Dick Cheney auszumachen. Solch mächtige Bösewichte stellen sich über das Gesetz, und laut „Conspiracy“ bedarf es deshalb eines anständigen Fighters, der da mal ordentlich aufräumt – so heißt es zumindest in einem elend langen Monolog des Films. Egal, ob man diese Ansicht nachvollziehen oder sogar teilen kann, seine naive Plakativität und die hanebüchene Geschichte lassen das linksradikale Revolutionskonstrukt zwangsläufig wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen.

    Spoiler! Der mächtige Rhodes plant den Aufbau einer neuen Gemeinschaft, die er vielsagend „God‘s Country“ nennt. Eine Siedlung für wahre Amerikaner, waschechte Patrioten. Mexikaner werden angeheuert, um die Gebäude zu errichten, und anschließend wie räudige Hunde fortgejagt. In dieses Bild passt der hispanischstämmige Miguel, egal was er der Armee für Dienste geleistet hat, natürlich nicht hinein. Spoiler Ende! Durch diesen Schwachsinn von Story soll sich Val Kilmer als zentraler Charakter kämpfen. Doch zunächst einmal darf er das gar nicht. Als traumatisierter Veteran vermag er zu Beginn nicht einmal seine Fäuste zu erheben, geschweige denn, sich durch eine Stadt voll fundamentalistischer Republikaner zu prügeln. Doch mit dieser seelischen Verkrüppelung ist es nicht getan, MacPherson hat im Krieg auch noch ein Bein verloren. Das sind die einzigen beiden Punkte, in denen „Conspiracy“ ein klein wenig Varianz in die ausgelutschte Rächerstory bringt – auch wenn diese Handicaps vom Drehbuch nach und nach immer mehr vernachlässigt werden.

    Val Kilmer hat inmitten dieses Schwachsinns überhaupt keine Chance, etwas auszurichten – versucht es aber auch gar nicht erst. Mit einem Betonblick, ohne den Hauch von Mimik und aufgedunsen wie Seagal tapst er schwerfällig durch das Szenario. Noch einen Tick längere Haare und einen Zopf und man möchte laut rufen: „Bravo, Mr. Kilmer. Sie haben den Steven-Seagal-Look-And-Act-Alike-Contest gewonnen!“ Nur hätte wohl selbst das übergewichtige Original, bei all den schrottigen Filmen, die er in letzter Zeit gemacht hat und die häufig auch auf merkwürdig-verquere Weise für eigentlich unterstützungswürdige Ansichten plädierten, im Fall von „Conspiracy“ dankend abgelehnt. An der Seite von Kilmer steht Jennifer Esposito (L.A. Crash, New York Taxi) als das typisch-blasse B-Movie-Rächer-Girl. Herauszuheben bleibt so lediglich Gary Cole (Ricky Bobby – König der Rennfahrer, Enttarnt), der seine Antagonisten-Rolle so weit überzieht, dass bisweilen zumindest ein wenig spaßiges Trashfeeling aufkommt.

    Fazit: Val Kilmers Ausflug in die Welt von Seagal, Lundgren, Snipes & Co. unterbietet die allermeisten Werke dieser Videotheken-erfahrenen Kollegen mit Leichtigkeit. Schuld daran sind eine dumme und unglaublich öde Geschichte und das lahme, sich an einfältigen Dialogen ergötzende Drehbuch. Das Cover ist – wie im Fall von Spartan - übrigens wieder mal ein kleiner Schwindel: So actionreich, wie es die große Knarre und die Explosion im Hintergrund versprechen, fällt „Conspiracy“ bei weitem aus. Zwar kracht es immerhin im Finale ein wenig und ein paar Messer-Kills sind auch ganz nett anzusehen, aber soweit wird ein beträchtlicher Teil der Zuschauer gar nicht kommen, weil sie entweder vorher den Ausschalter betätigen oder vom Schlaf übermannt werden.

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