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    Hero Wanted
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Hero Wanted
    Von Jan Hamm

    Was müssen es Berühmtheiten leicht im Leben haben! Oder etwa nicht? Da lohnt es auch, die eine oder andere Unannehmlichkeit auf dem möglichst kurzen Weg zum Ruhm in Kauf zu nehmen. Ob mit bewusst provozierten Skandalen oder der Bereitschaft, sich durch voyeuristische TV-Shows peitschen zu lassen – irgendwie muss es ja gehen! Mit seinem Thriller-Drama „Hero Wanted“ stellt Regiedebütant Brian Smrz eine weitere Methode vor: Einfach einen Bankraub inszenieren, die gecharterten Banditen in die Flucht schlagen und sich anschließend als Held feiern lassen. Die scheinbar einzige Aussicht auf Anerkennung im Rampenlicht zu verorten, ist schon fatal genug. Was aber, wenn dann plötzlich Schüsse fallen und alles außer Kontrolle gerät? Eine kluge Prämisse, die im lausigen Drehbuch von Chad und Evan Law allerdings nicht ein Deut an Substanz gewinnt. Stattdessen gibt’s in der Nachlese des Coups unreflektiertes Selbstjustiz-Gehabe, misslungene Filmzitate und bis zur Schmerzgrenze blödsinnig agierende Figuren.

    Hilflos musste Müllmann Liam Case (Cuba Gooding Jr., American Gangster) mit ansehen, wie seine Frau unter einem Autositz eingeklemmt in einem Flussbett ertrank. Als er Jahre nach dem tragischen Unfall in einem Café vor sich hinbrütet, bekommt er eine zweite Chance: Ein Wagen rauscht heran und überschlägt sich. Impulsiv hastet Liam los und rettet die kleine Marley (Sammi Hanratty, Boogeyman 2) aus dem Wrack, bevor es in Flammen aufgeht. Fortan wird er als Lokalheroe gefeiert. Um die schicke Kayla (Christa Campbell, Day Of The Dead, Cleaner) am Bankschalter anzusprechen, fehlt ihm allerdings der Mut. Liam trommelt Derek (Tommy Flanagan, Gladiator, Smokin‘ Aces), Swain (Norman Reedus, Cadillac Records) und den Rest seiner zwielichtigen Kumpels zusammen, um sie zu einem falschen Überfall zu überreden. Gesagt, getan – doch dann wird Kayla von einer Kugel erwischt und fällt nicht in die Arme ihres Retters, sondern ins Koma...

    Von hier aus hätte „Hero Wanted“ in ein packendes Schuld-und-Sühne-Drama durchstarten können. Liam aber hat nichts Besseres zu tun, als seine ehemaligen Kumpanen einen nach dem anderen ins Jenseits zu befördern. Warum eigentlich? Immerhin ist der Unfall die knallharte Folge seines eigenen, abstrusen Planes. Bedenken über die Stimmigkeit seines rabiaten Rächerauftrittes wischt er gegenüber seinem Ersatzvater Cosmo (Ben Cross, Star Trek - Die Zukunft hat begonnen) mit einem schlichten „What’s done is done!“ beiseite. Klar, dass seine alte Truppe wenig begeistert ist und en retour die kleine Marley kidnappt, um den Wüterich in seine Schranken zu verweisen. „Hero Wanted“ bietet keine einzige Figur mit Identifikationspotential, bloß einen zerstrittenen Haufen grober Unsympathen. Dagegen kann auch Cuba Gooding Jr. mit seiner sanften Stimme nicht anspielen.

    Als wäre es damit nicht genug, taucht dann noch Detective Terry Subcott (Ray Liotta, Crossing Over, GoodFellas) auf und hebt die Arschloch-Messlatte weiter an. Der Subplot um seine Versuche, die Morde aufzuklären, plätschert belanglos neben der Haupthandlung um Liam her, ohne thematisch oder dramaturgisch etwas beizutragen. Zum Schluss darf Subcott dann doch noch aufschließen und am finalen Shootout in einem stillgelegten Industriekomplex teilnehmen. Hier versucht sich Smrz am großen Vorbild John Woo, den er bis hin zur ikonographischen Sprungpose mit einer Beretta in jeder Hand kopiert. Doch schlecht geklaut ist ganz verloren. Diese einzige Actioneinlage platzt so willkürlich in den sonst so ruhigen Film herein und ist derart schläfrig inszeniert, dass das Zitat ins Leere läuft. Ebenso wie die Pulp Fiction-Referenz beim fehlgeleiteten Kopfschuss auf Kayla, der vom tumben Schützen frei nach Vincent Vegas Straßenhubbel-Ausrede gerechtfertigt wird. Ohne den ironischen Kontext eines Tarantino aber verkommt auch dieser Verweis zur hohlen Phrase.

    Alles, was an „Hero Wanted“ interessant hätte sein können, wird großräumig umgangen. Was geht in Liam vor, dass seine Schulddelegation gleich zur Mordserie ausartet? Wo ist seine Verarbeitung einstigen Ruhmes derart entgleist, dass er glaubt, nur als fingierter Held von Wert zu sein? Nichts davon wird ergründet. „Hero Wanted“ belohnt Liam für seinen diffusen Rachefeldzug, ohne sein Vorgehen auch nur einmal zu hinterfragen. Scheinbar führt Ruhm, ganz gleich wie teuer erkauft, letztendlich doch zum Ziel. „Hero Wanted“ trifft damit eine höchst fragwürdige Konklusion. Unterm Strich bleibt ein spannungsarmes und ideenloses Hin und Her zwischen kaum greifbaren Figuren.

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