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    I Am The Ripper
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    0,5
    katastrophal
    I Am The Ripper
    Von Christoph Petersen

    Nach dem großen Erfolg seines Low-Budget-Erstlings „Clerks“ hat Kultregisseur Kevin Smith sinngemäß gesagt: „Wenn sich jemand schon dazu entschließt, einen Film zu drehen, sollte er seine Comicsammlung verkaufen und seine Kreditkarten plündern, um gleich einen Spielfilm zu machen, alles andere ist Käse.“ Ein Rat, den nun leider auch der französische Regisseur Eric Anderson bei seinem Debüt „I Am The Ripper“ befolgt hat – statt mit seinen Freuden einen harmlosen Kurzfilm für den eigenen Hausgebrauch runterzukurbeln, hat er seine Low-Low-Budget-Produktion nämlich zu einem nervtötenden Langfilm aufgeblasen und diesen sogar auf dem Filmmarkt in Cannes zum Kauf feilgeboten. Herausgekommen ist eine beliebige Aneinanderreihung von Einzelszenen, die inhaltlich und inszenatorisch (außer dass halt alles verdammt mies gemacht ist) so wenig zusammenhängen, dass es schon einer fast epischen, wenn auch absolut sinnfreien Horrorstory bedurfte, um ihr Nacheinander noch irgendwie zu rechtfertigen. In fünfminütige Abschnitte zerhackt könnte man das Ganze vielleicht noch als müllige Trash-Schnipsel für YouTube verwenden. Aber da sich das 92-minütige, schlecht ausgeleuchtete und deshalb leider kaum zu identifizierende Homevideo nun einmal „Film“ schimpft, bleibt einem armen Kritiker wie mir wohl kaum etwas anderes übrig, als diesen Schrott unangespitzt in die Tonne zu treten.

    Eine typische Party – besoffene Loser diskutieren darüber, ob nun Alien oder „Predator“ aus einem Zweikampf als Sieger hervorgehen würde, die etwas angesagteren Loser ärgern sich über ihre einfach nicht von dannen ziehende Jungfräulichkeit und die richtig angesagten Typen prügeln sich um die Weiber. Plötzlich kommt Gevatter Tod vorbei und bringt alle um – gut so! Aber leider stellt sich der Gastgeber bei der mystisch-bunten Prügelei trotz übersinnlicher Tricks seitens der Gegenpartei selbst gar nicht mal so dumm an und bekommt noch eine zweite Chance – alles Weicheier! In 24 Stunden soll es zum alles entscheidenden Zweikampf Tod Vs. Peter (Nicolas Tary) auf einem – warum auch immer??? - öffentlichen Platz kommen. Zwischendurch werden aus einigen Partygästen noch Agenten des Todes, andere werden zu Engeln oder Dämonen, die sich und alle zufällig vorbeikommenden Passanten sinnfrei vermöbeln, erschießen oder abstechen. Und dass das Kunstblut pink ist, hatte bestimmt auch noch irgendeinen tieferen Sinn – meine persönliche Theorie hängt mit den mangelhaften Kochkünsten der Mutter des Special-Effects-Designers zusammen…

    Schauspielern kann hier natürlich niemand, die Kulissen sind das Kinderzimmer des Regisseurs und die Dorfkneipe um die Ecke, Kostüme musste jeder selbst mitbringen und Beleuchtung aller Art wurde komplett vergessen – für ein Hobbyprojekt sind diese Voraussetzungen sicher nicht ungewöhnlich, aber da Anderson seinen Film nun einmal für echtes Geld verkaufen will, muss man einfach andere Maßstäbe anlegen. Und weil er sich dieser Problematik anscheinend durchaus bewusst war, hat Anderson die überwiegende Anzahl der Sequenzen einfach so schnell geschnitten, dass auf den eh schon viel zu dunklen, grobkörnigen Bilder schließlich gar nichts mehr zu erkennen ist. Eigentlich ein sinniger Trick, weil gar nichts sicherlich immer noch hundert Mal besser ist als dieser „I Am The Ripper“-Schund. Nur leider gibt es zwischendurch halt auch kurze Momente, in denen man tatsächlich mal etwas Schemenhaftes ausmachen kann, und dann sieht das alles einfach so dermaßen scheiße aus, dass im Vergleich selbst das Geburtstagsvideo von Opas Sechzigstem noch als visueller Hochgenuss dastehen würde.

    Eines der Werbeargumente ist, dass „I Am The Ripper“ ultrabrutal wäre. Und wirklich gibt es Unmengen an splattrigen Szenen, da werden faustgroße Löcher in Köpfe geballert und die Gedärme einzeln aus dem vor sich hinwimmernden Körper gerissen. Und trotzdem hat der Film eine FSK-16-Freigabe bekommen. Wer jetzt glaubt, dass die altehrwürdigen Prüfer der FSK auf einem ähnlich schlechten Trip gewesen sein müssen wie der Regisseur des zu bewertenden Film, liegt aber dennoch falsch. Die Gore-Effekte sind nämlich schlicht und einfach so grottenschlecht gemacht, dass man über eine eventuelle Jugendgefährdung gar nicht weiter diskutieren muss. Aber auch Trash-Fans seien gewarnt – ernsthaft lustig ist das Ganze trotzdem nie. So ist „I Am The Ripper“ nicht mehr als eine billige Ausrede des Regisseurs, um einmal in aller Ruhe auch noch die letzte Special-Effects-Funktion des Freeware-Schnittprogramms an seinem Heimcomputer auszuprobieren. Empfehlenswert ist dieser Homevideomüll wirklich nur für all diejenigen angehenden Regisseure, die sich noch nicht so recht trauen, weil sie der Meinung sind, sie wären einfach nicht gut genug – hier können sie sich kostengünstiges Selbstvertrauen abstauben, weil schlimmer geht’s definitiv nimmer.

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