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    Catch a Fire
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Catch a Fire
    Von Deike Stagge

    Wenn Sydney Pollack (Die Dolmetscherin) und Anthony Minghella (Der englische Patient) sich zusammentun, um bei einem politischen Thriller an der Produktion mitzuarbeiten, ist das allein schon ein qualitativ hochwertiges Aushängeschild. Aber darauf ruht sich Phillip Noyces „Catch A Fire“ nicht aus - und überzeugt mit seinem dramatischen Blick in das durch das Apartheidsregime unterdrückte Südafrika.

    Der eigentlich relativ unpolitische Patrick Chamusso (Derek Luke) wird durch die Verfolgung und Misshandlung des Apartheidstaates in Südafrika, vertreten durch die Person des Sicherheitsdienstes-Mitarbeiters Nic Vos (Tim Robbins), zum Widerständler und Attentäter. Nachdem Patricks Frau Precious (Bonnie Henna) von den Agenten um Nic gefoltert wird, taucht der verzweifelte Südafrikaner unter und lässt sich von der Untergrundbewegung ANC zum Kämpfer und Bombenleger ausbilden, um einen Anschlag gegen seine ehemalige Arbeitsstätte durchzuführen: die Secunda-Ölraffinerie.

    Nachdem in den vergangenen Jahren Afrika vor allem durch den Genozid in Ruanda filmisch thematisiert wurde (wie in Hotel Ruanda oder „Sometimes In April), nimmt sich Hollywood nun des Freiheitskampfes des schwarzen Kontinents an. Mit diesem fiktiv angereicherten Drehbuch zur Geschichte des Südafrikas der 80er Jahre gibt Phillip Noyce nach seinem hochgelobten Der stille Amerikaner erneut ein politisch gefärbtes und eindrucksvolles Werk ab. Nach dem amerikanischen Eingriff in Vietnam schildert Noyce nun ungeschminkt die Gräueltaten des weißen bzw. burischen Apartheidregimes gegenüber der schwarz-afrikanischen Bevölkerung. Das Drehbuch selbst stammt übrigens aus der Feder von Shawn Slovo, der Tochter eines Aktivisten aus dieser Zeit.

    Es ist die Dichotomie der Hauptfiguren, die nach einem kleinen Stein des Anstoßes immer stärker miteinander kollidieren, welche „Catch A Fire“ vorantreibt. Tim Robbins spielt mal nicht den vordergründig netten (aber vielleicht komplett gestörten) Kerl von nebenan, sondern schafft mit seiner Ausdrucksweise einen perfiden und absolut ins System integrierten Agenten, dem jedes noch so brutale Mittel zur „Verbrechensbekämpfung“ recht ist. Denn in seiner Rechtfertigungsstrategie schützt er mit seinem kompromisslosen Vorgehen ja auch seine Frau und die jugendlichen Töchter. Hinter dieser Einstellung verbirgt sich ein kleiner, aber wichtiger Nebenschauplatz der Handlung: Nics Aktionen haben auch für die eigenen Kinder große Konsequenzen. Vor allem aber hat er kein Problem damit, Patrick trotz dünner Beweislage zu foltern und zu demütigen (wofür Nic auch noch seine eigene Familie benutzt).

    Diesem Monster im teuren Anzug steht Derek Luke (Friday Night Lights, Pieces Of April) gegenüber. Wie schon Michael Caines Charakter in „Der stille Amerikaner“ will auch Patrick zunächst nur sein Leben meistern, ohne sich in eine Aktivistenrolle hineindrücken zu lassen. Erst durch die äußeren Umstände wird er zum Handeln gedrängt; als seine Familie bedroht und misshandelt wird, sieht er sich selbst zum Gegenschlag genötigt. Neben ihm selbst üben auch seine Frau und seine Ex-Geliebte einen Einfluss

    auf das Geschehen aus, die ebenfalls beide mit den Newcomerinnen Bonnie

    Henna und Bubu Mazibuko hervorragend besetzt sind.

    Gerade diese Einbettung des dramatisch-politischen Handlungskerns in die Familienbeziehungen lässt „Catch A Fire“ über den Status „erhobener Zeigefinger“ hinauswachsen. Hier wird ein Einzelschicksal erzählt, welches für die gesamte Lage Südafrikas 1980 stehen kann und nicht der Versuch unternommen, den gesamten Freiheitskampf in einen Kinofilm zu packen. Die dicht komponierte Erzählstruktur wird von einer ruhigen Kameraführung von Ron Fortunato (Find Me guilty) und einem stimmungsvollen Soundtrack, auf dem neben afrikanischen Gesängen auch Bob Marley selbstverständlich nicht fehlen darf, unterstützt.

    Zum Ende hin zerstört Regisseur Noyce allerdings doch einen Teil der Wirkung seines Films. Natürlich sollte man in einer Besprechung wohl kaum das Filmende breittreten, aber der Zuschauer sei dennoch vor einem verkitschen Kiss-off gewarnt, in welchem Dokumentaraufnahmen von Nelson Mandela und dem echten Patrick Chamusso heranzitiert werden, um das Publikum nach so viel Folter und Gewalt nun doch noch mit einem guten Gefühl aus dem Kinosaal zu entlassen. Das passt nur leider überhaupt nicht zu der Stimmung, die „Catch A Fire“ mit seiner scharfsinnigen und nüchternen Erzählweise in den knapp hundert Minuten davor aufgebaut hat - denn das politische Drama funktioniert wunderbar ohne den Weichzeichner-Effekt.

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