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    Plan B für die Liebe
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Plan B für die Liebe
    Von Christoph Petersen

    Nach ihrer Babypause meldet sich Jennifer Lopez (Out Of Sight, Das Schwiegermonster) nun passenderweise mit einem Film zurück, der sich voll und ganz ums Kinderkriegen dreht. Nun möchte man meinen, dass das doch wie die Faust aufs Auge passt, schließlich kann die Mutter von Zwillingen ja nun jede Menge eigene Erfahrungen mit einbringen. Aber Pustekuchen: Das Drehbuch von Kate Angelo besteht nur aus Klischees und die Inszenierung von Alan Poul ist nicht nur einfallslos, sondern lässt die beiden Protagonisten auch in einem ziemlich unsympathischen Licht erscheinen. Da fällt das Daumendrücken schon mal flach. Die Chancen stehen also gut, dass Jennifer Lopez ihr Baby-Comeback mit der nicht-wirklich-romantischen Komödie „Plan B für die Liebe“ 1a versemmelt. Schließlich avancierte ein ähnlich unangenehmer Film übers Muttersein, die Indie-Komödie Motherhood mit Uma Thurman, vor einiger Zeit mit einem Einspielergebnis von lächerlichen 77 englischen Pfund zum größten Flop in der britischen Kinogeschichte.

    Zoe (Jennifer Lopez) ist Anfang 30 und noch immer auf der Suche nach dem richtigen Mann, um endlich eine Familie gründen zu können. Ihre Eltern sind schon tot, die Großmutter (Linda Lavin) knackt auch bald die 90, da ist es höchste Zeit, den Familienstammbaum zu erweitern. Doch zum Glück hat Zoe ja ihren Plan B. Und der heißt künstliche Befruchtung. Gerade wurde ihr bei einer menschenunwürdigen Prozedur der Samen irgendeines Rotschopfes in die Vagina gestopft, da trifft sie beim Streit um ein Taxi Stan (Alex O‘Loughlin), einen extrem schnuckeligen Käsefarmer, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Er wäre genau der Richtige zum Kinderkriegen. Dumm nur, dass der von ihrem gehbehinderten Hund ausgekotzte Schwangerschaftstest positiv ausfällt. Nun muss Zoe Stan irgendwie beibringen, dass sie bereits von einem Mann schwanger ist, den sie noch nie in ihrem Leben getroffen hat...

    Sympathisch? Zoe und Stan sind Hollywood-Bilderbuchmenschen. Sie hat ihre megaerfolgreiche Karriere als Businessfrau an den Nagel gehängt, um eine Tierhandlung zu eröffnen. Auf die Idee ist sie gekommen, als ihr sechsmonatiger, supersüßer, von einer Coorporate-Tierhandlungskette in Massenhaltung gezüchteter Welpe plötzlich so krank wurde, dass er sich seitdem nur noch mit Hilfe eines Rollwagens fortbewegen kann. Er hingegen hat einst die Schule abgebrochen, um ein Hotel zu führen. Doch die wilden Jahre sind längst vorbei. Inzwischen holt er seinen Abschluss an der Abendschule nach und verdient sein Geld mit der Herstellung von zu 100 Prozent organischem Käse. Seine neueste Erfindung ist ein aus zwei Ziegenmilchsorten zusammengeschütteter Superkäse, der alles vorher Dagewesene in den Schatten stellt. Ja, Zoe und Stan haben zwei Steckbriefe, die sie als die besten denkbaren Facebook-Freunde erscheinen lassen. Doch wenn der Zuschauer sie dann persönlich trifft, besinnt man sich schnell eines Besseren. Wenn Zoe schwangerschaftsbedingt Fleisch-, Soßen- und Brotmassen in sich hineinstopft, ist das keine dieser komödienüblichen charmanten Peinlichkeiten, sondern tatsächlich einfach nur peinlich. Schwangere haben eben nicht nur Heißhunger, sie fressen plötzlich auch wie die Schweine. Auch Stan fällt einem mit seinem „Kinder sind ja aber so teuer“-Geheule bald auf die Nerven. Wenigstens zieht „Moonlight“-Beau Alex O‘Loughlin oft genug sein Hemd aus, um zumindest das weibliche Publikum zu erwärmen. Sympathisch? Nö.

    Romantisch? Jetzt muss ich auch mal persönlich werden. Meine ganz und gar konservative Familienplanung sah bisher stets vor, irgendwann einmal eine Familie zu gründen und Kinder zu bekommen. Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Was Schwangerschaft und Kinderkriegen angeht, ist „Plan B für die Liebe“ eine einzige Freakshow. Vielleicht liegt das am Handlungsort New York, wo dieses Thema unter Yuppie-Müttern leidenschaftlicher ausdiskutiert wird als irgendwo sonst auf der Welt. Aber dienlich ist es der Romantik auf jeden Fall nicht, wenn Zoe und Stan einer Heim-Wasser-Geburt von Zoes Single-Mothers-Club (in dem auch nur Freaks Mitglieder sind, die ihre Kinder gerne auch mal bis zur Highschool stillen) beiwohnen, die Alan Poul wie eine Gore-Szene aus Species oder einem anderen Alien-Horrorfilm inszeniert. Das wäre an sich fast subversiv, wenn es der „Romantik“ in „Romantische Komödie“ nicht endgültig den Todesstoß versetzen würde. Wer „Plan B für die Liebe“ als typisches Date Movie begreift und seine Discobekanntschaft vom vergangenen Wochenende mit hineinschleift, darf sich zumindest sicher sein, dass aus der Sache nichts wird. Ich für meinen Teil hoffe, dass ich mich von diesem Schock bald erholen werde. Ansonsten wird meine Mutter eine ganze Weile länger auf ihre Enkel warten müssen, als sie bisher immer gehofft hat. Romantisch? Nö!

    Originell? Ja, es gibt eine einzelne Szene, in der „Plan B für die Liebe“ nicht hemmungslos abgekupfert. Sensibilisiert durch die Schwangerschaft ist es diesmal Zoe (also ausnahmsweise nicht der Mann), die vorzeitig (noch vor dem Hosenrunterlassen) zum Höhepunkt kommt. Ansonsten herrscht hingegen ein konstanter Mangel an frischen Ideen. Da frisst der Hund den Schwangerschaftstest und fängt die Tischdecke beim ersten gemeinsamen Dinner Feuer, als ob das Komödiengenre noch ein jungfräuliches wäre und exakt diese Szenen in den vergangenen 100 Jahren nicht schon x-mal zu sehen waren. Neben dem Autor dieser Kritik saßen zwei Kollegen in der Pressevorführung, die jedes Mal abklatschten, wenn sie die nächste Szene richtig vorausgeahnt haben. Man hätte meinen können, sie würden dem Applaudieren, so oft lagen sie richtig. Früher wäre die Diagnose ein Leichtes gewesen. Regisseur Alan Poul kommt halt vom Fernsehen. Aber da Fernsehserien in Sachen Innovation das Kino längst überrundet haben, ist es einfach unverständlich, warum Poul nach Regiearbeiten für solch herausragenden Serien wie „Six Feet Under“, „Rom“ oder „Big Love“ bei seinem Spielfilmdebüt plötzlich dermaßen uninspiriert zur Sache geht. Klischee war gestern, jetzt kommt „Plan B für die Liebe“. Originell? Nö!

    Fazit: „Plan B für die Liebe“ als romantische Komödie zu bewerben ist fatal. Wer nach dieser Beziehungs-Baby-Horrorshow noch einen Partner oder gar Kinder will, ist wahrhaft hart im nehmen. Da ist der beste Gag, dass sich Jennifer Lopez mit ihren 40 Jahren offenbar genötigt sieht, eine Anfang 30-Jährige zu spielen, um ihre festgefahrene Karriere noch irgendwie am Laufen zu halten.

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