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    Texas Killing Fields - Schreiendes Land
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Texas Killing Fields - Schreiendes Land
    Von Andreas Staben

    Unter den Filmemachern, deren Werke für den Wettbewerb 68. Filmfestspiele in Venedig 2011 ausgewählt wurden, tummeln sich vornehmlich international etablierte Größen - von Roman Polanski bis Johnnie To. Zu den wenigen Unbekannten in der Selektion gehörte Ami Canaan Mann, die aber trotzdem einen berühmten Namen trägt: Sie ist die Tochter von „Heat"-Regisseur Michael Mann. Nun ist ein Vergleich über die Generationen hinweg immer ein bisschen unfair - auch die Vorjahressiegerin am Lido, Sofia Coppola („Somewhere"), musste sich erst aus dem Schatten ihres Vaters Francis („Der Pate") lösen. Bei Ami Manns erster großer Produktion, dem äußerst konventionellen Crime- Drama „Texas Killing Fields", ist der Apfel dann aber doch etwas weiter vom Stamm gefallen. Da helfen auch eine prominente Besetzung und das Know-How des Vaters, der den Film produzierte, wenig.

    Texas City, Texas: Eine junge Frau wird ermordet. Die beiden Cops Mike Souder (Sam Worthington) und Brian Heigh (Jeffrey Dean Morgan) werden an den Tatort gerufen. Brian vermutet einen Zusammenhang mit einer Serie von Morden im Umland der Kleinstadt. Im unwirtlichen Sumpgebiet der sogenannten Texas Killing Fields werden immer wieder Leichen von Mädchen und jungen Frauen gefunden. Während Brian sich mit Mikes Ex-Frau Pam (Jessica Chastain), ebenfalls Polizistin, auf die Jagd nach dem Serientäter begeben will, konzentriert der sich strikt auf den neuen Einzelfall und hat mit Rule (Jason Clarke) auch schnell einen Verdächtigen im Auge. Eine weitere mögliche Spur ergibt sich, als die Polizisten bei der Familie der Ausreißerin Ann (Chloe Moretz) vorbeischauen, wo sich der sinistre Rhino (Stephen Graham) einquartiert hat. Als Anne verschwindet, nehmen die Ereignisse eine dramatische Wendung...

    „Texas Killing Fields" beginnt mit der oft eingesetzten und in vielen Fällen bereits zur leeren Phrase verkommenen Einblendung „Inspiriert von realen Ereignissen". Tatsächlich wurden in den titelgebenden Sümpfen über Jahrzehnte hinweg Dutzende von Leichen gefunden, aber das Personal und die Details des Films sind so stark fiktionalisiert, dass der Hinweis etwas effekthascherisch wirkt. Schnell stellt sich zudem heraus, dass Mann und Drehbuchautor Don Ferrarone weniger aus der Wirklichkeit zu schöpfen scheinen als aus den schon unzählige Male erzählten ähnlichen Geschichten in Film und Fernsehen. Das beginnt mit der Paarung zweier ungleicher Cops als Partner; der eine, Mike, ist dazu einheimisch, und der andere, Brian, aus New York nach Texas gekommen, nachdem einer seiner Fälle den Bach herunter gegangen ist. Wenn sich Mike über das Papstfoto im Büro des gläubigen Brian lustig macht, ist das nur ein Beispiel für die eher unbeholfene Art, in der hier die Gegensätze ausgespielt werden.

    Der Job macht einsam, Ehen scheitern – auch das sind Motive aus dem Standardrepertoire des Polizeifilms. Aber die zahlreichen Frustrationen der Hauptfiguren bleiben hier mehr oder weniger Behauptung und werden nicht erklärt. Vielmehr muss es reichen, dass sowohl Mike und Brian als auch Pam brutal auf Verdächtige einschlagen, wenn es ihnen mal wieder zuviel wird. Den Bösewichten wiederum kann man ihren Charakter an der Nase ablesen – die Figurenzeichnung ist so oberflächlich, dass sie der Spannung abträglich ist. Die Darsteller können dem Problem kaum etwas entgegensetzen. Sam Worthington („Avatar - Aufbruch nach Pandora", „Terminator: Die Erlösung") kultiviert eine grimmig-verschlossene Dauermiene und sein Lieblingssatz ist: „Dafür sind wir nicht zuständig", während der als Kontrast natürlich bis zur Selbstaufgabe engagierte Jeffrey Dean Morgen immerhin widersprüchliche Gefühle nach Außen trägt. Jessica Chastain („The Tree of Life") kann ihre Klasse in einer kleinen Rolle nur andeuten und so bleibt die von „Kick-Ass"-Star Chloe Moretz mit einer Mischung aus erzwungener Frühreife und noch sehr mädchenhaftem Trotz verkörperte Streunerin Anne die einzige wirklich interessante Figur.

    Gegenüber der holprigen Dramaturgie, den unterentwickelten Figuren und uninspiriert inszenierten Dialogszenen, gibt es aber auch Pluspunkte. Die düsteren Bilder einer wahrhaft unwirtlichen Gegend von Kameramann Stuart Dryburgh („Das Piano") sorgen in vielen Momenten für eine unverwechselbare Atmosphäre. Oft ist „Texas Killing Fields" wirklich stimmungsvoll, etwa wenn Mann sich Zeit für die Details des Kleinstadtlebens nimmt oder in der Intensität eines Regengusses schwelgt.

    Fazit: Ami Canaan Manns erst zweiter Film ist ein schablonenartiger Krimi mit einigen atmosphärischen Stärken und einem ungewöhnlichen Schauplatz, den auch die weitgehend blassen Schauspieler nicht über das Mittelmaß hinausheben können.

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