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    Masters of the Universe
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Masters of the Universe
    Von Björn Becher

    „I'll Be Back!" Mit dieser Warnung verabschiedet sich Bösewicht Skeletor am Ende von Gary Goddards „Masters Of The Universe". Doch die angekündigte Rückkehr blieb bislang aus. Bereits Ende 1987, kurz nach dem Release des Films, war ein Sequel unter der Regie von Albert Pyun (Ticker) angedacht. Es wurden sogar einige Szenen abgedreht. Doch dann geriet die Produktionsfirma Cannon Films in Finanzprobleme und entschied sich statt der teuren Fortsetzung in denselben Kulissen lieber den billigen Actioner „Cyborg" mit Jean-Claude Van Damme zu inszenieren. Seit vielen Jahren geistert nun eine Neuerzählung der Saga um den Helden He-Man durch die Kinogerüchteküche. 2004 schien es dann endlich soweit, als Fox John Woo (Red Cliff) grünes Licht gab. Doch das Projekt scheiterte an einem mangelhaften Drehbuch und Terminproblemen. Mittlerweile liegen die Rechte bei Warner und es scheint doch ein Licht am Ende des Tunnels zu geben. Erfolgsproduzent Joel Silver (Matrix) und Kung Fu Panda-Regisseur John Stevenson wollen in den kommenden Jahren einen neuen He-Man-Film auf die Beine stellen. Bis dahin müssen sich die Fans weiterhin mit der Version aus den 1980ern zufrieden geben, die beim Label Winkler Film auf einer ausgezeichneten deutschen DVD erschienen ist. „Masters Of The Universe" wurde von Fans beim Kinostart heftig kritisiert, weil sie mit vielen Änderungen und der Erde als Handlungsort gar nicht glücklich waren. Wenn man davon absieht, ist „Masters Of The Universe" aber auch heute noch ein herrlich-trashiges Vergnügen.

    Der Planet Eternia ist dem Untergang geweiht. Der böse Herrscher Skeletor (Frank Langella) hat die Zauberin von Grayskull (Christina Pickles, William Shakespeares Romeo + Julia) in seine Gewalt gebracht, um mit ihrer Macht den Planet endgültig zu unterjochen. Die wenigen Widerstandskämpfer um den muskulösen Helden He-Man (Dolph Lundgren) scheinen chancenlos. Mit seinen treuen Weggefährten, der Palastwache Man-At-Arms (Jon Cypher, „Polizeirevier Hill Street") und dessen Tochter Teela (Chelsea Field, Last Boy Scout), startet der blonde Krieger einen letzten Befreiungsversuch. Mit einem von dem Zwerg Gwildor (Billy Barty, Willow) erfundenen Cosmic-Key teleportieren sie sich mitten in Skeletors dunkle Burg. Doch dessen Truppen sind zu mächtig und die Helden müssen fliehen. Der Cosmic-Key teleportiert sie quer durch das Universum auf einen fernen Planeten namens Erde. Dort fällt Gwildors Erfindung den Menschen Julie (Courtney Cox, „Friends") und Kevin (Robert Duncan McNeill, „Star Trek – Raumschiff Voyager") in die Hände. Skeletor, der ebenfalls einen Cosmic-Key besitzt, ist He-Man und seinen Kumpanen dicht auf den Fersen. Denn nur die finale Demütigung des strahlenden Helden kann die aufrührerische Bevölkerung endgültig brechen. Mit seiner rechten Hand, der teuflisch-schönen Evil-Lyn (Meg Foster, Das Osterman-Weekend), sowie seinen besten Kriegern Blade (Anthony De Longis, Fearless), Saurod (Pons Maar, Der Blob), Beastman (Tony Carroll, „Hercules in New York") und Karg (Robert Towers, Der seltsame Fall des Benjamin Button) fällt er auf der Erde ein...

    In den Achtzigern fanden sich die Action-Figuren aus dem Hause Mattel in fast jedem Jungenzimmer wieder. Die Popularität des Franchises nahm weiter zu durch eine Zeichentrickserie, die 1983/84 produziert wurde. Eine solche Fanbase ist für ein Filmprojekt stets Segen und Fluch zugleich. Bei „Masters Of The Universe" war sie mit ein Grund für das Scheitern des Films, der gerade einmal sein Budget wieder einspielte. Der Hauptkritikpunkt war die freie Adaption. Viele Fans verkannten dabei aber, dass sich He-Man bereits zuvor gewandelt hatte. Zeichentrickserie und Spielzeugfiguren nahmen und gaben sich gegenseitig. Die Serie fügte dem Universum der Comics, die den ersten Spielzeugfiguren beilagen, neue Elemente hinzu, die dann wiederum von Mattel aufgegriffen wurden. Aus vielfältigen Gründen wurde die Zeichentrickserie von der Realverfilmung ignoriert. Wenn Hardcore-Fans beklagen, dass He-Mans wahres Ich, der leicht schüchterne Prinz Adam, nicht vorkommt, verkennen sie, dass dieser eine Erfindung der Serie und nicht Teil des ursprünglichen Figurenkonzepts war. Der eigentliche Grund für die freie Umsetzung war aber das Budget. Figuren wie der herumfliegende Wicht Orco oder He-Man treues Haustier Battle-Cat waren nicht zufriedenstellend umsetzbar. Während die schnurrende Raubkatze komplett gestrichen wurde, hielt der neu erdachte Erfinder-Zwerg Gwildor als Orco-Ersatz her.

    Mit der Erde als Handlungsort wollten die Macher auch das Mainstream-Publikum für sich erreichen. Während die „Masters Of The Universe"-Figuren gleichsam Fantasy und Science-Fiction in sich vereinen, Zauberkräfte genauso genutzt werden wie hochtechnisierte Laserkanonen, schraubt die Realverfilmung den Fantasy-Anteil gehörig zurück und verstärkt dafür die Science-Fiction-Komponente. Ursächlich dafür dürfte auch der Hype um den Krieg der Sterne und seine bis dato zwei Nachfolger Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter sein. Nicht ohne Grund erinnert der Score von Oscar-Preisträger Bill Conti (Der Stoff aus dem die Helden sind, Rocky) teilweise an das berühmte „Star Wars"-Thema von John Williams. Auch das Intro sowie die Gestaltung von Skeletors Sturmtruppen lassen eine Verwandtschaft zu George Lucas‘ Weltraum-Opus erkennen.

    Regisseur Gary Goddard, der im Audiokommentar sehr offen und ehrlich über seinen Film spricht, hatte keinen leichten Stand. Mattel überwachte jeden Schritt und Hauptdarsteller Dolph Lundgren (Universal Soldier, Black Jack), der nach dem Erfolg von Rocky IV zum Star aufgebaut werden sollte, wurde ihm vom Studio vorgeschrieben, obwohl der Regisseur Matthew Modine bevorzugt hätte. Zumindest erkämpfte sich Goddard die Freiheiten, den Stoff nicht sonderlich ernst zu nehmen. „Masters Of The Universe" kommt mit einem stetigen Augenzwinkern daher. Neben dem als Comic-Relief eingebauten Zwerg Gwildor zieht der Film einen Großteil seines reichlich vorhandenen Humors aus der Konfrontation der Eternianern mit den Lebensgewohnheiten der Erdbewohner. Auch sehr lustig: Bösewicht-Darsteller Frank Langella (Frost/Nixon, The Box, Superman Returns), der hinter seinem eindrucksvollen Totenkopf-Make-Up zwar kaum eine Chance hat, mit ausgefeilter Mimik zu glänzen, diesen Malus aber locker mit Gestik und Sprache wieder wettmacht. Seine Dialoge trägt er spitzbübisch-ironisch vor und ansonsten chargiert er wild in der Gegend herum. Zum Amüsement des Zuschauers trägt zudem der glatzköpfige Cop Lubic (James Tolkan, Zurück in die Zukunft-Trilogie) bei, der gar nicht weiß, wie ihm geschieht, wenn er immer wieder im Mittelpunkt des Geschehens landet.

    Fazit: Gary Goddard holte aus seinen begrenzten Mitteln das Beste heraus und schuf Effekte, die sich für die damalige Zeit wirklich sehen lassen konnten. Da sich die Spielzeug-Verfilmung selbst nie sonderlich ernst nimmt, bereitet „Masters Of The Universe" auch heute noch großen Spaß. Sicherlich hätte man aus dem Fantasy-Universum, das die Zeichentrickserie eingeführt hatte, noch mehr herausholen können - doch wer sich von dieser Erwartungshaltung löst, bekommt pulpig-campige Achtziger-Unterhaltung in Reinkultur geboten.

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