Schon seit über einem halben Jahrhundert sind die singenden Streifenhörnchen Alvin, Simon und Theodore mit ihren unverwechselbaren Quietsche-Stimmchen vor allem in Amerika echte Stars. Mit dem Kinoabenteuer Alvin und die Chipmunks, in dem Realfilm und Computeranimation geschickt kombiniert wurden, traten die niedlichen Nager vor zwei Jahren dann an, um runderneuert die ganze Welt zu erobern. Und mit einem globalen Einspielergebnis von mehr als 350 Millionen Dollar kann dieses Vorhaben nur als gelungen betrachtet werden. Eine Fortsetzung war also schnell beschlossene Sache und so kommen die unwahrscheinlichen Popstars 2009 erneut im kassenträchtigen Weihnachtsgeschäft zum Einsatz. Während der erste Film noch mit einigen putzigen Pluspunkten aufwarten konnte, erfüllt der von Betty Thomas inszenierte „Alvin und die Chipmunks 2“ nahezu jedes Klischee über lieb- und einfallslose Fortsetzungen, die scheinbar allein aus finanziellen Erwägungen entstanden sind. Da hilft es auch nichts, dass Alvin und seine Brüder diesmal weibliche Unterstützung durch die „Chipettes“ bekommen und damit auch die zeitgemäß aufgemotzte Girlie-Variante des Streifenhörnchen-Kults ihren Auftritt bekommt.
Bei einem Benefiz-Auftritt mit seinen Chipmunk-Brüdern verursacht Alvin einen Unfall, der Dave (Jason Lee), den Vormund der drei kleinen Nager, für längere Zeit außer Gefecht setzt. Die Streifenhörnchen landen vorübergehend in der Obhut von Daves Cousin Toby (Zachary Levi), dem die Aufgabe jedoch über den Kopf zu wachsen droht. Und auch für Alvin, Simon und Theodore ist es keine leichte Zeit, denn der erste Schultag erweist sich als echter Alptraum: Die Chipmunks werden von Sport-Ass Ryan (Kevin G. Schmidt, Butterfly Effect) und seinen Kumpanen böse drangsaliert. Als sich die Streifenhörnchen schließlich wehren, landen sie im Büro der Direktorin Dr. Rubin (Wendie Malick, Im Rennstall ist das Zebra los!). Die entpuppt sich glücklicherweise als heimlicher Chipmunks-Fan und möchte, dass ihre Lieblinge in einem Musik-Wettbewerb für die Schule antreten. Doch schon bald gibt es unerwartete Konkurrenz für Alvin und Co.: Ihr skrupelloser Ex-Manager Ian (David Cross) will die Chipmunks mit ihrem weiblichen Pendant, den Chipettes, ausstechen...
Wie im ersten Teil ist das Zusammenspiel der realen Akteure mit den animierten Protagonisten technisch perfekt gelungen. Die tierischen Helden sind überzeugend integriert, bei einer Verfolgungsjagd mit einem Miniatur-Motorrad und einem ferngesteuerten Spielzeug-Hubschrauber werden die digitalen Möglichkeiten genüsslich zur Schau gestellt. Hier zeigt sich aber auch ein entscheidender Unterschied zum Vorgängerfilm: Wo Tim Hill („Muppets aus dem All“) gelegentlich noch ein Bemühen um Zwischentöne spüren ließ und auch einmal das Tempo herausnahm, treibt Betty Thomas (Rache ist sexy, I-Spy) das Geschehen unentwegt und mit ernüchternder Eintönigkeit voran. So sind die brüderlichen Konflikte um den vorlauten Alvin und den harmoniebedürftigen Theodor nur ein Handlungsmotor und ihre Lösung zeugt nicht von Einsicht, sondern von Berechnung. Schließlich wird Alvins Egotrip bei der eröffnenden Konzertsequenz und später bei einem Footballspiel ausführlich zelebriert, über das Problematische seines Verhaltens wird dagegen weitgehend hinweggegangen. Die Eindimensionalität der Handlung als Ganzes kennzeichnet leider auch die allermeisten Einzelszenen und die Darstellung der Figuren. Nur musikalisch ist der neue Film auch durch den Beitrag der Chipettes (etwa mit Beyoncés „Single Ladies“) etwas abwechslungsreicher, aber der unverkennbare Hochfrequenz-Sound bleibt nach wie vor nur etwas für Fans.
David Cross' (Arrested Development, Year One) Ian mutiert vom aalglatten Plattenmanager mit Egoproblem aus Teil eins nun zum rachesüchtigen Sadisten ohne einen Anflug von Cleverness. Nebenfiguren wie die Rowdys an der Schule werden zu lieblosen Karikaturen und Zachary Levi („Chuck“) als Toby ist ein absolut ahnungsloser Loser, der sich ausschließlich für Videospiele interessiert. Er ist eher Nervensäge als Sympathieträger und kann Jason Lee (Chasing Amy, Almost Famous, „My Name Is Earl“), der hier nur wenige kurze Auftritte absolviert, in keiner Sekunde ersetzen. Der Eindruck von lieblosem Stückwerk wird noch dadurch verstärkt, dass die Macher nicht durchgehend kindgerecht erzählen und sich etwa eine Hannibal-Lecter-Anspielung nicht verkneifen können. Diese Strategie der Anbiederung bei ganz unterschiedlichen Zielgruppen ist schon bei G-Force, einem weiteren Nager-Nonsens, nicht aufgegangen. Und die „Chipettes“ Britanny, Jeanette und Eleanor, die in der deutschen Fassung von den Pro-7-Popstars von Queensberry gesprochen werden, scheinen selber einer Casting-Show entsprungen. Wenn zum Schluss doch irgendwie alles zusammenpasst, dann ist das das Ergebnis von Marktanalyse und Produzentenkalkül und ganz sicher nicht das Ende einer sehenswerten Geschichte.