Das vielfach adaptierte französische Volksmärchen „Die Schöne und das Biest" erzählt eine zeitlose Geschichte von innerer Schönheit und wahrer Liebe. Regisseur Daniel Barnz („Phoebe im Wunderland") überträgt das Grundgerüst des Märchens in seinem romantischen Drama „Beastly" unter leicht veränderten Vorzeichen in ein amerikanisches Highschool-Setting der Gegenwart und scheitert dabei spektakulär. Neben den durchweg platten Dialogen ist es vor allem der jederzeit konstruiert wirkende Verlauf der Handlung, der „Beastly" in die Bedeutungslosigkeit abstürzen lässt.
Der 17-jährige Kyle Kingson (Alex Pettyfer) ist der bestaussehende Schüler seiner Highschool in Manhattan und lebt rücksichtslos nach dem Motto, dass nur schönen Menschen ein erfolgreiches Leben und Respekt gebühren. Als er seine Gothic-Mitschülerin Kendra (Mary-Kate Olsen) bloßstellt, wendet diese einen Zauberspruch an, der Kyle seiner Schönheit beraubt: Mit Tattoos und Narben überzogen, voller Piercings und ohne Haare blickt der junge Mann entsetzt in den Spiegel. Den Fluch kann Kyle nur bannen, wenn er innerhalb eines Jahres ein Mädchen findet, das ihm trotz seines Aussehens seine Liebe gesteht – ansonsten muss er für immer als „Biest" durchs Leben gehen. In seiner liebenswerten Mitschülerin Lindy (Vanessa Hudgens) scheint Kyle fündig geworden zu sein, doch der Weg zum Liebesgeständnis ist lang...
Worauf „Beastly" hinaus will, ist von Anfang an klar: Kyle soll seine nun nach außen gekehrte innere Hässlichkeit hinterfragen und so zu der Überzeugung gelangen, dass nicht allein der Grad an Attraktivität die Menschen in Gewinner und Verlierer unterteilt. Ziemlich rasch schafft „Beastly" die Voraussetzungen für die Entwicklung seines Protagonisten. Postwendend verlässt ihn sein Vater und bringt ihn gemeinsam mit der Haushälterin Zola (Lisa Gay Hamilton) und dem blinden Hauslehrer Will (Neil Patrick Harris) in einer abgeschiedenen Wohnung in Brooklyn unter. Der entstellte Kyle, der sich fortan Hunter nennt, geht nur nachts auf die Straße und zieht sich aus dem Leben vollkommen zurück. Als er merkt, dass seine vormaligen Freunde von der Highschool glücklich über das Verschwinden des herrischen Narzissten sind, bricht seine Welt endgültig zusammen – zumindest bis zu jener hanebüchenen Wendung, aufgrund derer die schöne Lindy schließlich in Kyles Wohnung einziehen muss.
Regisseur Daniel Barnz inszeniert das alles ohne Raffinesse und oft unfreiwillig komisch. Alle Szenen stellen ihre dramaturgische Funktion unübersehbar heraus und lassen „Beastly" zu jeder Zeit konstruiert erscheinen, zumal das Drehbuch die Wendungen und Schlüsselmomente nicht aus den Figuren heraus entwickelt, sondern permanent Behauptungen aufstellt. Kyles zentrale Entwicklung vom fiesen Schönling zum empathischen Freak büßt auf diese Weise über Gebühr an Glaubhaftigkeit ein.
Jungschauspieler Alex Pettyfer („Ich bin Nummer Vier"), der hier seine erste Hauptrolle bestreitet, strotzt seiner Figur nicht mehr als eine Handvoll Gesichtsausdrücke ab, was jedoch nicht nur seinen limitierten darstellerischen Fähigkeiten, sondern ganz wesentlich auch den banalen Dialogen und der ideenlosen Inszenierung zuzurechnen ist. Wenn Kyle auf dem Weg zum besseren Menschen zu neuen Einsichten gelangt, honoriert das die Tonspur immer wieder aufs Neue mit konspirativer Musik, während Alex Pettyfer den jeweiligen Aha-Effekt stets mit einem Lächeln begrüßt. Die weibliche Hauptfigur ist sogar noch limitierter: Lindy schwärmt von romantischer Liebe, ist reizend, trällert fröhlich Lieder und watschelt wie das mutmaßliche Vorbild Zooey Deschanel („(500) Days of Summer") mit großen Augen durch die Gegend – das war‘s, mehr Individualität gesteht das Drehbuch der jungen Frau nicht zu, der auch Vanessa Hudgens („High School Musical") kein nachvollziehbares Profil verleihen kann. Der einzige Lichtblick im öden Figurenensemble ist der von Neil Patrick Harris verkörperte Hauslehrer. Der aus der Kultserie „How I Met Your Mother (How I Met Your Mother)" bekannte Darsteller bringt als einziger der Beteiligten genügend Charisma mit, um gegen das verkorkste Skript anzuspielen.
Wenn der Plot eines Films so einfach gestrickt ist wie der von „Beastly", sollte wenigstens die Inszenierung dem Ganzen eine weitere Bedeutungsebene oder wenigstens ein bisschen Spannung verleihen. Regisseur Daniel Barnz setzt die Märchengeschichte jedoch dermaßen plump und austauschbar um, dass „Beastly" unter dem Strich weder ein Mindestmaß an Anspruch noch gelungene Unterhaltung zu bieten hat. Allenfalls Fans der Hauptdarsteller Alex Pettyfer und Vanessa Hudgens dürften der Teenie-Schmonzette so noch etwas Positives abgewinnen können.